Zank eskaliert - Alba: Bayern wollen Gegner zerstören

München · Der Streit zwischen Bayern und ALBA eskaliert - und das ausgerechnet mitten in einem der aufregendsten Basketball-Finals seit langem.

 Marko Pesic will sich die Kritik von ALBA Berlin nicht gefallen lassen. Foto: Andreas Gebert

Marko Pesic will sich die Kritik von ALBA Berlin nicht gefallen lassen. Foto: Andreas Gebert

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Überragende Aktionen, tolle Comebacks, ein blendend aufgelegter Topscorer, die Chance zum ersten Meistertitel seit 59 Jahren: Münchens Trainer Svetislav Pesic scheint das alles kaum noch zu interessieren. Mit einer denkwürdigen Schimpftirade gegen ALBAs Geschäftsführer Marco Baldi stimmten sich er und sein Sohn Marko, der Sportdirektor beim FC Bayern, auf das vierte Match der Final-Serie ein. Die wütende Abrechnung der Ex-Berliner blieb natürlich nicht unerwidert - zwischen München und der Hauptstadt fliegen die Fetzen.

Einen freundlichen Empfang an ihrer alten Wirkungsstätte dürfen die Pesics am Mittwoch (19.30 Uhr) im Spiel vier der Best-of-Five-Serie in Berlin nicht erwarten. Von guter Laune war schon am Sonntagabend im Pressezentrum des Audi Domes keine Spur, als sich der Coach vorn auf dem Podium und der Manager hinten zwischen den Journalisten in Rage redeten. "Irgendwo ist auch Schluss!", schimpfte Marko Pesic. Die Münchner Macher warfen Baldi Unsportlichkeit und indirekt Amtsmissbrauch in seiner Rolle als Vizepräsident in der Bundesliga BBL vor.

Vor mehr als einem Jahr habe dieser eine Kampagne gegen die Bayern gestartet - und das nicht nur in seiner Funktion bei ALBA. "Merken Sie nicht, dass ein Präsidiumsmitglied der BBL über unseren Verein, über unsere Spieler sagen kann, was er will, und das unter der Gürtellinie?", fragte Marko Pesic provokativ. Außerdem unterstellte er seinem Rivalen, sogar Schiedsrichteransetzungen zu bestimmen. "Er soll damit aufhören!", forderten die Münchner - die damit aber nur die Kommentare Baldis meinten, und nicht generell seine Tatigkeit als Funktionär in der BBL, wie der Verein klarstellte.

Die Liga konterte am Montag prompt. "Wir finden die getätigten Äußerungen abwegig", sagte BBL-Sprecher Dirk Kaiser. Weder sei das Präsidium in die Referee-Ansetzungen involviert, noch habe dieses Gremium etwas mit dem umstrittenen Wiederholungsspiel der Bayern im Playoff-Viertelfinale gegen Ludwigsburg zu tun. Auch jene Partie werteten die Pesics als Indiz für ein angebliches Falschspiel Baldis "und seiner Satelliten" (Svetislav Pesic) gegen die Bayern.

Selbstverständlich ließen die Berliner die Anschuldigungen nicht lange auf sich sitzen. "Das ist - wie Watzke es nennt - typisches Bayern-Verhalten. Die wollen den Gegner zerstören", sagte ALBA-Boss Axel Schweitzer der Nachrichtenagentur dpa. Er spielte auf den Streit zwischen Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke mit den Verantwortlichen des deutschen Fußball-Meisters aus München an. "Der Zeitpunkt wirkt kalkuliert, denn als erfolgreiche Sportmarke wird bei Bayern wie im Fußball nichts dem Zufall überlassen."

Ganz zufällig war Pesic senior nach dem 92:86 (39:48)-Comeback-Sieg am Sonntag tatsächlich nicht auf Baldi zu sprechen gekommen. "Ich habe lange gezögert", erzählte er, ehe die Abrechnung begann. Er selbst habe den Berliner einst "aufgebaut als Manager, er hat bei mir Basketball gelernt und auch wie man gewinnt". Seit Pesic und dessen jetziger Assistent Emir Mutapcic ("eine Legende, die rausgeschmissen wurde auf die Straße") Berlin nach sieben Meistertiteln verlassen haben, arbeite Baldi vergeblich an einem ähnlich erfolgreichen Team.

"Der Hund, den du fütterst, beißt dich am Ende", übersetzte Marko Pesic ein serbisches Sprichwort, das auf Deutsch ähnlich klingt. Baldi will sich erst nach einem persönlichen Gespräch mit seinem einstigen Trainer öffentlich en detail zu der Affäre äußern.

Unter diesen Voraussetzungen soll am Mittwoch also wieder Basketball gespielt werden. "Das wird eine neue Herausforderung für uns, dass wir einmal ein großes Spiel auswärts gewinnen. Das wäre eine Belohnung für die ganze Saison", meinte Pesic, als er sich dann doch zu ein paar sportlichen Sätzen durchrang. Die verbalen Giftpfeile waren zu dem Zeitpunkt aber freilich längst verschossen.

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