Aller guten Dinge sind fünf

Telekom Baskets Bonn besiegen Bamberg in Hardtberghalle mit 59:54 und erzwingen Entscheidungsspiel - Donnerstag geht es um Einzug ins Halbfinale

  We are the champions:  Bernd Kruel und Jason Gardner lassen sich von den Zuschauern feiern.

We are the champions: Bernd Kruel und Jason Gardner lassen sich von den Zuschauern feiern.

Foto: Norbert Ittermann

Bonn. Hut ab vor dieser Mannschaft. Die Telekom Baskets Bonn haben in der Viertelfinalserie um die deutsche Basketballmeisterschaft mit einer wahren Energieleistung tatsächlich noch ein fünftes Spiel gegen den hohen Favoriten Brose Baskets Bamberg erzwungen.

3 500 Zuschauer in der ausverkauften Hardtberghalle waren außer Rand und Band, als der 59:54 (12:12, 15:10, 14:25, 18:7)-Sieg ihrer Mannschaft feststand. Während sie auf den Tribünen tanzten, hüpften die Spieler auf dem Feld herum wie die Rumpelstilzchen und feierten den 2:2-Ausgleich in der Serie "best of five".

Nun haben die Bonner die Chance, im Entscheidungsspiel am Donnerstag in Bamberg (19.30 Uhr, Jako-Arena) den Einzug ins Halbfinale zu schaffen. Und nach der Leistung am Dienstag ist ihnen das durchaus zuzutrauen.

Bei aller Freude über den Erfolg, mancher Fan schüttelte lange nach der Schlusssirene noch ungläubig den Kopf. Wie hatten die Baskets das bloß noch hinbekommen? Wie schon im ersten Heimspiel hatten sie den Gegner zwar in der ersten Halbzeit beherrscht, hatten mit einer bärenstarken Verteidigung nur 22 Punkte zugelassen, waren dann im dritten Viertel aber wieder eingebrochen. Innerhalb von gut drei Minuten münzten die Franken den Rückstand mit einem 14:3-Lauf in eine 36:30-Führung um.

Wie abgeschnitten war nun die gute Abwehrarbeit der Hausherren. Angetrieben von dem in dieser Phase überragenden Steffen Hamann, schien Bamberg einem klaren Sieg entgegenzustreben. Unwiderstehlich hatte der Nationalspieler von "coast to coast" (über das ganze Feld) den besagten Lauf abgeschlossen. Und als sich die Bonner wieder ein wenig fingen, setzte er mit einem Dreier zum 34:43 (28.) eiskalt nach.

Doch es gab vor allem einen im Bonner Team, der sich mit der sich abzeichnenden Niederlage nicht abfinden wollte: Jason Conley. Er hatte vor der Pause zu den Aktivposten gehört, war dann lange abgetaucht, um am Ende des dritten Viertels mit einem Dreier zum 37:43 die Wende zum Guten einzuleiten. Nach dem 41:47 eingangs des letzten Durchgangs versenkte der Amerikaner dann einen einhändigen Dunking krachend im gegnerischen Korb und legte gleich noch einmal nach: nur noch 45:47.

Jetzt war auch die Verteidigung wieder auf der Höhe. Bamberg wirkte konsterniert ob der heftigen Bonner Gegenwehr. Es gab kaum ein Durchkommen, was allerdings auch für die Baskets auf der anderen Seite galt. Kampf und pure Leidenschaft waren Trumpf. Reihenweise wurden Bälle verloren und wieder zurückerobert.

Fast hatte man den Eindruck, derselbe Spielstand würde minutenlang auf der Anzeigetafel stehen. Beim 47:51 waren es fast zwei Minuten, das 49:51 - durch den immer entschlossener auftretenden Baskets-Spielmacher Jason Gardner erzielt - hielt fast ebenso lange.

Dann innerhalb von Sekunden die Entscheidung: Gardner versenkt einen Dreier zum 52:51, Conley setzte ebenfalls per Dreier noch einen drauf - 55:51. Was hatten die Gastgeber bis dahin nicht alles neben den Korb gesetzt, aber als es darauf ankam, saßen die Distanzwürfe. Bamberg war geschockt. Und in den letzten 30 Sekunden machten die Bonner all das richtig, was sie im unglücklich verlorenen ersten Heimspiel noch falsch gemacht hatten.

