Golf Nächste Schlappe: Ryder Cup nicht in Bad Saarow

Wentworth · Rom statt Bad Saarow: Der Ryder Cup 2022 wird nicht in Deutschland, sondern in Italien ausgespielt. Dabei galt die deutsche Bewerbung als Favorit. Sport-Deutschland muss die nächste Schlappe verkraften.

 Deutschland hatte sich mit dem Golfplatz in Bad Saarow beworben.

Deutschland hatte sich mit dem Golfplatz in Bad Saarow beworben.

Foto: Patrick Pleul

Das nächste große Sport-Event geht an Deutschland vorbei. Der Ryder Cup der Golfer wird 2022 nicht im brandenburgischen Bad Saarow, sondern in Rom ausgespielt.

Der Veranstalter Ryder Cup Europe kürte in seiner Zentrale im englischen Wentworth überraschend Italiens Hauptstadt zum Ausrichter der 44. Auflage des prestigeträchtigen Kontinentalvergleichs der besten Profis aus Europa und den USA. Nach den gescheiterten Olympia-Kandidaturen von München (2022) und Hamburg (2024) muss der deutsche Sport eine weitere Schlappe hinnehmen.

Der Ryder Cup zählt weltweit zu den größten Sportveranstaltungen mit den höchsten TV-Einschaltquoten. Den Ryder Cup im vergangenen Jahr im schottischen Gleneagles sollen sich weltweit mehr als eine halbe Milliarde Menschen am Fernseher angeschaut haben.

Deutschlands Top-Golfer Martin Kaymer gratulierte den Italienern, zeigte sich aber "enttäuscht darüber, dass Deutschland erneut die Zustimmung nicht bekommen hat. Leider wird es jetzt für mich ein unerfüllter Traum bleiben, Deutschland, Europa und alles, was zum Ryder Cup gehört, in meinem Heimatland repräsentieren zu dürfen", teilte er auf seiner Facebook-Seite mit. Kaymer hatte den Ryder Cup bei seinen drei Starts - 2010, 2012 und 2014 - auch dreimal gewonnen. 2012 bescherte der Profi aus Mettmann mit seinem siegbringenden Putt den Europäern das "Wunder von Medinah".

Die Absage für den Kurort am Scharmützelsee rund 70 Kilometer südöstlich von Berlin kam überraschend. Lange galt die deutsche Bewerbung als Favorit. "Das ist schade. Natürlich sind wir enttäuscht. Wir hatten eine super Bewerbung abgegeben", sagte Marco Kaussler, Leiter der deutschen Ryder-Cup-Bewerbung und Geschäftsführer der RC Deutschland GmbH. "Das deutsche Gesamtpaket war aus unserer Sicht sehr stark und konkurrenzfähig."

Politik, Wirtschaft und Sport haben laut Kaussler geschlossen hinter dem "vernünftigen und nachhaltigen Konzept" gestanden. Die neuerliche Bewerbung hatte die Rückendeckung des Landes Brandenburg und des Bundes. Das Bundesfinanzministerium gewährte den Organisatoren schon vor der Abstimmung eine Steuererbefreiung. Vor vier Jahren war das nicht der Fall. Damals hatte die Bewerbung um den Ryder Cup 2018 nicht die Rückendeckung aus der Politik. Am Ende machte Frankreich das Rennen.

Die neuerliche Absage soll nach dpa-Informationen finanzielle Gründe haben. Demnach war die Bewerbungs-GmbH nicht bereit, auf eine entsprechende Forderung des Veranstalters hin ihr zweistelliges Millionen-Gebot unmittelbar vor der Entscheidung noch zu erhöhen.

Auch beim deutschen Golf Verband (DGV) reagierte man enttäuscht: "Die deutsche Bewerbung ist in enger Absprache mit allen Beteiligten bis an die Grenze dessen gegangen, was vernünftiger Weise in der aktuellen Situation darstellbar war", sagte dessen Präsident Claus M. Kobold. Die DGV-Mitglieder hätten den deutschen Ryder Cup mit einer Finanzierungsumlage von rund 18 Millionen Euro unterstützt. "Mehr Geld konnte unter den gegebenen Bedingungen nicht generiert und in den Ryder Cup investiert werden. Wir wollten den Ryder Cup in Deutschland haben, aber nicht um jeden Preis", sagte Kobold weiter.

Der neue Chef der European Tour, Keith Pelley, gratulierte Italien zu seiner gelungenen Bewerbung: "Es ist klar, dass die Ewige Stadt Rom eine wunderbare Kulisse für eine der größten Events im Welt-Golf bietet." Austragungsort 2022 wird der Marco Simone Golf und Country Club vor den Toren der italienischen Hauptstadt sein.

Der Ryder Cup wird alle zwei Jahre abwechselnd in Europa und den USA ausgespielt. Der nächste Kontinentalvergleich findet im Herbst 2016 im Hazeltine National Golf Club im US-Bundesstaat Minnesota statt.

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