Großes Faninteresse Die NFL kommt für ein reguläres Saisonspiel nach München

München · Die US-Football-Liga NFL trägt am Wochenende zum ersten Mal ein reguläres Saisonspiel in Deutschland aus. Dazu wird die Allianz Arena in München umgebaut. Deutschland-Chef Alexander Steinforth erhofft sich von der Partie großes Fanwachstum.

Das erste reguläre Saisonspiel der NFL in Deutschland findet in der Allianz Arena in München statt.

Das erste reguläre Saisonspiel der NFL in Deutschland findet in der Allianz Arena in München statt.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Viel besser hätte es für die deutschen Fans der National Football League (NFL) wohl kaum laufen können. Zum ersten Mal kommt die US-Profi-Liga mit einem regulären Saisonspiel nach Deutschland – und sie bringt gleich ihren wohl bekanntesten Star mit. Wenn am Sonntag die Tampa Bay Buccaneers auf die Seattle Seahawks treffen, dann wird auch der siebenmalige Super-Bowl-Gewinner und Quarterback-Legende Tom Brady auf dem Rasen der Münchener Allianz-Arena stehen. Allerdings wäre das Stadion vermutlich auch so ausverkauft gewesen, egal welche NFL-Teams sich dort gegenüberstehen.

NFL-Spiel in München: 67.000 Karten verkauft

„Wir hätten nach Hochrechnungen unserer Ticket-Agentur drei Millionen Tickets verkaufen können“, erklärt der NFL-Deutschland-Chef Alexander Steinforth im Vorfeld der Partie gegenüber dem General-Anzeiger. Rund 800.000 Menschen reihten sich tatsächlich am ersten Vorverkaufstag in die virtuelle Schlange ein, um online eine der rund 67.000 Karten zwischen 75 und 155 Euro zu ergattern. Schließlich warten die deutschen Football-Fans bereits seit gut 15 Jahren auf ein NFL-Spiel in ihrer Heimat.

 Alex Steinforth ist der  Deutschland-Chef der NFL.

Alex Steinforth ist der Deutschland-Chef der NFL.

Foto: dpa/Maximilian Haupt

Seit 2005 veranstaltet die Football-Liga bereits Partien außerhalb der USA, zunächst in Mexiko-Stadt. 2007 kam dann London als weiterer Austragungsort dazu, wo jährlich mehrere Begegnungen ausgetragen werden. Außerdem war die NFL bereits in Kanada zu Gast. Die mit rund 18 Milliarden Dollar pro Jahr umsatzstärkste Liga der Welt – die britische Premier League erreicht mit Fußball etwa ein Drittel davon – will damit ihren Sport auch außerhalb der USA populärer machen. Und sich weitere Einnahmequellen erschließen. Denn bis 2027 soll der Umsatz dem Vernehmen nach auf 27 Milliarden Dollar pro Jahr ansteigen. Dafür braucht es wachsende Märkte, und Deutschland zählt dazu.

17 Millionen Football-Fans in Deutschland

Zumindest steigen die Fan-Zahlen in Deutschland kontinuierlich, Steinforth spricht von etwa 17 Millionen Football-Interessierten im Land. Den Super Bowl, das Liga-Endspiel, verfolgten Anfang des Jahres mehr als zwei Millionen Menschen bei Pro Sieben, Ende der 1990er Jahre war das weniger als 500.000. Und auch während der regulären Saison überträgt der Privatsender mehr als 150 Stunden Live-Football aus den USA mit einer soliden Quote. Weiteres Indiz für das Potenzial: Etwa 15 Prozent der Zuschauer bei den meist ausverkauften NFL-Spielen in London kämen aus Deutschland, so Steinforth weiter.

Daher ist die erste Partie in Deutschland eine logische Konsequenz. Und dabei wird es nicht bleiben, die Partnerschaft ist langfristig. Auch in den kommenden drei Jahren wird je eine Saison-Begegnung in Deutschland stattfinden. Dabei wechseln sich Frankfurt und München als Austragungsorte ab. Zudem eröffnet die NFL Anfang kommenden Jahres ein Büro in Düsseldorf.

 Arbeiter bauen in der Kabine des FC Bayerns zusätzliche Duschen auf.

Arbeiter bauen in der Kabine des FC Bayerns zusätzliche Duschen auf.

