Nach der Pleite bei den Florettfechtern Untergang in den Docklands

London · Die Gepflogenheiten bei Olympischen Spielen sehen eine sogenannte Mixed-Zone vor, in der sich die Athleten nach ihrem Wettkampf sozusagen unter die Journalisten mischen, um ihnen Rede und Antwort zu stehen. Am Dienstag bei den Florettfechtern war nicht viel mit mischen.

 Ratlos nach dem frühen Aus: OFC-Fechter Sebastian Bachmann.

Ratlos nach dem frühen Aus: OFC-Fechter Sebastian Bachmann.

Foto: dpa

"Ich will nichts sagen, ich kann nichts sagen", trottete etwa Sebastian Bachmann einfach vorbei in Richtung Kabine. Seinem Gesicht war anzusehen: Hier ist etwas gründlich schief gelaufen. Keiner der drei deutschen Klingenkünstler schaffte den Sprung unter die letzten acht Fechter.

Prominentestes Opfer war Benjamin Kleibrink. Der Olympiasieger vom FC Tauberbischofsheim war völlig von der Rolle und ging im ExCel-Center in den Docklands bereits in der Runde der letzten 32 unter. Er unterlag dem Japaner Yuki Ota deutlich mit 5:15, wobei er zu Beginn sogar mit 1:11 zurückgelegen hatte. Völlig konsterniert hockte der ehemalige Bonner danach auf der Planche. In der gleichen Runde hatte Bachmann noch mit einem 15:9 gegen den Russen Renal Ganejew hoffen lassen, obwohl er nicht ganz zufrieden war. "Ich habe die Anspannung gespürt. Ich habe ihn schon einmal höher geschlagen", sagte er. Der dritte im Bunde von Bundestrainer Uli Schreck, Peter Joppich, machte es Bachmann mit einem 15:10-Sieg gegen den Briten James-Andrew Davis nach.

Weiter sollte es nicht gehen. Bachmann scheiterte am italienischen Weltranglistenzweiten Valerio Aspromonte mit 11:15. "Ich bin sehr enttäuscht. Ich wollte hier bei meinen ersten Olympischen Spielen unter die besten Acht", erklärte der Bonner, als er seine Sprache wiedergefunden hatte. Er habe nicht so wie erhofft ins Gefecht reingefunden. Bachmann: "Ich weiß nicht, ob es an der Anspannung lag oder ob ich mir einfach nicht das zugetraut habe, was ich kann." Der 23-Jährige musste schnell einem Rückstand hinterherlaufen, daher offensiver agieren, was nicht zu seinen Stärken zählt. Er habe sich dann von einigen Aktionen seines Gegners überraschen lassen, der sich so richtig lang machte, um den zurückeilenden Bonner zu treffen. "Ich dachte, er ist nicht so lang. Dann hat er sich doch noch länger gemacht. Da habe ich ihn wohl unterschätzt", so Bachmann.

Joppichs erster Kommentar nach seiner 10:15-Niederlage gegen den WM-Fünften Alaaeldin Abdouelkassem aus Ägypten war kurz aber vielsagend: "Scheiße!" Der viermalige Weltmeister musste gleich einem Rückstand hinterherlaufen. Joppich: "Ich musste dann was riskieren, doch das hat nicht funktioniert. Jetzt könne es nur heißen "abhaken", um am Sonntag im Mannschaftswettbewerb einen neuen Anlauf zu nehmen.

"Das müssen wir jetzt erst einmal sacken lassen", sagte ein ratloser Bundestrainer Uli Schreck. Er äußerte sich aber auch kritisch zu Joppichs Taktik: "Peter muss ich fragen, warum er so angreift. Manchmal ficht er sich in einen Rausch. Diesmal ist es nach hinten losgegangen."

OFC-Fechter André Weßels, Ersatzmann in der Mannschaft, zeigte Verständnis. "In der Weltspitze ist es unglaublich eng. So schlecht haben unsere gar nicht gefochten. Die anderen waren einfach sehr gut. Das muss man anerkennen", sagte er. Bis Sonntag sei jetzt genug Zeit, die Reihen zu schließen und wieder anzugreifen.

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