Interview mit deutschem Torhüter So sieht Andreas Wolff die bisherige Handball-WM

KÖLN · Der deutsche Nationaltorhüter Andreas Wolff spricht im GA-Interview über den Krimi gegen Kroatien, die Hilfe des Publikums – und die Angst vor der eigenen Courage.

Herr Wolff, …

Andreas Wolff: Jetzt fragen Sie aber nicht, was das für ein Gefühl ist, im Halbfinale zu stehen.

Was ist das für ein Gefühl, im Halbfinale zu stehen?

Wolff: Top-Frage. Habe ich noch nicht gehört heute. Nein, ich bin wahnsinnig happy. Als Mannschaft haben wir toll gespielt. Fabian Wiede ist mit seinen sechs Toren sicher noch mal herauszuheben. Christian (Prokop, die Redaktion) hat super Entscheidungen getroffen: gute Wechsel, einmal den siebten Feldspieler gebracht. Alles ist aufgegangen am Ende. Ich bin stolz. Danke an Köln.

Welchen Anteil hat die Unterstützung des Publikums?

Wolff: Wir haben mit acht Mann gespielt. Auswärts hätten wir dieses Spiel vielleicht verloren.

Und Ihr Anteil am Weiterkommen?

Wolff: Zum Glück konnte ich am Ende noch mit zwei wichtigen Paraden und dem Pass auf Peke (Hendrik Pekeler, die Redaktion), der dann das 21:20 gemacht hat, zum Sieg beitragen.

Ihr Kieler Mannschaftskollege Domagoj Duvnjak hat sich nach Spielschluss sehr aufgeregt. Was war los?

Wolff: Er ist frustriert über einige Schiedsrichterentscheidungen, wie das bei so einem knappen Spielausgang eben immer der Fall ist beim Verlierer. Die Schiris sind auch nur Menschen, und es gibt einfach Fifty-fifty-Entscheidungen, bei denen das Regelwerk nicht eindeutig ist. Das hat jeder Handballer schon durchgemacht.

Wie sehr wird Martin Strobel fehlen?

Wolff: Sein kluges Spiel wird uns sicher fehlen. Er war unser Lenker als verlängerter Arm des Trainers. Außerdem fehlt ein Top-Typ. Martin ist zwar still, aber sehr witzig. Ich hoffe, er stößt noch mal zum Team.

Warum war die Schlussphase so hektisch?

Wolff: Wir haben es einfach nicht mehr geschafft, den Ball ins Tor zu werfen. Vielleicht hatte der eine oder andere Angst vor der eigenen Courage und hat sich den Wurf einfach nicht mehr genommen. Da haben wir Nerven gezeigt. Wenn es darum geht, dein Land ins Halbfinale zu werfen, ist der Druck riesig.

Überhaupt war das Spiel recht wild: technische Fehler, mit freien Würfen gescheitert, zweimal doppelte Unterzahl – wie ruhig kann man sich so etwas von hinten ansehen?

Wolff: Ich war vollkommen relaxt. Nein, Blödsinn, es ist sehr nervenaufreibend, wenn man dann im Tor steht. Aber das ist im Handball halt so bei engen Spielen. Es wird dann unglaublich intensiv, und man kann nicht jede Entscheidung richtig treffen.

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