Radsport Kluge glücklich über ersten Triumph

Muggio · Radprofi Roger Kluge musste lange auf diesen Tag warten: Im sechsten Profijahr landete er seinen großen Coup und gewann die 17. Etappe des Giro d'Italia so cool, dass es nach Routine aussah.

Roger Kluge konnte endlich mal selbst den Sekt versprühen.

Foto:  ALESSANDRO DI MEO

Am Start der 17. Etappe in Molveno war Roger Kluge ziemlich bedient. Am Abend vorher hatte Michel Thétaz, der Chef seines Schweizer Rennstalls IAM, das Aus für 2017 angekündigt.

Fünf Stunden nach dem Startschuss war der lange Sprinter aus Eisenhüttenstadt so glücklich wie noch nie in seinen sechs Profijahren.

Zum ersten Mal hatte es mit dem ganz großen Erfolg geklappt - der Wasserträger stand als Etappensieger des 99. Giro d'Italia in Cassano d'Adda ganz allein im Rampenlicht. Der 30-Jährige musste mit keinem teilen.

"Mir fehlen die Worte - ein Traum", stammelte Kluge nach seinem Coup, der die Rundfahrt nach den Etappensiegen der Topsprinter Marcel Kittel (Zwei) und André Greipel (drei) endgültig zum "Giro tedesco", zum deutschen Giro machte. "Als ich hinter Pozzato als erster aus der letzten Kurve kam, war der Zielstrich nicht mehr weit. Es war ein seltsames Gefühl, als ich an Pozzato vorbeifuhr", sagte der Bahn-Vize-Weltmeister im Omnium.

Trotz der Meute des jagenden Feldes mit den geschlagenen Lokalmatadoren Filippo Pozzato, Giacomo Nizzolo und Sacha Modolo im Rücken, hatte Kluge sogar noch Zeit, sich aufzurichten, umzudrehen und mit erhobener rechter Faust über die Linie zu rollen: Cooler Kluge. Bisher war er mehr durch bedingungslose Loyalität und besondere Eleganz auf dem Rad aufgefallen. Jetzt lieferte er den Beweis, auch auf der Straße zu den Schnellsten zu gehören.

Und Kluge hat noch Appetit auf mehr. Im Vorjahr wurde der Lausitzer, der im kommenden Jahr vielleicht ein Kandidat für die expandierwillige Bora-Argon-Mannschaft sein könnte, auf der Giro-Schlussetappe Dritter. Das soll am Sonntag in Turin besser werden. "Der Sieg von Cassano wird mir bei der Suche nach einem neuen Team definitiv helfen", erklärte Kluge und schätzte die Marktlage damit richtig ein.

Im Ziel fiel Kluge jedem seiner Team-Kollegen in die Arme. Kapitän Heinrich Haussler freute sich ehrlich mit dem Silbermedaillengewinner von Peking. "Wenn es einer verdient hat - dann Roger. Auf ihn kann man sich im Team immer verlassen", sagte der Deutsch-Australier, für den im Etappen-Finale beim Vermögens-Verwalter IAM eigentlich gefahren werden sollte. Aber in der Hektik der letzten zwei Kilometer war Haussler vom Hinterrad Kluges verschwunden und der Lausitzer versuchte es auf eigene Kappe.

Mit seinem Erfolg bereicherte er die Giro-Statistik: Kluge schaffte den 32. Sieg eines deutschen Radprofis beim Giro seit 1932. Kein anderes Land ist nach Etappensiegen gerechnet (sechs) bei der 99. Austragung erfolgreicher.