Tom Bradys Karriereende Der Größte aller Zeiten geht in den Ruhestand

Bonn · Quarterback-Superstar Tom Brady geht nach 22 Football-Jahren in der NFL in den Ruhestand. Der 44-jährige Spielmacher der New England Patriots und Tampa Bay Buccaneers hinterlässt jede Menge Rekorde für die Geschichtsbücher.

 Akribischer Arbeiter und erfolgreicher Superstar: Quarterback Tom Brady.

Akribischer Arbeiter und erfolgreicher Superstar: Quarterback Tom Brady.

Foto: dpa/Gary Landers

Football-Karrieren dauern selten länger als zehn Jahre. Zu sehr zehrt der physische Kontaktsport am Körper, gehören zum Teil auch schwere Verletzungen zum Alltag. Und selbst für Quarterbacks, die von ihren Mitspielern besonders geschützt werden, bedeuten im Alter schwindende Schnelligkeit, Mobilität, Kraft und nachlassende Wurfstärke, dass mit Mitte 30 das Ende des Profisports naht und die Leistung manchmal von einem aufs andere Jahr dramatisch nachlässt. 

Einzig Tom Brady scheint das nicht zu interessieren. Der Spielmacher der Tampa Bay Buccaneers agierte auch in dieser Saison wieder auf Top-Niveau, gehörte zu den besten Quarterbacks der US-Profiliga NFL. Er führte die Liga in geworfenen Yards (5316), erfolgreichen Würfen (485) und Touchdowns (43) an. Und an Brady lag es nicht, dass für das Team aus Florida vorige Woche im Playoff-Viertelfinale Endstation war.

Doch nun scheint auch für Brady die Zeit reif zu sein. Nachdem es bereits am Wochenende Spekulationen gegeben hatte, gab der 44-Jährige am Dienstag auf Instagram offiziell bekannt, dass er Helm und Football-Schuhe endgültig an den Nagel hängt. Nach 22 Jahren in der NFL. Der beste Quarterback, nein, der beste Football-Spieler aller Zeiten, verlässt das Spielfeld nach 243 Siegen und nur 73 Niederlagen für immer und hinterlässt einige unglaubliche Rekorde für die Geschichtsbücher.

Kein leichter Schritt für Brady

Dass der Ruhestand eine Option ist, deutete der Ehemann von Top-Model Gisele Bündchen und Vater dreier Kinder bereits in der vergangenen Woche an. In den sozialen Medien gab er nun einen Einblick, wie schwer es auch für ihn ist, in seinem Alter noch Top-Leistungen zu bringen. „Meine Teamkollegen, Trainer, Mitstreiter und Fans verdienen 100 Prozent von mir“, schrieb Brady, „aber im Moment ist es das Beste, wenn ich das Spielfeld der nächsten Generation engagierter Sportler überlasse.“ Und weiter: „Es braucht 100-prozentiges Engagement, wenn man Erfolg haben will. Und jeder Tag ist eine physische, mentale und emotionale Herausforderung, wenn man sein ganzes Potenzial abrufen will.“

Zum Erfolg gebe es keine Abkürzung, weder auf dem Feld noch im Leben. „Meine Karriere war eine nervenaufreibende Reise, weit jenseits dessen, was ich mir hätte vorstellen können, und voller Höhen und Tiefen“, so Brady. „Dies ist schwierig zu schreiben, aber: Ich werde diese Hingabe zum Sport nicht mehr leisten.“ Es sei an der Zeit, sich anderen Projekten, seinen Kindern und seiner Ehefrau Gisele zuzuwenden: „Ich liebe dich, Liebe meines Lebens“, schrieb er bei Twitter und setzte ein Herzchen dahinter. „Ich fühle mich wie der glücklichste Mensch der Welt.“

„The Goat“, der Größte aller Zeiten, hinterlässt eine Karrierestatistik, die so schnell wohl niemand brechen wird.  Er prägte seinen Sport wie kein anderer und stieg dadurch nicht nur zum Multi-Millionär auf, sondern auch zu einer der Sport-Ikonen der USA.

Schwieriger Karrierestart

Dabei hatte es zu Beginn seiner Karriere nicht danach ausgesehen. Thomas Edward Patrick Brady jr. wurde im Jahr 2000 von den New England Patriots bei der Auswahl der College-Talente, dem sogenannten Draft, an 199. Stelle ausgesucht. Bedeutet: Das Team aus Boston sah bestenfalls einen Perspektivspieler in ihm. Brady war der vierte Quarterback im Team der Patriots.

Doch schon im zweiten Jahr avancierte der gebürtige Kalifornier zum Stammspieler auf der Quarterback-Position. Und mit ihm begann die Erfolgsgeschichte der bis dato ziemlich erfolglosen Patriots. Noch in der gleichen Saison gewann Brady mit seinem Team den ersten Super Bowl und startete eine bis dato im Football nie dagewesene Erfolgsgeschichte.

Tom Brady beendet Karriere - Bilder vom Quarterback
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Bilder aus der Karriere von Tom Brady

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Foto: dpa/Darron Cummings

Der Disziplin-Fanatiker setzte auf eine bis ins kleinste Detail geplante Vorbereitung. Auf jedes Training. Auf jedes Spiel. Auf jeden Gegner. Akribie und völlige Hingabe verlangte Brady nicht nur von sich, sondern auch von seinen Trainern und Mitspielern. Der Superstar überließ nichts dem Zufall. Dazu zählte auch ein strenger Ernährungsplan mit 80 Prozent Gemüse. Die übrigen 20 Prozent waren Steaks von nur mit Gras gefütterten Rindern, Ente, wilder Lachs und ab und an Hühnchen. Kaffee, weißer Zucker und Kohlenhydrate standen gar nicht auf dem Speiseplan.

Auch Nachtschattengewächse wie Tomaten und Pilze sowie Früchte gab es nur selten. Auch wenn manche das für übertrieben hielten: Der Erfolg gab ihm recht. Sein Körper ließ ihn selten im Stich, abgesehen von einer Verletzung, die ihn 2008 für eine Saison aus dem Verkehr zog.

Nur Lob für den Quaterback

Selbst als die Patriots 2020 den Vertrag mit dem Superstar nicht mehr verlängern wollten – seine sensationelle Karriere hätte da schon mehrfach für die Hall of Fame, die NFL-Ruhmeshalle der Besten, gereicht –, ließ Brady nicht locker. In Tampa Bay setzte er seine Karriere fort, wo er mit den Buccaneers auf Anhieb noch einen Super Bowl gewann, seinen siebten.

Liga-Boss Roger Goodell würdigte Brady als „einen der größten Sportler, die je in der NFL gespielt haben. Ein unglaublicher Wettkämpfer und Anführer. Tom hat jeden um ihn herum besser gemacht und in den wichtigsten Momenten immer seine besten Leistungen gebracht. Es war ein Privileg, ihn spielen zu sehen“.

Auch der deutsche Super-Bowl-Gewinner Sebastian Vollmer lobte seinen Ex-Mitspieler: „Er ist ein lebenslanger Freund. Wir können uns glücklich schätzen, in so einer Ära des Footballs gelebt zu haben. Solche Sportler gibt es nicht alle paar Jahre. Er zählt zu den größten Sportlern der Welt, die es je gegeben hat. Er steht für mich in einer Reihe mit Michael Jordan, Muhammad Ali oder Pele.“

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