Landesspiele 2022 So liefen die Special Olympics in Bonn

Bonn · Nach vier Tagen sind in Bonn die Landesspiele der Special Olympics NRW zu Ende gegangen. Für die Teilnehmer, Volunteers und Organisatoren waren es besondere Spiele.

 Bei den finalen Staffelwettbewerben gehen die Teilnehmer der Special Olympics im Sportpark Nord an den Start.

Bei den finalen Staffelwettbewerben gehen die Teilnehmer der Special Olympics im Sportpark Nord an den Start.

Foto: Wolfgang Henry

Zum Abschluss der Landesspiele der Special Olympics NRW tritt Julian Steffens aufs Siegerpodest. Der Leichtathlet der Bonner Werkstätten hat mit der 4x100-Meter-Staffel Bronze geholt und damit die Vorgabe seiner Kolleginnen und Kollegen erfüllt. Die hatten ihm nämlich vor den Spielen gesagt: „Wehe, du kommst nicht mit einer Medaille zurück!“. Als Gesicht der Spiele – gemeinsam mit Handball-Legende Heiner Brand und Golferin Alexandra Reck – war er in den vergangenen Wochen überall in der Stadt auf den Plakaten zu sehen und bei zahlreichen Presseterminen dabei. Bei der Eröffnungszeremonie im Telekom Dome hatte er zudem das Feuer mit Oberbürgermeisterin Katja Dörner entzündet. „Das Feuer zu tragen, war super.“ Vor den Spielen hat er ein bisschen mehr trainiert: Jedes zweite Wochenende war er morgens laufen, etwa drei bis vier Kilometer in Swisttal-Miel durch die Felder. „Ich fahre nebenbei noch viel Fahrrad.“

Zum Abschluss hängt ihm die Oberbürgermeisterin nun die Medaille um. Dann läuft die Hymne der Special Olympics „Ich gewinn“ während die Athleten auf dem Podium stehen bleiben. „Ich gewinn‘, egal ob ich Letzter, Zweiter oder Erster bin“ heißt es im Liedtext. Die Sportler kosten den Moment aus: Sie singen, tanzen, klatschen. Danach gibt es für die meisten eine Gruppenumarmung mit dem gesamten Team.

„Das sind so bunte, so emotionale, so vielfältige Spiele“

Mit den Leichtathletik-Wettbewerben im Sportpark Nord und der Abschlussfeier auf dem Bonner Münsterplatz sind besondere Sportwettkämpfe in der Bundesstadt zu Ende gegangen. 1011 Athletinnen und Athleten nahmen an den Wettkämpfen für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung teil, mehr als 600 freiwillige Helfer und 350 Betreuer waren an den vier Tagen im Einsatz.

Auch Bernd Seibert, Geschäftsführer des Stadtsportbundes Bonn, hat die Special Olympics begleitet. Am Freitag übernahm er bei den Tennisturnieren auf der Anlage des TC Grün-Weiß Brüser Berg die Siegerehrungen. An den Athleten hat ihn vor allem deren Lebensfreude fasziniert. Stefan Günther, Leiter des Sport- und Bäderamtes, hat sich die Wettkämpfe im Boccia, Schwimmen, Tischtennis, Badminton und Handball angesehen. „Die Schwimmwettbewerbe im Frankenbad haben mich total begeistert“, erzählt er. „Ich habe versucht, mir vieles anzugucken und die Stimmung aufzusaugen.“ Er habe zwar schon viele Sportgroßveranstaltungen gesehen, die Landesspiele seien zwar kleiner, aber bei keinem Event habe es so eine Stimmung gegeben. „Auch der Letzte ist ein Teil und wird genauso gefeiert wie der Erste“, so Günther.

Auch die Oberbürgermeisterin hat die Wettkämpfe als besonders erlebt: „Das sind so bunte, so emotionale, so vielfältige Spiele. Und wir sind sehr gerne gastgebende Stadt gewesen.“ Sie bedankte sich außerdem bei den zahlreichen Volunteers aus Bonn und der Region.

Mehr als 600 freiwillige Helfer waren bei den Landesspielen im Einsatz

Gleich 23 Schülerinnen und Schüler des Sportleistungskurses der Europaschule Bornheim haben die Spiele als Volunteers unterstützt – als Schiedsrichter beim Tennis, beim Catering oder bei den Siegerehrungen. „Die Erfahrungen, die man bei Special Olympics macht, sind einzigartig. Die Gesichter von den Athleten, wenn sie ihre Medaillen bekommen, erwärmen mein Herz jedes Mal aufs Neue. Ich schätze es sehr, ein Teil davon gewesen zu sein“, sagt Leilah Hartmann. „Ich denke, dass ich und alle anderen sehr viel von diesen herzlichen und energiegeladenen Menschen mitgenommen haben. Ich halte es für sehr wichtig, dass so welche Events für alle Menschen zur Verfügung stehen und man so einer inklusiven Gesellschaft, wo alle Menschen gleichwertig sind, immer ein Stück näher kommt“, meint auch Senta Schmahl. Von den Schülern seien die Rückmeldungen „alle durchweg sehr positiv“, so Sportlehrer Philipp Michel. „Sie sind schon mit Respekt an die Sache herangegangen.“

Das, wofür die Special Olympics werben, hat Michel in Bornheim bereits angestoßen. Er ist Inklusionsbeauftragter der Europaschule und hat im vergangenen Jahr zudem den ersten inklusiven Sportverein Bornheims gegründet: „Sporteinander“ hat mittlerweile 160 Mitglieder. „Die Kinderangebote sind sehr gefragt, die Erwachsenenangebote entwickeln sich noch“, erzählt er. Die Schirmherrschaft hat Schauspieler Wotan Wilke Möhring übernommen, der zuletzt den Film „Weil wir Champions sind“ gedreht hat. Darin verkörpert er einen Basketballtrainer, der plötzlich eine Mannschaft aus Menschen mit geistiger Behinderung coachen soll und erkennt, dass es um mehr als nur Erfolg im Leben geht.

Ausrichter der Landesspiele 2024 wird Münster

„Inklusion ist in erster Linie eine Kopfsache“, sagt Michel. Mit dem Verein will er in Bornheim ein inklusives Netzwerk schaffen. Die Stadt hat sich bereits erfolgreich als Host Town für die Weltspiele der Special Olympics im Sommer 2023 in Berlin beworben. Eine Woche vor Beginn der Wettkämpfe wird die Delegation aus Guinea in Bornheim zu Gast sein. „Da habe ich mir gedacht, das können wir jetzt schon machen“, sagt Michel über die Idee für den Freiwilligeneinsatz mit seinem Sport-LK bei den Landesspielen in Bonn.

„Bonn hat Maßstäbe gesetzt“, bilanziert Gerhard Stiens, Präsident von Special Olympics NRW. Der wichtigste Maßstab seien aber die Athleten: „Wenn sie begeistert sind, waren es erfolgreiche Spiele.“ Ausrichter der Landesspiele 2024 wird nun Münster.

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