Bonner SC Allein in einem fremden Land - drei Neue für die A-Junioren

BONN · Die Tagesabläufe gleichen sich. Morgens nach dem Frühstück führt der Weg ins Fitness-Studio oder auf die Laufstrecke, anschließend gibt's "zu Hause" etwas zu essen, am Nachmittag geht's ab und an auf Erkundungstour durch die Stadt, und gegen Abend heißt es, sich vorzubereiten und fertig zu machen fürs Training.

 Das Ziel Profifußball lockt: (von links) Zdenek Bares, Domogoj Saric und Hristofor Hubchev.

Das Ziel Profifußball lockt: (von links) Zdenek Bares, Domogoj Saric und Hristofor Hubchev.

Foto: Horst Müller

Klingt fast wie bei den Profis - und hat auch was davon. Denn der Bulgare Hristofor Hubchev, der Kroate Domogoj Saric und der Tscheche Zdenek Bares - alle 18 Jahre jung - träumen vom Sprung ins Rampenlicht des großen Fußballs. Derzeit sind sie davon allerdings noch ein Stück entfernt, denn alle drei spielen bei den Bundesliga-A-Junioren des Bonner SC.

Drei Jungs allein in einem fremden Land, mehr oder minder auf sich gestellt. Drei Jungs, deren Berater sie zum Bonner SC gebracht haben - quasi als Sprungbrett, um bei größeren Clubs auf sich aufmerksam zu machen. So ist der bulgarische U19-Nationalspieler Hristofor Hubchev gerade mal seit einer Woche in Bonn, lebt in einer Wohngemeinschaft mit einem Südkoreaner, der ebenfalls des Fußballs wegen nach Deutschland kam. Und doch scheint der bisherige Kapitän des Nachwuchsteams von Lewski Sofia der Reifste der drei.

Denn Hubchev ist es gewohnt, durch die Lande zu ziehen. Fünf Jahre lebte er mit seiner Familie schon in Kuwait, wo der Vater als Handballtrainer tätig war. Die Schule in Bulgarien hat er beendet; nun will der defensive Mittelfeldspieler in die Fußstapfen seines Onkels Petar treten, von dem er das Talent offenbar geerbt hat. Denn Petar Hubchev ist in der deutschen Bundesliga wahrlich kein Unbekannter: Jahrelang stand er in Diensten des Hamburger SV und von Eintracht Frankfurt.

Kein Wunder, dass der 18-Jährige ihm nacheifern will. "Zwölf Spiele habe ich jetzt Zeit, mich zu profilieren", sagt er auf Englisch - denn mit der deutschen Sprache ist es natürlich noch nicht weit her.

Das eint ihn mit dem kroatischen Stürmer Domogoj Saric, der in seiner Heimatstadt Split eine berufsschulähnliche Ausbildung zum Elektriker abgeschlossen hat, inzwischen seit einem Monat in der Bundesstadt lebt und in einer deutschen Gastfamilie untergebracht ist. Die Kosten für das Zimmer beziehungsweise die Kosten, die der Gastfamilie entstehen, übernimmt nebst einem kleinen Taschengeld der Bonner SC. Doch für die dringend notwendigen Deutsch-Intensivkurse fehlt derzeit das Geld.

"Dabei würden die Jungs sehr gern die deutsche Sprache lernen", sagt BSC-A-Junioren-Coach Elias Khalag, der seinen Schützlingen immer wieder unter die Arme greift und ihnen auch die Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten und Einrichtungen zeigt. Hubchev und Saric sind denn auch voll des Lobes: "Er ist wie ein Vater für uns", erklären sie unisono und finden Bonn einfach nur "schön. Wir fühlen uns sehr wohl hier".

Das gilt auch für den Tschechen Zdenek Bares, der im Juni des vergangenen Jahres von Slavia Prag zum BSC kam und sich als stellvertretender Mannschaftskapitän inzwischen zu einem der Leistungsträger entwickelt hat. Den Kontakt zur Familie in Prag hält er über das soziale Netzwerk Facebook und über gelegentliche Besuche in der Heimat aufrecht; auch für den Schulabschluss an einem Sportinternat und zuletzt über Weihnachten weilte er noch einige Male in der tschechischen Metropole.

"Es war gut, dass ich nach Bonn gekommen bin", sagt der 18-Jährige in gebrochenem Deutsch. Eingefädelt hatte den Deal der jetzige BSC-Cheftrainer Dalibor Karnay in seiner damaligen Eigenschaft als Spielerberater. Diese Saison wird Bares noch in Bonn zu Ende spielen - dank eines Friseurs aus der Bonner Innenstadt, der dem Verein angesichts leichter Finanzierungsprobleme an die Seite sprang und die verbleibenden Kosten für die Wohnung des Tschechen übernehmen will.

"Was danach kommt, wird man sehen", meint Bares, dem bereits ein Angebot des Zweitbundesligisten Dynamo Dresden vorliegt. Insofern ist er seinen beiden Kameraden schon ein kleines Stück voraus. . .

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