WADA-Chef Reedie verteidigt RUSADA-Zulassung: "Stärkere Position"

London · Nach der umstrittenen Wiederzulassung der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA kämpft die Weltagentur WADA um ihre Glaubwürdigkeit. WADA-Präsident Craig Reedie verteidigte nun in einem Offenen Brief die Entscheidung.

 Verteidigt die RUSADA-Begnadigung: WADA-Chef Craig Reedie.

Verteidigt die RUSADA-Begnadigung: WADA-Chef Craig Reedie.

Foto: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE

Die Welt-Anti-Doping-Agentur ist aus Sicht ihres Präsidenten Craig Reedie Russland gegenüber erheblich gestärkt.

In einem Offenen Brief, den das Onlineportal The Times today veröffentlichte, verteidigte Reedie die umstrittene Wiederzulassung der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA. "Seit den Enthüllungen vom Dezember 2014 hat das Doping in Russland den Sport und seinen Platz in der Welt vergiftet", schrieb er. Der Skandal habe die WADA "bis an die Grenzen getestet".

Es sei eine Herausforderung gewesen, einen "langen Stillstand" zu überwinden, der in erster Linie darauf abzielte, die Dopingdaten und -proben im Labor zu sichern, um die Schuld von mutmaßlichen Sportlern zu beweisen. Deshalb habe er in seinem Schreiben an das russische Sportministerium vom 13. September den Kompromissvorschlag gemacht, die RUSADA wieder zuzulassen, wenn der Laborzugang bis Ende Juni 2019 gewährt werde. Diese Fristsetzung, verknüpft mit der Bedingung, bei einer Verweigerung des Zutritts bis zum gesetzten Zeitpunkt die RUSADA wieder zu sperren, "versetzt die WADA in eine viel stärkere Position als je zuvor in den letzten vier Jahren", erklärte Reedie.

Nach dem Sturm der Entrüstung, der durch "den bedeutenden Entspannungsschritt" in der vergangenen Woche ausgelöst wurde, sei es wichtig, "sich daran zu erinnern, dass die WADA die erste Sportorganisation war, die sich mit zwei lang andauernden und unabhängigen Ermittlungen der Affäre stellte", betonte Reedie.

"Angesichts der russischen Tricks, die den sauberen Athleten den Einzug in olympische Finals verwehrten oder die Möglichkeit, vor einem vollen Stadion auf dem Podest zu stehen, ist es verständlich, dass saubere Athleten leidenschaftlich über die Rehabilitation von anstößigen Institutionen wie RUSADA nachdenken", schrieb der Brite weiter. Die WADA teile die Bedenken der Athleten.

"Die WADA kann aber weder über das Startrecht von Athleten bei Wettkämpfen bestimmen noch Sanktionen für Doper verhängen", so Reedie. Dies liege in der Verantwortung von Veranstaltern, internationalen Verbänden und nationalen Anti-Doping-Organisationen.

"Wenn russische Sportler seit 2016 in allen Sportarten und bei allen möglichen Wettkämpfen vertreten sind, mit den ehrenvollen Ausnahmen von Leichtathletik und dem Paralympics-Sport, dann liegt dies in der Verantwortung derjenigen, die in den betreffenden Sportarten und bei Veranstaltungen das Sagen haben", erklärte Reedie.

Die Aufgabe der WADA beschränke sich "auf die Entwicklung einer robusten RUSADA", die in den vergangenen Jahren zusammen mit externen Experten entwickelt worden sei. Der Druck der WADA, Fortschritte und Zugeständnisse zu erreichen, sei unerbittlich gewesen, "selbst wenn die Sprache, die wir verwendet haben, höflich und sogar diplomatisch" gewesen sei. In diesem Sommer seien 29 der 31 Kriterien der Compliance-Roadmap erreicht worden. Nur die Anerkennung des Fehlverhaltens und der Zugang zum Moskauer Laboratorium seien nicht erfüllt gewesen.

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