Sie behielten auch kühlen Kopf, als der Gegner sie an die Freiwurflinie zwang. Das war nicht selbstverständlich, denn in den mehr als 39 Minuten zuvor hatte das Team von Trainer Michael Koch eine katastrophale Quote von unter 40 Prozent verzeichnet.

Die Nervenstärke hatte am Ende einen Namen: Artur Kolodziejski. Er, der Bambergs Topscorer Casey Jacobsen wieder in Schach gehalten hatte, trat insgesamt vier Mal an die Linie und verwandelte alle Würfe. Der Truppe von Bundestrainer Dirk Bauermann rannte die Zeit davon. Und auf Bambergs Seite hielten die Nerven nicht.

Zwar vollstreckte Sean Dockery per Korbleger, doch Jacobsen vergab einen Ball an der Freiwurflinie; Dockery am Ende gar derer zwei. Einen setzte er aber absichtlich daneben, um Bamberg noch einmal eine Reboundchance zu geben. Doch Tyray Pearson, der stark ansteigende Form zeigte, passte auf und hielt das Ergebnis fest.

Klar, dass die Zuschauer ihr Team nicht einfach so aus der Halle ließen. Es kam noch einmal aus der Kabine. Gemeinsam ließen Spieler und Fans eine Welle nach der anderen durch die Halle schwappen. Trainer und Mannschaft hoffen jetzt, dass sie möglichst viele ihrer Anhänger am Donnerstag im fünften Spiel in Bamberg wiedersehen.

Es meinten...

Michael Koch (Trainer Bonn): Ich bin überglücklich, dass wir ein weiteres Saisonziel erreicht und uns ein fünftes Viertelfinalspiel erkämpft haben. Das war eine reine Willens- und Energieleistung mit Charakter und Einstellung. Im dritten Viertel haben wir uns zwar wieder ein kleines Loch gegraben, aber ich glaube fast, dass wir das brauchen. Wir spielen nicht gut, wenn wir führen. Wir müssen uns in die Partie hineinbeißen können. Am Dienstag hat das Team gewonnen, die physisch stärker war. Wir haben an der Freiwurflinie ganz schlecht ausgesehen. Aber als es drauf ankam, hat Artur vier von vier Freiwürfen getroffen. Das war entscheidend. Jetzt glaube ich an ein hart umkämpftes Spiel in Bamberg, das wir gewinnen können. Schließlich hat man nicht oft die Chance, ins Halbfinale einzuziehen.

Dirk Bauermann (Trainer Bamberg): Die Bonner haben ihren inneren Schweinehund besser überwunden. Das ist aber das Entscheidende, wenn man nicht mehr ganz so frisch ist, weil die Frequenz der Spiele so hoch ist. Am Donnerstag müssen wir das besser machen.

Artur Kolodziejski (Spieler Bonn): Wir haben das Spiel durch unsere gute Verteidigungsleistung gewonnen. Wichtig war, dass wir uns nach unserem traditionell schlechten dritten Viertel zusammengerissen haben und an unsere Tugenden angeknüpft haben - verteidigen, verteidigen, verteidigen. Was bei unseren Freiwürfen los ist, weiß ich auch nicht. Ich kann nur sagen, dass das im Training gar nicht so schlecht aussieht. Aber im Spiel ist das reine Kopfsache.

Bernd Kruel (Spieler Bonn): Wir haben sehr gut gekämpft und alles daran gesetzt, ein fünftes Spiel zu erzwingen. Ein Viertel wie das dritte haben wir bisher in jedem Spiel gehabt. Aber haben wir uns nach dem Rückstand wieder in die Partie gekämpft. Wir haben eine super Teamleistung geboten und hoffen jetzt, dass Bamberg etwas müder ist und ihnen die Niederlage am Donnerstag noch in den Knochen steckt. (wom)

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