Eisschnelllauf Pechstein setzt bei Mehrkampf-WM auf neues Material

Berlin · Berlin (dpa) - Patrick Beckert und Claudia Pechstein sollen bei der WM in Berlin dafür sorgen, dass die Finals nicht ohne deutsche Eisschnellläufer stattfinden. Beide sind Langstreckler und haben im Vierkampf mit den 500 Metern ein Problem. Pechstein setzt daher auf neues Material.

 Claudia Pechstein will bei der WM neues Kufen-Material nutzen.

Claudia Pechstein will bei der WM neues Kufen-Material nutzen.

Foto: Sergei Ilnitsky

Patrick Beckert und Claudia Pechstein sollen bei der WM in Berlin dafür sorgen, dass die Finals nicht ohne deutsche Eisschnellläufer stattfinden. Beide sind Langstreckler und haben im Vierkampf mit den 500 Metern ein Problem. Pechstein setzt daher auf neues Material.

Den Mund dicht verhüllt mit einem bunten Tuch absolvierte Claudia Pechstein am Tag vor dem WM-Auftakt ihre Runden auf dem heimischen Eis. Bei den vierten Titelkämpfen der Mehrkämpfer in Berlin trägt die 44-Jährige neben dem Thüringer Patrick Beckert an diesem Wochenende die deutschen Hoffnungen.

Doch beide Top-Langstreckler haben ein Problem im Vierkampf: Im Vergleich zu den besten Allroundern der Welt zeigen sie Schwächen auf den ungeliebten 500 Metern. Daher überrascht Pechstein nun zum Ausgang der Saison die Konkurrenz und läuft beim Heimspiel mit neuem Kufen-Material. Die 44-Jährige entschloss sich kurzfristig zu dem ungewöhnlichen Schritt. "Sicher ist es immer ein gewisses Risiko", räumte sie ein. "Aber die Kufen haben mich während des Trainings in dieser Woche überzeugt."

Ihr Trainer Peter Mueller schmunzelte. "Ob es was bringt, werden wir erst am Samstag wissen. Aber über 500 Meter haben wir doch nichts zu verlieren", sagte der amerikanische 1000-Meter-Olympiasieger von 1976. "Sie hat drei Wochen gut trainiert. Ich bin sicher, dass Claudia besser als auf Platz 24 abschneidet", meinte Mueller witzelnd.

Techniker einer Firma aus Schleswig-Holstein hatten nach zahlreichen Tests die Kontur der nur 1,1 Millimeter breiten Kufen mit Hilfe eines Laserpoliturverfahrens verändert. So soll der Reibungswiderstand der Kufen verringert und damit die Gleitfähigkeit verbessert worden sein. Vor allem über 500 Meter erhofft sich Pechstein nun mehr Grip. Bei 41,16 Sekunden steht ihre bisherige Saison-Bestzeit, damit läge sie im hinteren Drittel und müsste das Feld von hinten aufrollen.

Das optimierte Kufenmaterial hatte in vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass Deutschlands erfolgreichste Winter-Olympionikin auch im hohen Wettkampfalter Bahnrekorde wie in Inzell über 3000 Meter oder persönliche Bahnbestzeiten wie in Berlin über 5000 Meter in diesem Jahr aufstellen konnte.

Ähnlich ist die Situation im Sprint bei Patrick Beckert. Sein einziges Rennen über 500 Meter absolvierte er im Training in der Vorwoche und "wusste gar nicht, wie ich beim Start den Schritt setzen" sollte, meinte er lächelnd. Der zweimalige WM-Vierte auf den langen Strecken hofft nun, dass er bei der WM um "einiges schneller ist" als bei jenen 38,88 Sekunden im Test. "Mein Saison-Höhepunkt war die Einzel-WM in Kolomna. Aber allein der erste 500-Meter-Test nach mehr als einem Jahr zeigt, dass ich den Mehrkampf vor heimischer Kulisse sehr ernst nehme."

Während Pechstein zum 21. Mal an einer Mehrkampf-WM teilnimmt, ist es für Beckert erst der vierte Start bei den Allroundern. Bislang belegte er im Allround-Klassement die Ränge 18 (2010), zehn (2012) und 17 (2015). "Es wäre sehr schön, wenn ich mich für den Endkampf der besten Acht über 10 000 Meter qualifizieren könnte", sagte er - und setzte sich damit sein bestes WM-Resultat als Ziel.

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