6:3, 6:4-Sieg gegen Djokovic Mission erfüllt: Murray auf dem Tennis-Thron

London · 2016 war das Jahr des Andy Murray. In der zweiten Saisonhälfte ist der Schotte beinahe nicht mehr zu schlagen. Statt nach zwei Wochen schon wieder vom Spitzenplatz abgelöst zu werden, könnte der Brite sich nun für lange Zeit ganz oben festsetzen.

 Andy Murray triumphiert bei den ATP-Finals in London.

Andy Murray triumphiert bei den ATP-Finals in London.

Foto: Andy Rain

Nach dem erfolgreichsten Jahr seiner Tennis-Karriere wollte der hochdekorierte Weltranglistenerste Andy Murray einfach nur in die Heimat.

Statt bei Feuerwerk und Konfettiregen die nächsten großen Ziele auszurufen oder seine glänzenden Zukunftsaussichten zu bejubeln, dachte der Schotte erst einmal an die freie Zeit nach einer kräftezehrenden und langen Saison. "Ich freue mich, jetzt endlich wieder nach Hause zu kommen. Wieder in meinem eigenen Bett zu schlafen und meine Familie zu sehen", sagte Murray.

Wimbledon-Gewinner, Olympiasieger, ATP-Weltmeister, Nummer eins der Welt und das alles in weniger als einem halben Jahr: Ungläubig hatte der 29-Jährige am Sonntagabend ins Publikum gestarrt, bevor er den 6:3, 6:4-Sieg gegen Dauergegner Novak Djokovic im Finale der ATP-WM begriffen hatte. "Ich habe das niemals erwartet. Die letzten Monate waren die besten meiner Karriere. Diese Partie war der perfekte Weg, die Spielzeit zu beenden", sagte der Brite.

24 Partien und fünf Turniere in Serie gewann er zum Jahresende, seit über zwei Monaten hat Murray kein Spiel mehr verloren. Nach dem Siegeszug ist nun erstmal Zeit für den Urlaub: Zwei Wochen, die Hochzeit seines Vaters in Schottland inbegriffen, erwarten ihn in der Heimat, bevor es noch vor Weihnachten schon wieder zum Trainieren nach Miami geht.

Mit einem neuen persönlichen Bestwert von 12 685 Punkten überwintert der Olympiasieger von Rio nun auf dem Tennis-Thron. Damit steht er fast 1000 Zähler vor Becker-Schützling Djokovic, der die Rückkehr auf Platz eins mit dem verlorenen Finale bei der ATP-WM verpasste. "Eigentlich dachte ich, dass ich erst Anfang nächsten Jahres eine Chance auf Platz eins im Ranking haben würde", sagte der erstaunte Murray, der sich nach der Zeremonie mit seinen zwei großen silbernen Pokalen vom euphorischen britischen Publikum verabschiedete.

Dass er seinen serbischen Widersacher schon jetzt überholt hat, gibt ihm glänzende Perspektiven für das Jahr 2017: Während Murray in der ersten Jahreshälfte nicht viele Punkte zu verlieren hat, muss Djokovic bei den Australian Open, den French Open, in Indian Wells und Miami jeweils den Titel verteidigen, um keine weiteren Zähler einzubüßen. Bis zum Wimbledon-Turnier im kommenden Juli dürfte der Schotte also kaum vom Top-Platz zu verdrängen sein. "Epischer Start in das Jahr von Novak, episches Finish in diesem Jahr von Andy", twitterte der sechsmalige ATP-WM-Sieger Roger Federer.

"Er ist definitiv die Nummer eins der Welt. Er ist der beste Spieler und er verdient es, diesen Titel zu gewinnen", lobte auch Djokovic. Im sechsten Anlauf hatte er erstmals das Endspiel beim Jahresabschluss in der britischen Hauptstadt verloren. "Wir sollten Andy diesen Moment ein bisschen genießen lassen und nicht jetzt schon Fragen zur neuen Saison stellen", forderte der Serbe.

Die wichtigste Frage zu seiner eigenen Zukunft im Jahr 2017 blieb zunächst unbeantwortet: Ob er weiterhin mit Trainer Boris Becker zusammenarbeitet oder nicht. Immerhin hatte Djokovic nach einer mental schwierigen Phase im zweiten Halbjahr bei den World Tour Finals wieder zu seiner Form zurückgefunden und souverän das Finale erreicht. Dort musste er sich einem stärkeren Gegner geschlagen geben, wie er selbst einräumte: "Es gab keine seriöse Chance für mich, dieses Spiel zu gewinnen." Genau das möchte der einstige Dauersieger Djokovic im kommenden Jahr wieder ändern.

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