Eishockey Russlands Starensemble will historischen Heimtitel

Moskau · Seit dem Erfolg der Sowjetunion vor 30 Jahren warten Russlands Eishockey-Fans bereits auf einen Titel bei einer Heim-WM. Gelingt es einem Trainer mit deutschem Pass und seinem Team, diese Durststrecke zu beenden?

 Die Russen wollen Gold bei der Heim-WM gewinnen.

Die Russen wollen Gold bei der Heim-WM gewinnen.

Foto: Sergei Ilnitsky

Der Druck für die Sbornaja bei der Eishockey-WM in Russland wird immer größer. Nach ihrem Stotterstart in das Turnier und dem anfänglichen Zittern beim 4:1 im Viertelfinale gegen Deutschland wollen sich die russischen Superstars auf ihrer Mission Gold nicht aufhalten lassen.

Schon gar nicht von Finnland - am Samstag in Moskau Gegner der Sbornaja im WM-Halbfinale. Danach stehen sich Kanada und die USA im nordamerikanischen Prestigeduell gegenüber.

"Zeit für Revanche!" titelt die russische Zeitung "Sport Express" am Freitag mit Verweis auf die Schmach von Sotschi 2014. Damals schied Russland bei den Olympischen Winterspielen in der Heimat bereits im Viertelfinale durch ein 1:3 gegen abgebrühte Finnen aus. 2007 gab es im WM-Halbfinale in Moskau eine 1:2-Niederlage.

Das Land der erfolgshungrigen Gastgeber träumt vom ersten Sieg bei einer Heim-WM seit 1986, als noch die Sowjet-Auswahl triumphierte. Doch trotz des scheinbar klaren Sieges gegen Deutschland am Donnerstag geht im Team der Puck-Millionäre um Alexander Owetschkin die Angst vor der Pleite um. "Wenn wir gegen Finnland so sorglos verteidigen wie gegen Deutschland, wird es schwer", meint Trainer Oleg Snarok. Der Coach, der seit seiner Zeit beim Heilbronner EC (2001) einen deutschen Pass besitzt, denkt auch an das 0:3 im ersten WM-Spiel gegen Tschechien.

Erfolgsgarant gegen Finnland soll wieder das "A und O" des russischen Eishockeys werden: Alexander Owetschkin. Der derzeit vielleicht beste Spieler der Welt sorgte mit überfallartigen Angriffen gegen Deutschland - ebenso wie Wadim Schipatschjow und Jewgeni Dadonow - für Begeisterung unter den rund 12 000 Zuschauern im Moskauer Eispalast. Finnland hatte sich zuvor gegen Dänemark mit 5:1 durchgesetzt und von allen Teams bei der WM bislang den stärksten Eindruck hinterlassen.

Sollte Russland trotzdem ins Finale um die "wichtigste Medaille des Jahres" ("Sport Express") einziehen, dürfte sich Präsident und Edelfan Wladimir Putin - der bei Prominenten-Spielen immer wieder selbst die Schlittschuhe schnürt - einen Besuch in der Halle nicht nehmen lassen. Der 28. WM-Titel wäre inmitten des Skandals um gedopte Athleten auch Balsam für die russische Volksseele. Als Krönung des Turniers wünschen sich Moskaus Sportblätter ein Finale zwischen Russland und Kanada - den erfolgreichsten Ländern der Eishockey-Geschichte.

Dazu muss Kanada jedoch erst im Prestigeduell die USA schlagen. "Wir wissen, was uns erwartet", sagt US-Supertalent Auston Matthews. Für Kanada soll nach einem 6:0 gegen Schweden im Viertelfinale auch gegen die USA die Mission Titelverteidigung weitergehen. Ein Finale gegen Russland wäre die Neuauflage des WM-Endspiels von 2015 in Prag. Damals fegte Kanada die Sbornaja mit 6:1 vom Eis.

Rache ist süß - aber gegen wen Russland den Titel holen würde, ist Owetschkin angeblich egal. "Wir sind hier, um Gold zu gewinnen", betont der Superstar. Und Trainer Snarok meint vor dem Final-Wochenende mit Blick auf die Extraklasse auf dem Eis: "Es ist so eng - jeder kann gewinnen."

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