Trainer von Baldé und Zeyen Alois Gmeiner erlebt die Spiele „wie im Fahrstuhl“

Tokio · Für Alois Gmeiner sind die paralympischen Spiele eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Der Bonner Trainer jubelt mit Annika Zeyen und leidet mit Alhassane Baldé.

 Eine enge Freundschaft verbindet Trainer Alois Gmeiner (r.) mit seinem Schützling Alhassane Baldé.

Eine enge Freundschaft verbindet Trainer Alois Gmeiner (r.) mit seinem Schützling Alhassane Baldé.

Foto: Wolfgang Henry

Er war Lehrer, Athletiktrainer der Fußballerinnen von Bayer Leverkusen, arbeitete schon mit Dieter Müller zusammen. Seit einigen Tagen ist Alois Gmeiner Blocktrainer der deutschen Rennrohlstuhlfahrer bei den paralympischen Spielen. Die Spiele in Tokio bezeichnete der 69-Jährige als das Highlight seiner Karriere. Aktuell ist es wohl eher die Achterbahn der Gefühle seiner Karriere. „Es fühlt sich gerade irgendwie an, wie im Fahrstuhl“, sagt Gmeiner.

Licht und Schatten erlebt der Trainer dieser Tage in Tokio in kurzen Abständen. „Erst das bittere Aus von Al, dann die Medaillen von Annika, jetzt das Ende von Als Karriere und dann noch der vierte Platz in der Staffel“, sagt Gmeiner. „Das ist ein ständiges Auf und Ab.“ Seit 2012 trainiert Gmeiner den Rennrollstuhlfahrer Alhassane „Al“ Baldé, seit 2017 auch die Handbikerin Annika Zeyen. Nun hat Baldé seine Karriere beendet.

Mit dem 35-Jährigen geht Gmeiner mehr als nur ein Athlet verloren. „Wir haben über die Jahre ein besonderes Verhältnis aufgebaut. Wir geben uns gegenseitig Ratschläge, sind für einander da“, sagt Gmeiner, der Baldé am Donnerstag erst einmal trösten musste. „So hab ich ihn noch nie erlebt. Er sollte stolz sein, auf das, was er geleistet hat.“

Baldé will erst einmal Urlaub machen, seinen Job vorantreiben, „Dinge machen, die ich lange nicht machen konnte“, sagt er. Langweilig wird dem 69-jährigen Gmeiner in Zukunft aber nicht werden. „Wir wissen ja nicht, ob Annika weitermacht. Ich habe aber mit Jannis Honnef einen sehr talentierten Fahrer, von dem in Zukunft zu hören sein wird, und ich beobachte viele Nachwuchshoffnungen in der gesamten Republik, die ich nach Bonn einladen werde“, sagt Gmeiner. „Ich habe noch viel zu tun.“

Den Traum von einer Medaille hat sich Gmeiner mit Annika Zeyen gleich doppelt erfüllt. „Wir wussten ja, dass etwas möglich ist, aber dass wir Gold im Zeitfahren gewinnen, damit hätte wohl keiner gerechnet“, sagt der 69-Jährige. Am Sonntag reist das Team nach Bonn zurück. Die restlichen Tage in Tokio will Gmeiner noch einmal genießen – möglichst ohne Fahrstuhl. 

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