Sportpolitik Pleitenserie in Hamburg: Olympia-Aus bis Freezers-K.o.

Hamburg · Die Hiobsbotschaften für die Sportstadt Hamburg kommen Schlag auf Schlag. Nach dem Olympia-Aus geraten Erstligisten ins Trudeln, die das Renommee der Hansestadt stärkten.

 Die Hamburg Freezers werden keine Lizenz für die DEL beantragen.

Die Hamburg Freezers werden keine Lizenz für die DEL beantragen.

Foto: Daniel Reinhardt

Die stolze Hansestadt Hamburg verliert mit großer Wahrscheinlichkeit ein weiteres Aushängeschild - die Hamburg Freezers. Die Pleitenserie auf sportlichem Sektor in den vergangenen sechs Monaten ist schockierend:

Erst das Olympia-Aus, dann die Handballer, nun die Eishockey-Cracks. Dabei geht es zumeist nicht um sportliche Qualität, es geht ums Geld. Und es geht um Alleinherrscher.

29. NOVEMBER 2015: ABSAGE AN OLYMPIA-BEWERBUNG IN HAMBURG

Bei einem Referendum entscheiden sich die Hamburger gegen eine Bewerbung um die Olympischen Spiele 2024. 51,6 Prozent der Wahlbeteiligten der 651 589-Einwohner-Stadt sind gegen die Sommerspiele. Nur 48,4 Prozent votieren dafür. Olympia sollte Hamburg zur Weltstadt machen. "Es fehlt uns für Sport-Deutschland wichtiger Rückenwind", sagt DOSB-Präsident Alfons Hörmann geknickt. Er sieht in der zweiten Abstimmungsniederlage nach München für die Winterspiele 2022 ein Fiasko für den deutschen Sport.

15. JANUAR 2016: INSOLVENZ DES HSV HAMBURG

Handball-Bundesligist HSV Hamburg war deutscher Meister und Champions-League-Gewinner. Für Mäzen Andreas Rudolph wird der Verein zum schwarzen Loch. Der HSV verschlingt mit seiner Top-Mannschaft Millionen an Euro, wirft aber keinen Gewinn ab. Rudolph dreht den Geldhahn zu: Insolvenz. Die Mannschaft des mit rund vier Millionen Euro verschuldeten Vereins zerfällt. Die bisherigen Saisonspiele des HSV werden annulliert. Der Grundstein für den Neubeginn ist gelegt: In der 3. Liga startet die U23 des HSV.

1. APRIL 2016: VOLLEYBALL-TEAM AURUBIS GEHT IN 2. LIGA

VTA Hamburg lässt die Frist zur Beantragung der Lizenz für die Frauen-Bundesliga verstreichen. Im Etat fehlen 370 000 Euro, weil Namensgeber Aurubis (zahlte geschätzte 450 000 Euro im Jahr) wie angekündigt aussteigt. Die zweijährige Sponsorensuche bleibt erfolglos. Am 22. April wird das komplette Aus doch noch verhindert: Das Team fängt in der nächsten Zweitliga-Saison als Volleyball-Team Hamburg neu an. Präsident Volker Stuhrmann bringt sich mit 50 000 Euro ein. Etat-Kalkulation: Mindestens 200 000 Euro.

11. MAI 2016: HAMBURG DROHT VERLUST DER CYCLASSICS

Hamburg droht der Verlust der traditionellen Cyclassics. Sollte nach dem Rückzug von Energie-Versorger Vattenfall (zahlte zuletzt 750 000 Euro) kein neuer Titelsponsor gefunden werden, könnte das Radrennen am 21. August das letzte in der Hansestadt sein. Der Veranstalter hofft, bis zum Herbst fündig zu werden. Es gibt einen Plan B. Dem Veranstalter liegen zwei unterschriftsreife Angebote von Unternehmen vor, die das Konzept in anderen Städten umsetzen wollen. Grund: Sie haben ihren Firmensitz dort, aber nicht in der Hansestadt.

18. MAI 2016: RÜCKZUG HAMBURG FREEZERS

Eishockey-Erstligist Hamburg Freezers wird für Besitzer Anschutz Entertainment Group zunehmend zum Klotz am Bein. Schon 2011 wollte der US-Konzern seinen Hamburger Verein schließen und im Spitzen-Eishockey nur noch die erfolgreicheren Eisbären Berlin am Leben erhalten. Am Mittwoch verkündet das Unternehmen das Aus für die seit 14 Jahren in Hamburg existierenden Puckjäger. Bis zum 24. Mai wird ihnen Zeit gegeben, einen Geldgeber zu finden und die Lizenz für die neue Saison zu beantragen. Insider sagen: aussichtslos.

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