Para-Weltmeisterschaften in Dubai Alhassane Baldé startet bei der Para-WM in Dubai

Bonn · Alhassane Baldé fährt bei der Para-Leichtathletik-WM in Dubai mit seinem alten Rennrollstuhl. Dort angekommen wirkt er eigentlich ziemlich entspannt - obwohl bis wenige Stunden vor der Abreise überhaupt nicht klar war, ob das funktioniert.

 Hoffen auf Medaillen für das deutsche Team: Alhassane Baldé (links) mit Trainer Alois Gmeiner.

Hoffen auf Medaillen für das deutsche Team: Alhassane Baldé (links) mit Trainer Alois Gmeiner.

Foto: Privat

Geradezu tiefenentspannt wirkt Alhassane Baldé dieser Tage. Das Foto, das er aus Dubai in die Heimat nach Bonn schickt, zeigt den Rennrollstuhlfahrer lachend mit Trainer Alois Gmeiner und Deutschland-Fahne. Baldé fühlt sich sichtbar wohl in den Emiraten. „Wir haben hier angenehme 33 Grad, einfach perfekte Bedingungen“, sagt er per Voicemail. Denn Anrufe über beispielsweise WhatsApp seien nicht erlaubt. „Ich konnte mich hier auf die WM super vorbereiten.“

Baldé ist grundsätzlich ein entspannter Typ. Die Zeit vor der am Freitag beginnenden Para-Leichtathletik-WM (7. bis 15. November) war für ihn allerdings untypisch hektisch. Denn bis wenige Stunden vor der Abreise in der vergangenen Woche war nicht klar, ob Baldé überhaupt in Dubai würde antreten können.

Der eigens von Toyota für ihn entwickelte und angefertigte Rennrollstuhl ist nicht wettbewerbsfähig. Es gibt Probleme mit der Lenkung. Und das, obwohl sich der Bonner bereits mit dem Sportgerät mehr als nur angefreundet hat. „Der futuristisch aussehende und kompakte High-end-Rennrollstuhl gefiel mir super, das Carbon-Chassis fühlte sich auf der Rolle gut an und ich konnte da schon einen höheren Topspeed erreichen“, so Baldé. „Aber ohne den Bahnanschlag, womit wir den Radius der Bahn einstellen, um damit um die Kurve zu fahren, macht es keinen Sinn, damit zu einer WM zu fahren.“

Aufgrund des Zeitdrucks vor der WM muss Baldé nun auf seinen alten Rollstuhl zurückgreifen. Auch das verursachte zunächst Unbehagen bei dem 33-Jährigen. Denn Baldé sorgte sich, dass er den High-end-Rollstuhl dann auch nicht bei den Paralympics in Tokio im kommenden Jahr nutzen dürfe. „Ursprünglich dachten wir, dass ich den neuen Rollstuhl fahren muss, um den der Weltöffentlichkeit vorzustellen und damit den Statuten des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) gerecht zu werden“, so Baldé. „Es stellte sich aber heraus, dass wir den Rollstuhl bei einem großen Event im nächsten Jahr sechs Monate vor den Paralympics zeigen und jedermann zugänglich machen müssen. Das verschafft uns ein bisschen Luft.“

Und die nötige Lockerheit, die Baldé in den kommenden Tagen bei der WM benötigt, um das selbst auferlegte Mammutprogramm erfolgreich zu absolvieren. Der Bonner startet in Dubai über die 400, 800, 1500 und 5000 Meter sowie in der 4 x 100 Meter-Staffel. Bereits am Samstag besteht die erste Medaillenchance, doch Baldé tritt auf die Euphoriebremse. „Es ist irgendwie paradox: Die 800 Meter gehören zu meinem absoluten Hauptprogramm und ich habe es noch nie in einen Endlauf geschafft. Weder in Rio 2016, noch bei der WM17, noch die Jahre davor.“

Der mehrfache WM- und EM-Medaillengewinner hat die Messlatte in diesem Jahr ein Stückchen tiefer gehangen: „Ich möchte in meinen Kerndisziplinen die Finalrennen anstreben. Was darüber hinaus geht, wäre natürlich ein Highlight“, sagt Baldé. Die kurze Distanz habe er ohnehin nur gemeldet in dem Glauben, mit dem neuen Rennrollstuhl an den Start zu gehen. „Die 400 Meter und erstmals die Staffel sind eine Ehre und sehe ich als Zusatz-events.“

Dabei stapelt Baldé wahrlich nicht tief. Die Weltelite ist in den vergangenen Jahren näher zusammengerückt. Es gibt zahlreiche junge Rennfahrer, vornehmlich aus dem asiatischen Raum, die im Vergleich zur Weltelite aufgeholt haben. Und es gibt Daniel Romanchuck. Der US-Amerikaner dominiert aktuell die Rennrollstuhl-Szene. Beim New York-Marathon lies er in der vergangenen Woche sogar Ausnahme-Könner Marcel Hug aus der Schweiz hinter sich. „Die Kategorie T54-Männer-Rennrollstuhl ist sicher die härteste und am dichtesten besetzte Disziplin innerhalb der Para-Leichtathletik. Es wird eng und spannend zugehen“, prophezeit Baldé.

Dennoch genießt der 33-Jährige die Zeit in Dubai. „Die Athleten aus den Emiraten behandeln uns fürstlich“, sagt auch Gmeiner. „Angefangen vom Wlan im Stadion bis hin zum Transfer zwischen Hotel und Trainingsplatz sowie Einladungen zum Essen – für alles ist gesorgt.“ Dem zugrunde liegt eine Freundschaft, die im Sommer entstanden ist, als Athleten aus den Emiraten zu Gast in Bonn waren. Auch im kommenden Jahr soll es weitere Austausche in den Sportpark geben. „Unter anderem kommen im April die Weltrekordler Yassine Gharbi und Walid Katila aus Tunesien“, so Gmeiner. Im Juni folgen Athleten aus den Emiraten.

Genau dort steht für Baldé nun die WM auf dem Plan. Der Bonner geht optimistisch in die Rennen, aber vor allem gewohnt ganz tiefenentspannt.

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