Beim Bonner SC gehen wohl die Lichter aus

Das Schicksal des einst ranghöchsten Bonner Fußballvereins scheint besiegelt. Das Insolvenzverfahren gegen den Bonner SC ist am Mittwochvormittag eröffnet worden.

Beim Bonner SC gehen wohl die Lichter aus
Foto: Horst Müller

Bonn. Das Schicksal des einst ranghöchsten Bonner Fußballvereins scheint besiegelt.

Jetzt ist es offiziell: Wie erwartet hat das Amtsgericht Bonn am Mittwoch das Insolvenzverfahren gegen den Bonner SC eröffnet. Sollte der Verein nicht in den nächsten Tagen zuerst 100 000 Euro und nach zwei Wochen weitere 200 000 Euro auftreiben, wird er aufgelöst und der Spielbetrieb eingestellt.

"Aus den beiden Optionen von Montag ist noch eine übrig geblieben, die ich allerdings nur noch als Minimalchance ansehe und an die ich eigentlich nicht mehr glaube", verkündete Bernd Lehmann, der stellvertretende Vorsitzende des Bonner SC zu Beginn der außerordentlichen Mitgliederversammlung, die am Dienstagabend mit einer gut halbstündigen Verspätung im "Roten Salon" des Sportpark Nord begann.

Die 56 anwesenden BSC-Mitglieder hatten auf den BSC-Vorsitzenden Hans Robert Viol warten müssen, der gegen 19 Uhr aus der Schweiz kommend, am Köln-Bonner Flughafen eingetroffen war. "Bis heute hätten 100 000 Euro generiert werden müssen, um das Insolvenzverfahren abzuwenden", erläuterte Lehmann.

Weitere 200 000 Euro an Verbindlichkeiten müssten in den nächsten zwei Wochen bedient werden. Die aktuellen Gesamtverbindlichkeiten des BSC bezifferte der BSC-Vize auf rund 600 000 Euro. Diese Summe sei keinesfalls in der letzten Saison aufgehäuft worden.

Die Höhe der Verbindlichkeiten, so Lehmann, seien von 373 000 Euro zum 31. Dezember 2007 über 405 000 Euro (31. 12. 2008) bis auf 548 000 Euro zum 31. Dezember 2009 angewachsen. "Vor allem vor und während der Regionalligasaison war es immer eine Gratwanderung zwischen wirtschaftlicher Situation und sportlichen Erfordernissen", so der stellvertretende BSC-Vorsitzende.

"Es ist uns in dieser Zeit nicht gelungen, den Verein von Hans Robert Viol unabhängiger zu machen. Wir haben zudem überschätzt, dass Viols Rückzug in den Aufsichtsrat dazu führen würde, weitere Sponsorenpotenziale zu erschließen", räumte Lehmann ein.

Zudem seien im März entgegen der DFB-Statuten Zahlungen von Viol als Darlehen, statt wie vorgeschrieben als Sponsoring verbucht worden, was beim DFB zu einem nicht unerheblichen Vertrauensverlust geführt hätte. Dabei seien die Ausgaben nicht überschritten worden, sondern Sponsoringeinnahmen zu optimistisch beurteilt worden.

Eine Chance, die Ausgaben während der Regionalliga zu senken, habe es nicht gegeben. Auf diese Weise seien 150 000 Euro an weiteren Schulden dazugekommen. "Ich habe zu viel geglaubt und vertraut", meinte Lehmann, der sich bereit erklärte, sowohl bei der Abwicklung als auch bei einem Neuaufbau des Vereins auf Wunsch zur Verfügung stehen zu wollen.

Aufsichtsratsmitglied Heinz Ossenkamp räumte ein, "dass niemand im Vorstand oder Aufsichtsrat des BSC ein tragfähiges Sanierungskonzept vorgestellt hat." Für Viol eine fast logische Folge in den rund 15 Jahren seiner Amtszeit.

"Der Verein hat sich daran gewöhnt, dass ich alles zahle. Teilweise habe ich 80 Prozent der Etats alleine gestemmt. Nun aber bin ich nicht mehr bereit zu zahlen. Ich hätte es auch nicht mehr gekonnt. Ich werde es nicht mehr alleine lösen. Ich habe nach 15 Jahren die Schnauze voll."

Wie angekündigt hatte Christian Frystatzki am Dienstagvormittag das Gutachten mit der Empfehlung, das Insolvenzverfahren gegen den BSC zu eröffnen, an die Insolvenzrichterin Clea Ketels ans Bonner Amtsgericht übermittelt. Da die Richterin am Dienstag nicht anwesend war, kann Frystatzki erst am Mittwochvormittag das weitere Vorgehen mit Ketels erörtern.

Für Lehmann wird der Verein nun aller Voraussicht nach abgewickelt. "Eine Insolvenz hat unter den gegebenen Umständen eine Liquidation des Bonner SC 01/04 zwingend zur Folge." Wichtig sei es nun, die Jugend- und Tischtennisabteilung weiter am Spielbetrieb in dieser Saison teilnehmen zu lassen. "Dies könnte möglicherweise auch unter dem Namen BSC möglich sein."

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