Am besten wäre eine Art Baseball-Nowitzki

Werbezug der Major League machte in der Bonner Rheinaue Station - Baseball-Training für Nachwuchstalente

Warten auf den Wurf:  Auf den Catcher kommt es auch an.

Warten auf den Wurf: Auf den Catcher kommt es auch an.

Foto: Friese

Bonn. In jungen Jahren hat man noch Träume. Zum Beispiel von einer Karriere als Sportler. Fußballprofi, Basketballstar oder Tennis-Ass sind die häufigsten Ziele der kommenden Spitzenathleten. Nur wenigen bietet sich tatsächlich die Chance, ihre Träume zu verwirklichen.

Raoul Vychodil ist schon einen Schritt weiter gekommen. Der 16-Jährige hatte ersten Kontakt mit der Weltelite im Baseball.

Im Adidas-Junior-Elite-Camp wurde die Nachwuchshoffnung der Bonn Capitals auf der heimischen Anlage in der Rheinaue von Trainer-Legenden der amerikanischen Major League Baseball (MLB) in exklusive Feinheiten eingewiesen.

Nach dem ersten persönlichen Kontakt sah Raoul seinen Traum bereits mit etwas mehr Realismus. "Mein Ziel ist natürlich die MLB. Aber das ist so naiv und wird so oft genannt. Ich will erst mal gucken, wie weit es geht; erst mal nur Baseball spielen", sagt das Caps-Eigengewächs mit zurückhaltender Bescheidenheit.

Dabei war allein die Teilnahme an dem Camp schon ein Grund, stolz zu sein. Das Trainingslager fand nach Stationen im italienischen Parma und im tschechischen Prag zum ersten Mal in Deutschland statt.

48 Kinder aus zehn verschiedenen Ländern Europas wurden dort unterrichtet. Aus Deutschland waren sechs Talente am Start, vier von ihnen aus Nordrhein-Westfalen. Eine Ehre für jeden, der von einer Profikarriere träumt.

Die Trainer-Equipe, in deren Reihen mit Bruce Hurst ein ehemaliger All-Star und Gewinner der World Series mit den Boston Red Socks stand, wurde geleitet vom erfahrenen Jim Lefebvre. Der 63-Jährige war 1965 zum Rookie des Jahres gewählt worden und spielte acht Jahre bei den Los Angeles Dodgers. Nach seiner aktiven Laufbahn war er für mehrere große Vereine als Trainer und Manager tätig.

Eine Vita, die jedem Baseballkenner Respekt einflößt. Natürlich auch den jungen Talenten. Aber mit der typisch amerikanischen, lockeren und motivierenden Art wussten die Profi-Trainer schnell die Distanz zu den Kindern abzubauen. "Der Umgang mit den Coaches war super. Sie sind voll auf uns eingegangen", bestätigt Raoul.

Die MLB verfolgt mit ihrem Engagement selbstverständlich auch ganz egoistische Ziele: Mit der Förderung des europäischen Nachwuchses soll der hiesige Markt erschlossen werden.

"Am besten für die MLB wäre ein Art Baseball-Dirk-Nowitzki", sagt Matthias Brunner, hauptamtlicher Trainer des Deutschen Baseball Verbandes (DBV) am Bundesstützpunkt Bonn und gleichzeitig Coach der Capitals-Junioren.

Bereits jetzt kommen 28 Prozent der MLB-Spieler nicht mehr aus den USA. Meistens stammen sie aus Puerto Rico, Japan, Südkorea oder Australien. Europa ist bisher kaum vertreten. "Unser Ziel ist es, Baseball in der Welt zu verbreiten", sagt Lefebvre. "Mehr und mehr Länder werden involviert. Der Samen fängt an zu keimen."

Das Niveau habe sich in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert, so der US-Coach. Lefebvre: "Noch vor wenigen Jahren sind hier Kinder mit guten athletischen Voraussetzungen zum Fußball oder Basketball gegangen. Das ändert sich. Inzwischen haben die Jungs die gleiche körperliche Statur wie bei uns in den USA." Das gelte auch für Raoul. "Er ist groß, stark und hat Talent. Danach suchen wir", lobte Lefebvre den Bonner.

Neben dem Training für die Kinder war auch eine Schulung der Heimcoaches Teil des Programms. "Über jeden Coach, den wir ausbilden, haben wir Zugang zu 20 weiteren Spielern. Deshalb werden sie hier komplett integriert", so Lefebvre.

Der 63-Jährige war bereits zum zweiten Mal in der Bonner Rheinaue zu Gast und sichtlich beeindruckt: "Als ich das erste Mal hier war, gab es nur einen kleinen Platz. Jetzt ist die Anlage ein perfekter Baseball-Komplex." Dort will Raoul auch den nächsten Schritt gehen. Vielleicht wird sein Traum ja irgendwann Wirklichkeit.

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