Auch Zabel verlässt das T-Mobile-Team

Radprofi kehrt den Bonnern nach 13 Jahren den Rücken - Wechsel nach Italien wahrscheinlich - Pozzato gewinnt in Hamburg

  Verlässt  nach 13 Jahren das Bonner Magenta-Team: Sprint-As Erik Zabel.

Verlässt nach 13 Jahren das Bonner Magenta-Team: Sprint-As Erik Zabel.

Foto: ap

Hamburg. Das Rätselraten wurde nach dem Rennen beendet: Erik Zabel verlässt nach 13 Jahren die Magenta-Mannschaft Telekom/T-Mobile. Die italienischen Quick-Step-Doppelsieger Filippo Pozzato und Luca Paolini hatten das Podium der Pressekonferenz in Hamburg gerade geräumt, als die Bonner Team-Leitung und Zabel die Trennung zum Saisonende bekanntgaben.

Wohin er geht und "neue sportliche Perspektiven" sieht, verriet Zabel nicht. Nur soviel: Der 35-Jährige bekommt einen Dreijahresvertrag mit Tour-Startgarantie. Er habe von Olaf Ludwig "ein gutes Angebot" bekommen. "Doch die finanziellen Dinge waren nicht ausschlaggebend", beteuerte Erik Zabel. Domina Vacanze, so wird spekuliert, könnte das neues Team sein. Zabel würde zu seinem Karriere-Ende demnach also für ein italienisches Team fahren.

Eine italienische Angelegenheit waren die HEW Cyclassics in Hamburg. Pozzato und Paolini jubelten beide und beglückwünschten sich freudenstrahlend hinter der Ziellinie in der Mönckebergstraße. Das Rätselraten bis zu Zabels Presse-Erklärung sorgte den ganzen Sonntag über bei den Medien fast für mehr Spannung als das Rennen.

Das 250,5 Kilometer lange ProTour-Ereignis galt trotz des viermal zu erkletternden Wasebergs, einer Rampe von 600 Metern Länge und 15 Prozent Steigung, eher als ein Kurs für Sprinter. Der vierte Waseberg-Anstieg, noch 15 km, eröffnete das Finale: Es formierte sich eine Spitzengruppe von 15 Fahrern mit Jan Ullrich, verfolgt von einem zweiten Rudel mit Zabel.

Im Spurt hatte der T-Mobile-Kapitän keine Chance. Ullrich sagte: "Ich hatte gehofft, dass Erik noch vorne dabei ist. Zum Schluss im Sprint waren meine Beine zu lahmarschig." Ullrich sagte auch: "Ich finde es traurig, dass Erik geht."

Hauptgrund für die überraschende Trennung dürfte die maßlose Enttäuschung und tiefsitzende Verletzung Zabels sein, dass er nach elf Jahren erstmals nicht für die Tour de France nominiert worden war. Radfahren müsse ihm noch Spaß machen, hatte der Ausgebootete zuletzt missmutig verlauten lassen.

In der alten Umgebung hat er offenbar die Freude verloren. Nach Alexander Winokurow verlässt nun mit Zabel ein zweiter populärer Siegfahrer, Leistungs- und Sympathieträger T-Mobile. Das ist bitter für Ludwig zu seinem Einstand 2006 als Godefroot-Nachfolger.

Der Berliner mit Wohnsitz Unna war 1993 nach dem vierten Platz bei den Olympischen Spielen in Barcelona bei Telekom Profi geworden. Mit 192 ersten Plätzen in 13 Jahren ist der Sprinter der mit Abstand siegreichste Fahrer der Bonner Magenta-Mannschaft. In seiner Erfolgsliste stehen u.a. acht Klassiker-Siege (darunter viermal Mailand-San Remo, 2001 Hamburg), zwölf Etappensiege und sechsmal der Gewinn des Grünen Trikots bei der Tour de France, der Weltpokal 2000 und die Vize-Weltmeisterschaft 2004.

1995 rettete Zabel mit seinen beiden ersten Etappensiegen bei der Tour den Fortbestand der Mannschaft. Wegen Erfolglosigkeit wollte sich damals Telekom als Sponsor zurückziehen. Der Sponsor seines wahrscheinlich neuen Teams, Domina Vacanze, ist ein Ferien- und Freizeitveranstalter.

Daher würde es passen, wenn Zabel, wie es heißt, den Reisekonzern TUI als künftigen Sponsorpartner mitbringt. Es würde auch nicht stören, dass sein bisheriger Rivale Alessandro Petacchi bereits für drei Jahre verpflichtet wurde. Man würde kollegial aufteilen: Der Giro d'Italia für den Italiener, die Tour de France für den Deutschen.

Dazu auch der Kommentar: "Neuer Ehrgeiz"

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