Baskets haben psychologischen Auswärtsvorteil

Trainer Koch sieht Chancen vor dem Spiel in Oldenburg bei 50:50

Baskets haben psychologischen Auswärtsvorteil
Foto: Norbert Ittermann

Bonn. Es gibt Spiele, da können Trainer einem nur noch Leid tun. Wer am Dienstagabend im vierten Finalspiel um die deutsche Basketball-Meisterschaft zwischen den Telekom Baskets Bonn und den EWE Baskets Oldenburg in das Gesicht von Bonns Coach Michael Koch blickte, sah Ratlosigkeit.

Wie die meisten der 6 000 Zuschauer im Telekom Dome war er fassungslos angesichts der Leistung seiner Mannschaft, die die große Chance hatte, mit einem Sieg den Titel zu erringen, aber dann sang- und klanglos mit 66:82 unterging.

"Auch wenn es blöd klingt, man hat schon früh im Spiel gesehen, dass irgendetwas in der Mannschaft vorging, etwas nicht funktionierte", rätselte Koch und musste erkennen: "Wir hatten eine mentale Blockade. Der Erwartungsdruck war enorm hoch. Wir konnten etwas Historisches erreichen, doch die Mannschaft konnte nicht damit umgehen."

Kommentar Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Der Fan ist der Dumme"Das Fatale: In solchen Situationen kann ein Trainer seine Spieler auch nicht mehr erreichen. Koch: "Im letzten Viertel haben wir in einer Auszeit darüber gesprochen, dass wir jetzt noch mal rankommen müssen", blickt der 43-Jährige zurück. Die Bonner hatten zu diesem Zeitpunkt ein Foul auf dem Konto und sollten deutlich aggressiver spielen.

Als die Baskets dann erst kurz vor Schluss das vierte Teamfoul kassierten, war klar, dass die Botschaft des Trainers beim Team nicht angekommen war. "Und wenn dann Patrick Flomo bei einem 15-Punkte-Rückstand und lediglich Sekunden zu spielen noch ein sinnloses Foul begeht, dann lässt das erahnen, was in den Köpfen der Spieler vorging", sagte Koch.

Public Viewing Eurosport überträgt das Spiel nicht, aber die Fans können live dabei sein, wenn die Telekom Baskets Bonn in Oldenburg um den Titel spielen: Die Partie wird ab 20.15 Uhr auf der Museumsmeile übertragen.

Das Public Viewing in der Telekom-Zentrale fällt aus. Egal, wie die Partie ausgeht: Am Freitag wird das gesamte Team von Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann im Alten Rathaus empfangen (18 Uhr), danach steigt die Feier zum Saisonabschluss auf dem Markt.Die mentale Blockade wirkte sich in allen Bereichen aus: Würfe wurden nicht genommen, stattdessen wurde die Verantwortung an den Mitspieler weitergereicht. Freie Räume wurden nicht genutzt, um entschlossen zum Korb zu ziehen. Kam die Mannschaft mal etwas näher heran, wurden, so Koch, "haarsträubende Fehler gemacht", so dass der Gegner wieder davonziehen konnte.

Und auch das Prunkstück der Bonner, die Verteidigung, versagte: "82 Punkte in den Play-offs zuzulassen, ist für uns eine ganz miserable Leistung." Kurzum: Es kann eigentlich nur besser werden. "Man kann nicht von heute auf morgen das Basketballspielen verlernen. Das war nicht die Mannschaft, die wir alle kennen", erklärte der Bonner Coach vor dem entscheidenden fünften Spiel am Donnerstag in Oldenburg (20.15 Uhr, EWE Arena, live in Radio Bonn/Rhein-Sieg und bbl.tv) und sieht die Baskets noch lange nicht geschlagen.

"Die Situation ist ähnlich wie nach dem vierten Spiel im Halbfinale gegen Berlin, als wir zu Hause deutlich verloren haben, um dann in Berlin das entscheidende Spiel zu gewinnen." Auswärts zu spielen käme seinem Team offenbar eher entgegen, und gerade im Saisonverlauf konnten die Baskets in fremder Halle schon einige wichtige Spiele gewinnen: etwa im Europapokal in Toulon und Lüttich oder in den Play-offs das besagte Spiel in Berlin.

Das Wichtigste sei jetzt, die Niederlage abzuhaken. "Wir müssen positiv denken, den Kopf hoch halten und wieder ein Lachen in die Gesichter der Spieler bekommen. Sie waren sehr niedergeschlagen", so Koch. Die Chancen stünden jetzt 50:50. "Kein Team hat bisher zu Hause gewonnen. Mal sehen, wie unser Gegner damit klarkommt, vor eigenem Publikum den Sack zumachen zu müssen."

Auch für die Oldenburger wäre es ein historischer Erfolg. Helfen könnte den Baskets die gehörige Portion Wut im Bauch, die sich bei ihnen gerade durch die Schlussphase des Spiels aufgestaut hat, als das EWE-Team doch eine Spur von Arroganz erkennen ließ und ihre Fans Hohngesänge anstimmten: "Ihr werdet nie Deutscher Meister." Die Veitstänze von EWE-Coach Predrag Krunic an der Seitenlinie indes lassen Koch kalt. "Das interessiert uns nicht. Wir müssen uns auf uns selbst konzentrieren."

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