Deutschland in Topf 1 gesetzt Urlaubsreifes DHB-Team für EM gerüstet

Bremen · Mit der verlustpunktfreien Qualifikation für die EM haben die deutschen Handballer sieben Monate vor dem Turnier ein starkes Zeichen gesetzt. Bei der Endrundenauslosung am Freitag sind sie in Topf 1 gesetzt.

 Bis zur Gruppen-Auslosung für die EM will Bundestrainer Christian Prokop ausspannen.

Bis zur Gruppen-Auslosung für die EM will Bundestrainer Christian Prokop ausspannen.

Foto: Axel Heimken

Bundestrainer Christian Prokop will für ein paar Tage abschalten, Torwart Andreas Wolff vier Wochen lang die Seele baumeln lassen. Nach der souveränen EM-Qualifikation hatten die deutschen Handballer am Ende einer langen Saison nur noch ein Ziel: Ab in die Sonne.

"Ich freue mich extrem auf die Familie, die ganz schön zurückstecken musste. Ich werde mich bis zum Freitag nicht mit Handball beschäftigen", kündigte Prokop an. Dann entscheidet sich bei der Gruppenauslosung, auf wen der Titelverteidiger bei der Endrunde vom 12. bis 28. Januar 2018 in Kroatien trifft.

Dank der makellosen Bilanz von sechs Siegen in sechs Spielen ist die DHB-Auswahl wie der Gastgeber, Weltmeister Frankreich und Spanien in Topf 1. gesetzt. "Das haben wir uns hart erarbeitet und verdient", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Er warnte aber zugleich: "Leichter wird die Vorrunde dadurch nicht, denn jeder EM-Gegner hat Top-Format." Im schlimmsten Fall droht eine Hammergruppe mit Olympiasieger Dänemark (Topf 2) sowie eines der Teams des WM-Zweiten Norwegen (Topf 3) oder des WM-Dritten Slowenien (Topf 4).

Wolff, der beim sensationellen Triumph der Bad Boys 2016 in Polen zum Star aufstieg, sind die Vorrundengegner herzlich egal. "Wir haben eine sehr gute Qualifikation gespielt, keinen Punkt abgegeben und können deshalb sehr zufrieden sein. Wenn die EM genauso läuft, sind wir am Ende Europameister", erklärte der Keeper vom THW Kiel nach dem lockeren 29:22 gegen die Schweiz und kündigte entspannt an: "Ich werde am Samstag einen Blick drauf werfen, gegen wen wir spielen."

Es gehört mittlerweile zum Selbstverständnis der deutschen Handballer, dass man nicht mehr ehrfurchtsvoll auf die Konkurrenz blickt. "Wir sollten uns keine allzugroßen Gedanken über unsere Gegner machen, sondern über uns selbst. Wenn wir unser System spielen, haben wir eine sehr gute Mannschaft. Darauf sollten wir uns konzentrieren und dann mit der gleichen Euphorie und dem gleichen Engagement ins Turnier gehen wie beim letzten Mal", erklärte Wolff.

Neben der DHB-Auswahl kam nur Spanien ohne Punktverlust durch die Qualifikation, die noch unter Dagur Sigurdsson begonnen hatte. Dessen Nachfolger Prokop zog daher nach den ersten vier Monaten im Amt ein positives Fazit. "Es war eine ganz intensive Zeit für mich, in der ich wichtige Erfahrungen sammeln durfte", sagte er. "Ich konnte beinahe alle Spieler aus unserem großen Pool persönlich kennenlernen."

Das soll ihm die künftige Arbeit erleichtern. Denn vor der EM-Endrunde wird er seine Schützlinge nur noch zweimal zu Lehrgängen zusammenrufen können - zunächst Ende Oktober und dann kurz vor dem Turnier. "Ich habe einen gewissen Stamm im Kopf, denn es soll nicht ständig eine riesige Fluktuation geben", stellte Prokop klar. "Aber wer weiß, was bis dahin alles passiert. Ich hoffe, dass alle fit bleiben."

Die Voraussetzungen scheinen günstig, dass der Titelverteidiger mit einer Top-Truppe nach Kroatien reisen wird. Dennoch warnte Prokop davor, die erfolgreiche Titelverteidigung als Selbstläufer zu betrachten: "Um solche Erfolge regelmäßiger werden zu lassen, muss sich die Mannschaft weiterentwickeln. Das möchte ich ab Oktober weiter anschieben." Zuvor wollen er und die Mannschaft aber erst mal den Urlaub genießen.

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