Finale der NFL Kansas City Chiefs gewinnen den Super Bowl

Update | Glendale · Star-Quarterback Patrick Mahomes führte die Kansas City Chiefs trotz einer Verletzung zum zweiten Super-Bowl-Triumph in vier Jahren - mit einem knappen 38:35-Sieg gegen die lange Zeit führenden Philadelphia Eagels. Superstar Rihanna lieferte eine berauschende Halbzeit-Show.

Super Bowl 57 in Glendale/Arizona
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Foto: dpa/Abbie Parr

Es gibt nur eine Handvoll Menschen, die jeden Super Bowl besucht haben. Und dann gibt es George Toma. Der 94-Jährige war nicht nur bei allen Endspielen der US-Football-Liga NFL dabei – er hat auch jedes Mal eine tragende Rolle auf dem Rasen gespielt. Denn der 1929 in Edwardsville im US-Bundesstaat Pennsylvania geborene Toma ist der Chef-Platzwart der NFL.Toma begann 1967 mit seiner Arbeit an den Spielfeldern für Super Bowl I. Und in der Nacht zu Montag hat er seine lange Karriere mit dem Super Bowl zwischen den Philadelphia Eagles und den Kansas City Chiefs beendet.

„Ich bin da, um den Spielern die bestmöglichen Bedingungen zu bieten, damit sie auf einem sicheren Spielfeld spielen können“, sagte Toma dem US-Sender Fox News in der Woche vor der Partie. Und der Rasen im State Farm Stadion in Glendale (Arizona) sei der seiner Meinung nach zweitbeste aller Endspiele gewesen – auch wenn das 800 000 Dollar teure Grün während der Partie zuweilen ziemlich rutschig wirkte und diverse Spieler, vorwiegend der Eagles, ihre Schuhe wechselten.

Dass Toma mit seinen Arbeiten einer Mannschaft einen Vorteil verschaffen kann, ist eher nicht anzunehmen. Und auch, wenn NFL-Boss Roger Goodell ihm einmal gesagt habe, dass er in Diensten der Liga stehe und neutral sein müsse, dürfte klar sein, wem der Greenkeeper im Super Bowl die Daumen gedrückt hat: Schließlich war der 94-Jährige lange Zeit verantwortlich für den Truman Sports Complex, zu dem die Stadien der Kansas City Royals und eben der Kansas City Chiefs gehören.

So oder so: Am Ende setzte sich Tomas Lieblingsteam um Star-Quarterback Patrick Mahomes, der auch zum wertvollsten Spieler der Partie (MVP) gewählt wurde, durch und sicherte sich nach einem spektakulären 38:35-Erfolg über die Eagles (Adler) zum dritten Mal den Sieg im Super Bowl. Allerdings hatte es gerade in der ersten Halbzeit nicht danach ausgesehen. Philadelphia erwischte nicht nur den besseren Start, sondern war vor der Pause insgesamt aktiver, während die Chiefs aussahen, als hätten sie noch die Handbremse angezogen.

In der ersten Begegnung der Super-Bowl-Geschichte, in der sich zwei schwarze Quarterbacks gegenüber standen, drückte Eagles-Spielmacher Jalen Hurts der Partie seinen Stempel auf. Zuerst trug er den Ball selbst in die Endzone, dann sorgte er mit einem Traum-Pass auf A.J. Brown für Zählbares (14:7). Auch das zwischenzeitliche 7:7 durch Mahomes‘ Pass auf dessen Lieblingszielspieler Travis Kelce und ein leichtsinniger Ballverlust von Hurts, den Nick Bolton zum 14:14-Ausgleich nutzte, warfen den 24-Jährigen nicht zurück.

Ganz im Gegenteil: Hurts machte seinen Fehler schnell vergessen und lief kurz vor dem Seitenwechsel noch einmal mit dem Ball in die Endzone: 21:14 für die Eagles. Noch schlimmer für die Chiefs: Der aus dem Viertelfinale bereits angeschlagene Mahomes verletzte sich beim nächsten Angriff erneut am Knöchel und humpelte mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Feld. Und die Adler punkteten durch Kicker Jake Elliott per Field Goal zum 24:14-Halbzeitstand.

Während sich Mahomes in der Kabine behandeln ließ und sein Team neu einschwor – „Habt Spaß und genießt den Moment, dafür haben wir gearbeitet“ –, verwandelte Superstar Rihanna mit einem Medley ihrer größten Hits das Stadion in eine riesige Pop-Bühne. Sehr zum Leidwesen von Platzwart Toma und seiner Crew, dem das Halbzeitspektakel stets ein Dorn im Auge ist: „Da wird der Rasen immer ziemlich ramponiert.“

Nach 29 Minuten gehörte das Spielfeld dann wieder den beiden Teams. Und was immer Mahomes und Trainer-Fuchs Andy Reid in der Halbzeit besprochen hatten, es funktionierte: Der KC-Quarterback und seine in Rot und Weiß gekleideten Mitstreiter wirkten deutlich befreiter. Mahomes ignorierte die Schmerzen im Knöchel und führte seine Farben gleich wieder souverän über das Feld. Ein Lauf von Isiah Pacheco brachte den 21:24-Anschluss. Philadelphia hielt dagegen und es kam zum offenen Schlagabtausch. Elliotts erneutes Field Goal zum 27:21 konterte Mahomes mit einem Pass auf Kadarius Toney zur erstmaligen Chiefs-Führung (27:28). Und Toney brachte seine Farben beim nächsten Angriff mit einem langen Lauf gleich wieder in exzellente Feldposition, die Skyy Moore zum 27:35 veredelte. Doch die Eagles waren noch lange nicht geschlagen: Hurts mit seinem historischen dritten Touchdown und einem erfolgreichen Zwei-Punkt-Spielzug besorgte den Ausgleich im Alleingang (35:35). Da waren noch knapp fünf Minuten in der regulären Spielzeit zu absolvieren und die im Stadion klar in der Überzahl befindlichen Adler-Fans skandierten „Fly Eagles, fly“.

Doch Mahomes wurde nicht umsonst am Donnerstagabend auch zum MVP der regulären Spielzeit gekürt. Der 27 Jahre alte Quarterback lief selbst mit dem Ball, fand seine Mitspieler, dirigierte sein Team über das Feld und gab Harrison Butker die Chance, die Chiefs bei elf Sekunden Restspielzeit zum Sieg zu schießen. Und der im Saisonverlauf nicht immer sattelfeste Kicker ließ sich die Chance nicht nehmen: 35:38.

Damit ist Mahomes nach sechs Jahren in der Liga nun bereits zwei Mal Super-Bowl-Champion, zwei Mal wertvollster Spieler der Partie und zwei Mal wertvollster Spieler der Hauptrunde. „Das ist Pat Mahomes“, schrie sein kongenialer Partner Kelce – und stimmte „Fight for Your Right“ von den Beastie Boys an, während Konfetti auf die Sieger herabregnete.

Das konnte dann auch George Toma ganz gelassen mit ansehen, um den Rasen musste er sich da keine Gedanken mehr machen.

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