Nike Oregon Project beendet Nach der Nike-Entscheidung muss Klosterhalfen umdenken

Königswinter · Der Sportartikelhersteller Nike hat das Trainingsprojekt NOP beendet. Neun Monate vor den Olympischen Spielen muss Konstanze Klosterhalfen nun umdenken.

 Ohne Nike Oregon Project will Konstanze Klosterhalfen weitere Höchstleistungen bringen.

Ohne Nike Oregon Project will Konstanze Klosterhalfen weitere Höchstleistungen bringen.

Foto: dpa

Als Konstanze Klosterhalfen am Mittwochabend ihren Heimatverein, die SSG Königswinter, besuchte, strahlte sie vor Glück, auch wenn ihr durch eine verordnete Trainingspause die große Leidenschaft genommen wurde - das Laufen. Zurück an alter Wirkungsstätte, bekannte Gesichter und zudem keine unerwünschten Fragen.

Nur wenige Stunden später wird ihre Leichtigkeit allerdings ein Ende gefunden haben. Der Sportartikelhersteller Nike schließt das umstrittene Nike Oregon Project (NOP). Eben jenes Projekt, zu dem Klosterhalfen seit Monaten gehört. "Wir haben beschlossen, das Oregon-Projekt zu beenden, damit sich die Athleten auf ihre Trainings- und Wettkampfbedürfnisse konzentrieren können", heißt es in einer Erklärung von Nike.

Klosterhalfen, die für Bayer 04 Leverkusen startet, wurde von der Nachricht am Morgen nicht überrascht. "Ich wurde über den Entschluss, dass das Nike Oregon Project geschlossen wird, vorab informiert", teilte Klosterhalfen auf Anfrage in einer Stellungnahme mit.

Sperre des NOP-Cheftrainers Salazar während der WM

Überrascht wurde Klosterhalfen während der WM in Doha in der vergangenen Woche von den Schlagzeilen um den ehemaligen NOP-Cheftrainer Alberto Salazar. Gegen ihn ist wegen Verstößen gegen die Anti-Doping-Regeln ermittelt worden. Während der Weltmeisterschaft in Doha wurde der Starcoach für vier Jahre gesperrt, dem US-Amerikaner die Akkreditierung entzogen. Klosterhalfen lief über die 5000 Meter zu Bronze. Seit vergangenem Herbst trainiert die Mittelstreckenläuferin aus Königswinter-Bockeroth in Oregon. Im August verbesserte sie den deutschen Rekord über die 5000 Meter um ganze 15 Sekunden. Auch, weil sie in Oregon ganz neue Trainingsmethoden praktiziert. Allerdings lief sie auch schon vor dem Projekt in einer anderen Liga. Alleine 2017 lief sie die 800 Meter unter zwei, die 1500 Meter unter vier und die 5000 Meter unter 15 Minuten.

Aufgrund der Sperre ihres Cheftrainers wurde die 22-Jährige zuletzt immer wieder auf das NOP angesprochen, das jetzt der Vergangenheit angehört. "Es ist ein erster wichtiger Schritt, vor allem die aktuellen Athleten und deren Leistungen zu schützen, denn deren und meine sportliche Leistung ist seit der letzten Woche leider aufgrund der Umstände in den Hintergrund geraten", so Klosterhalfen. "Daher kann ich diesen Schritt komplett nachvollziehen, auch wenn ich, wie schon immer gesagt, über meine Erfahrungen seit November 2018 mit dem Team, den anderen Mitgliedern der Laufgruppe unter meinem Trainer Pete Julian nur Positives berichten und mich daher komplett von allen Verdachtsmomenten freimachen kann." Klosterhalfen hat immer wieder betont, dass sie unter Julian und nicht unter Salazar trainiert habe.

Olympische Spiele in Tokio bereits in neun Monaten

Das NOP-Aus kommt für die Königswinterin dennoch zur absoluten Unzeit. Denn nach der WM ist vor Olympia, und die Spiele in Tokio beginnen bereits in neun Monaten - es bleibt nur wenig Zeit für einen Neuanfang.

Eigentlich wollte Klosterhalfen mithilfe der elitären Trainingsgruppe, der auch ihre niederländische Konkurrentin und Weltmeisterin über die 10.000 m und 1500 m, Sifan Hassan, angehört, vor den Spielen die nächste Leistungsstufe erreichen. Nach ihrem Erfolg hatte Klosterhalfen erklärt, sich weiter in den USA auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio vorbereiten zu wollen. Zumindest im NOP wird aus diesem Vorhaben nichts.

Klosterhalfen hält dennoch an dem Sponsor fest. "Nike hat mich in den vergangenen Jahren immer unterstützt und meinen Weg stets mitbegleitet, so wie es auch in Zukunft der Fall sein wird", heißt es in ihrer Stellungnahme. Laut Nike habe die Untersuchungskommission nicht festgestellt, dass bei NOP-Athleten "jemals leistungssteigernde Mittel eingesetzt" worden seien. Die Gesamtsituation sei für die Läufer aber zu einer "unfairen Belastung" geworden.

Salazar wehrt sich weiter gegen die Doping-Vorwürfe

Der gebürtige Kubaner und frühere Marathon-Spitzenläufer Salazar hatte alle Vorwürfe von sich gewiesen und Einspruch gegen das Urteil eingelegt. "Wir werden Alberto in seiner Berufung weiterhin unterstützen", erklärte Nike.

DLV-Präsident Jürgen Kessing kündigte unterdessen an, das Gespräch mit Klosterhalfen und ihrem Management zu suchen, "um die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Tokio optimal abzusichern." Kessing weiter: "Für mich ist der Beschluss, das Oregon Project nach der Salazar-Sperre zu beenden, eine folgerichtige Entscheidung im Sinne der Athleten und des Sports."

Auch die Sportstudentin wird mit dem DLV in Kontakt treten. "Ich werde mich mit meinem Team besprechen und dann auch entsprechend Gespräche mit Nike und dem DLV aufnehmen, um für mich und meine sportliche Entwicklung und Zukunft die bestmögliche Entscheidung zu treffen." Vorerst steht aber der Urlaub mit der Familie an. Den hatte sie sich als Belohnung für ihre WM-Bronzemedaille gewünscht.

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