Heim-Turnier Prokop will mit DHB-Auswahl WM-Euphorie entfachen

Hamburg · In seinem zweiten Turnier als Bundestrainer will Christian Prokop mit der DHB-Auswahl begeistern. Die Fans sollen sich mit der Mannschaft, die zuletzt bei der WM 2017 und EM 2018 enttäuschte, identifizieren können.

 Christian Prokop will mit den deutschen Handballern eine WM-Euphorie entfachen.

Christian Prokop will mit den deutschen Handballern eine WM-Euphorie entfachen.

Foto: Peter Steffen

Dieses Mal will es Christian Prokop besser machen. Nach seiner verpatzten Turnier-Premiere mit EM-Platz neun im Vorjahr hat der Bundestrainer mit den deutschen Handballern bei der Heim-WM Großes vor.

"Es wäre eine Lüge, wenn wir sagen würden, wir wollen einfach nur ein Turnier spielen", sagte Prokop in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. "Wir werden alles daransetzen, in einer Art und Weise Handball zu spielen, dass wir die deutschen Fans begeistern."

Diesem Anspruch wird alles untergeordnet, wenn Prokop seinen 18-Mann-Kader am Mittwoch zum finalen Vorbereitungslehrgang in Hamburg versammelt. "Wir wollen ohne Ablenkung die letzten Schritte machen", sagte der 40-Jährige voller Vorfreude. "Ich trainiere eine tolle Mannschaft und freue mich über jeden, der dabei ist."

Die WM-Bühne im eigenen Land bietet der DHB-Auswahl die Chance, einen ähnlichen Handball-Boom auszulösen wie beim Wintermärchen 2007. Damals entfachte die Mannschaft von Bundestrainer Heiner Brand, der heute zu den wenigen Ratgebern von Prokop gehört, eine riesige Euphorie.

Das soll zwölf Jahre später wieder gelingen. "Auch wenn die Konkurrenz stark ist, wollen wir ins Halbfinale, also Hamburg erreichen", nannte Prokop die sportliche Zielvorgabe. "Es ist aber auch unser Ziel, mit sehr viel Emotionalität und Kampfgeist zu spielen, so dass die Menschen, die in der Halle oder vor dem Bildschirm mitfiebern, einfach Spaß haben und sich mit uns identifizieren können."

Die Voraussetzungen dafür sieht Prokop gegeben, nachdem das EM-Debakel von 2018 intensiv aufgearbeitet wurde. Der Bundestrainer hat aus dem zum Ende hin desaströsen Auftritt einige Lehren gezogen. So tausche er sich jetzt viel öfter mit den erfahrenen Spielern aus, "ob das nun ein taktischer Abgleich ist oder ein Stimmungsfeedback", so Prokop.

Zudem habe er das taktische Spielsystem mehr an die Stärken der Spieler angepasst als dies in Kroatien der Fall war. "Da war ich der Meinung, in kurzer Zeit vieles über den Haufen der Vergangenheit werfen zu können und vieles nur so zu machen, wie ich es für richtig hielt", räumte Prokop rückblickend ein.

Ob dies alles den gewünschten Effekt erzielt, wird sich jedoch erst in Drucksituationen bei der WM herausstellen. "Er ist natürlich ein Bundestrainer auf Probe und man beobachtet ihn argwöhnisch", sagte Ex-Nationalspieler und TV-Experte Stefan Kretzschmar über Prokop. "Dadurch, dass die Position des Bundestrainers überhaupt zur Disposition stand und eine Kampfabstimmung im Präsidium notwendig war, um ihn im Amt zu halten, ist er angreifbar."

Die vergangenen Wochen haben Prokop allerdings in seiner Ansicht bestärkt, dass mittlerweile alle an einem Strang ziehen. "In meinen Augen ist alles auf den Tisch gelegt und von allen Seiten offen und klar drüber gesprochen worden", stellte Prokop fest. Jeder wolle "in die gleiche Richtung gehen. Daran habe ich keinen Zweifel und bin vorsichtig optimistisch."

Weltmeistertrainer Brand teilt diese Zuversicht. "Wir haben eine hochtalentierte Mannschaft, die etwas bewegen kann", sagte der 65-Jährige. Kluge Ratschläge wolle er dem Trainer und den Spielern nicht erteilen, doch aus eigener Erfahrung wisse er nur zu gut, worauf es bei der Endrunde vom 10. bis 27. Januar in Deutschland und Dänemark ankommt: "Die Mannschaft muss den Zuschauern zeigen, dass Leidenschaft und Begeisterung da sind. Dann wird sie das spüren, was wir damals gespürt haben."

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