Foto: dpa/Sven Hoppe

NFL-Spiel in München: Spielfeld der Allianz Arena wird verlängert

Für die Begegnung in der bayerischen Landeshauptstadt musste die Allianz Arena nach NFL-Anforderungen umgebaut werden. So musste laut Steinforth seit Juni das Spielfeld von 106 auf knapp 110 Meter verlängert werden. Dazu wurden neue Fundamente gegossen und neuer Rasen gelegt. Auch für die Torstangen, die sogenannten Goalposts, mussten Sockel betoniert werden. Hinzu kamen Umbauarbeiten im Inneren des Stadions, wo Wände herausgerissen und zusätzliche Duschen installiert wurden, um in den Kabinen Platz für jeweils 53 Spieler plus Trainer und Betreuer zu schaffen, wo sonst nur 18 Akteure und die Verantwortlichen der Fußballmannschaften untergebracht sind. Und schließlich wurde die technische Ausstattung für die Medienübertragung den Bedürfnissen der NFL angepasst: Sechs zusätzliche Kamerapodeste und viele kleine LED-Screens wurden installiert sowie jede Menge Kabel verlegt.

Die Kosten für die Arbeiten trägt die NFL, über die Höhe machte Steinforth keine Angaben. Gleich nach dem Bundesliga-Spiel der Bayern am Dienstagabend gegen Bremen schwärmten die Arbeiter aus, um das Stadion zunächst „zu neutralisieren und es dann NFL-fertig zu machen: Alle Werbeflächen wurden ersetzt, Linien gezogen, der Rasen angemalt, die Goalposts eingesetzt, die Kabinen finalisiert“, so der Deutschland-Chef.

Auch wenn Football nach Steinforths Vorstellungen das ganze Jahr über mit diversen Aktionen und Veranstaltungen sichtbarer werden soll in Deutschland, das München-Spiel ist der Höhepunkt, der die größte Aufmerksamkeit verschafft. Es gehe darum, „langfristig mehr deutsche Spieler in die NFL zu bekommen. Weil wir wissen, dass wir als Liga in Deutschland noch einmal ganz andere Chancen haben, wenn wir mehr deutsche Protagonisten in der NFL erleben, mit denen sich die Fans auch identifizieren und zu denen sie eine emotionale Verbindung aufbauen können“, erklärt Steinforth weiter.

Für den NFL-Manager biegen mit den letzten Vorbereitungen „intensive Monate“ auf die Zielgerade ein. „Wir haben im Februar verkündet, dass wir mit einem NFL-Spiel nach Deutschland kommen, das heißt, dass wir acht Monate Vorbereitung hatten. 15 Monate sind der Standard“, erklärt er. „Unterm Strich kommt dabei finanziell im besten Fall eine schwarze Null heraus“, sagt Steinforth. Jetzt gehe es eher darum, am Wochenende für die Fans in München das „bestmögliche Erlebnis in der Stadt und im Stadion zu schaffen sowie die Zuschauer an den Bildschirmen zu fesseln“, damit das Hauptziel Fanwachstum erreicht werde.

Cro tritt in der Allianz Arena auf

Dazu wird die NFL rund um die Begegnung in München „überall sehr präsent sein“, so der Deutschland-Chef weiter. Es gebe Fan-Partys, Community-Events, Trainingseinheiten, Flag-Football-Spiele (die kontaktlose Variante des Sports) und Kooperationen mit Brauhäusern, die sich in Fan-Pubs verwandeln sollen. Vor der Partie tritt der deutsche Rap- und Popmusiker Cro in der Allianz Arena auf. Und auch Liga-Boss Roger Goodell, zahlreiche Vertreter der US-Clubs und ehemalige Spieler werden in München zu Gast sein. Die Stadt selbst erwartet dabei einen Umsatz von 30 Millionen Euro durch und rund um das Spiel. Auf Reseller-Plattformen, wo Fans ihre Tickets weiterverkaufen können, gibt es noch Karten für das Spiel – Kosten am Donnerstag: zwischen 398 und 7500 Euro pro Karte.

Quarterback Tom Brady ist jedenfalls überzeugt, dass „das Stadion beben wird“, wie er in seinem Podcast „Let's Go!“ sagte. Er freue sich unglaublich. Und: „Was verrückt ist: Ich habe gehört, in deutschen Stadien ist nur ein Getränk erlaubt - und das ist Bier. In diesen großen Krügen." Am Bild von Deutschland kann die NFL bei ihren Profis in den kommenden Jahren wohl noch arbeiten.

Das Spiel der Tampa Bay Buccaneers gegen die Seattle Seahawks ist am Sonntag ab 14 Uhr live auf ProSieben und im kostenlosen Stream bei ran.de zu sehen. Zudem übertragen die kostenpflichtigen Streaming-Plattformen von Dazn und der NFL die Begegnung. In München selbst hat die Liga zahlreiche Vereinbarungen mit Gaststätten zur Übertragung abgeschlossen. Das größte Public Viewing wird es in der Basketball-Arena des FC Bayern geben. Außerdem wird die Partie im Deutsche Bank Park in Frankfurt übertragen.

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