"Scheiß-Wettkampf" Kugelstoßer Storl enttäuscht als WM-Zehnter

London · Nach Gold und Gold und Silber hat David Storl diesmal schwer enttäuscht. Deutschlands bester Kugelstoßer ging im WM-Finale leer aus - er verpasste sogar den Endkampf der besten Acht. Weltmeister wurde überraschend der Neuseeländer Tomas Walsh

 Kugelstoßer David Storl hat das Finale der letzten Acht bei der Leichtathletik-WM in London verpasst.

Kugelstoßer David Storl hat das Finale der letzten Acht bei der Leichtathletik-WM in London verpasst.

Foto: Rainer Jensen

Ein Jahr nach Platz sieben bei Olympia in Rio hat Kugelstoßer David Storl die nächste bittere Pleite erlebt.

Nach einer ganz schwachen Leistung schied der 27 Jahre alte Leipziger bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London sogar schon vor dem Medaillen-Endkampf der besten Acht aus. 20,80 Meter reichten nur zum zehnten Platz. "Das war einfach ein Scheiß-Wettkampf", fluchte der Olympia-Zweite von 2012.

Der Weltmeister von 2011 und 2013 fand nie in den Wettkampf und kam nicht annähernd an seine Saisonbestleistung von 21,87 Meter heran. "Es war kein mentales, sondern ein technisches Problem - es war mein drittschlechtester Wettkampf in diesem Jahr", sagte der Schützling von Trainer Sven Lang und war völlig ratlos: "Das darf bei einer WM nicht passieren."

In der Qualifikation war Storl mit 21,41 Metern noch zweitbester Mann hinter dem Neuseeländer Tomas Walsh, der im Finale alle Amerikaner hinter sich ließ und mit 22,03 Metern erstmals Gold gewann. Silber holte sich Joe Kovacs (USA) mit 21,66 Metern vor dem Kroaten Stipe Zunic (21,46).

Die Ausscheidung sollte Storl eigentlich Selbstvertrauen gegeben haben. Doch im Finale wurden die Karten neu gemischt - und der 125-Kilo-Mann zeigte Nerven: Die beiden ersten Versuche waren ungültig, der dritte war viel zu kurz. Aus und vorbei!

Dabei schien Storl nach dem holprigen Saisonstart zuletzt immer besser in Form zu kommen. "Wir haben gut trainiert und uns schon gut vorbereitet", versicherte er vor der WM - und meinte damit auch seinen neuen Mentalcoach Matthias Große, mit dem er seit dem Frühjahr zusammenarbeitet. Der Lebensgefährte von Eisschnelllauf- Olympiasiegerin Claudia Pechstein soll ihn vor allem in schwierigen Phasen motivieren. Dann ist er jetzt gleich gefragt.

Platz sieben bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio markierten den Tiefpunkt in Storls schon in jungen Jahren höchst erfolgreicher Karriere. Schon jetzt sind die Sommerspiele 2020 im Fokus - und ehrgeizige Ziele. "Um Olympiasieger in Tokio zu werden und 23 Meter zu stoßen, haben wir noch viel Arbeit vor uns", sagte Große kürzlich im Trainingszentrum Kienbaum.

Storl war 2011 in Daegu/Südkorea im Alter von 21 Jahren und 37 Tagen der jüngste Kugelstoß-Weltmeister der Leichtathletik-Geschichte. Auch 2013 in Moskau holte er sich WM-Gold; vor zwei Jahren in Peking musste er sich nur dem Amerikaner Joe Kovacs geschlagen geben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort