GA-Interview „Bonn hat sich zur Dart-Hochburg gemausert“

Bonn · Max Hopp ist erst 20 Jahre alt und der derzeit beste deutsche Dartprofi: Im Interview mit den General-Anzeiger spricht er über die Faszination des Kneipensports und den Schaukampf im Telekom Dome, zu dem am Montag (31. Oktober) eine große Kulisse auf dem Hardtberg erwartet wird.

Max Hopp ist Deutschlands erfolgreichster Dartprofi und steht in der Weltrangliste derzeit auf Rang 45 – Tendenz aufsteigend. Der amtierende U23-Weltmeister des Verbandes PDC tritt am Montagabend bei der großen Dart-Halloween-Gala neben Phil Taylor, Raymond van Barneveld und Wayne Mardle im Bonner Telekom Dome vor voraussichtlich 3500 Zuschauern an. Mit Max Hopp sprach GA-Mitarbeiter Bernd Joisten.

Herr Hopp, Phil Taylor sagt über Sie, dass Sie es ganz nach vorne bis in die Weltspitze schaffen können, wenn Sie dranbleiben. Macht Sie das stolz? Max Hopp: Klar macht das einen stolz, wenn ein Spieler wie Phil Taylor das sagt. Es ist aber ein enorm hartes Geschäft. Ich bin jetzt seit vier Jahren als Profi dabei und merke, wie schwer es ist, kontinuierlich auf einem hohen Niveau zu spielen. Dartturniere in Deutschland sind die eine Sache. Aber wenn es bei richtig großen Turnieren gegen Topspieler geht und die Fernsehkameras auf einen gerichtet sind, dann ist das eine ganz andere Hausnummer.

Sie haben früh alles auf die Karte Darts gesetzt. War dies der richtige Schritt? Hopp: Definitiv ja. Ich lebe meinen Traum und kann das tun, was mir am meisten Spaß macht. Ich sehe es auch ein Stück weit als meine Aufgabe, den Dartsport in Deutschland populärer zu machen. Dart ist in Deutschland natürlich ein Kneipensport und wird von vielen Menschen gespielt. Das finde ich auch gut, weil man zusammen Spaß hat und es ein tolles Spiel ist. Auf der anderen Seite sind dann die Einzelspieler bis hin zu den Profis, die für ihren Sport leben und sich auch speziell darauf vorbereiten. Und wenn es am Ende bei mir doch nicht reicht, bin ich noch jung genug, um eine berufliche Laufbahn einzuschlagen. Daran denke ich im Moment aber nicht.

Wie oft trainieren Sie, und wie sieht so ein Training aus? Hopp: Das ist unterschiedlich. Um an den Turnieren teilnehmen zu können, muss ich viel reisen und bin pro Jahr rund 220 Tage unterwegs. Wenn ich im Zug oder Flieger sitze, kann ich nicht trainieren. Doch normalerweise trainiere ich drei Stunden pro Tag. Vor der Weltmeisterschaft und großen Turnieren sind es fünf Stunden. Ich praktiziere verschiedene Wurfspiele und trainiere natürlich auch mit anderen Spielern. Als Wettkampfsimulation also, welche Übungen stehen dann an? Hopp: Zum Beispiel wird Round the Clock nur auf Doppelfelder gespielt. Spieler eins fängt bei der Doppel-Eins an, Spieler zwei bei der Doppel-19. Man wirft immer abwechselnd. Trifft man das Doppelfeld, wirft man im Uhrzeigersinn auf das nächste Doppelfeld. Ziel ist es, den anderen einzuholen. Das ist eine tolle Übung, um die Treffgenauigkeit auf die schwierigen Doppelfelder zu üben.

Wie oft gelingen Ihnen 180er-Würfe, also drei Mal Triple 20, im Training? Hopp: Da sind natürlich einige 180er dabei. Das ist auch wichtig. In der Weltspitze ist das Niveau enorm hoch. Fehler werden sofort bestraft. Ebenso wichtig ist das zielsichere Finish auf die Doppelfelder. Das perfekte Spiel, die 501 mit nur neun Darts auszumachen, ist aber selten. Ich habe in diesem Jahr im Training erst einen Nine-Darter geschafft. Das war letzte Woche. Sieben bis acht perfekte Würfe hat man aber häufiger.

Im Dart werden die Preisgelder der PDC Pro Tour in einer Zweijahresliste, der Order of Merit, veröffentlicht. Bei Ihnen stehen momentan rund 70 000 Euro zu Buche. Hinzu kommen Sponsorengelder und Gelder aus Showkämpfen. Ist es für die Profis ein lohnenswerter Sport? Hopp: Ich bin so weit, dass ich davon leben kann. Es ist aber nicht so, dass ich in Saus und Braus lebe. Ich bin selbstständig. Die Reisen kosten mich pro Jahr rund 40 000 Euro. Ich brauche sowohl in Deutschland als auch in England einen Steuerberater. Natürlich hoffe ich, dass es weiter nach oben geht. Mit der Popularität des Dartsports steigen auch die Preisgelder. Dieses Jahr schüttet die PDC insgesamt 10 Millionen Pfund aus. Der Weltmeister bekommt alleine 350 000 Pfund. Die hohen Preisgelder erhöhen aber auch den Druck.

Wie wichtig ist die psychische Komponente in einem Spiel? Hopp: Ganz entscheidend. Es geht um große Summen und einige Gegner versuchen, dich mit ihren Gesten aus der Fassung zu bringen. Da musst du cool bleiben. Ich versuche, mich solchen Scharmützeln zu entziehen und will meine Lockerheit behalten. Das ist wichtig.

Am Montag spielen Sie wieder einmal in Bonn. Ist dieser Schaukampf etwas Besonderes? Hopp: Das kann man wohl sagen. Wo bitteschön kommen denn mehr als 3000 Zuschauer zu einem Schaukampf in Deutschland? Das gab es noch nie. Bonn hat sich zu einer deutschen Dart-Hochburg gemausert. Das ist vor allem das Verdienst von Organisator Wolfgang Pütz, der diesen Sport liebt. Es wird ein toller Event werden.

Phil Taylor und Raymond van Barneveld sind Dart-Legenden. Warum können beide über Jahrzehnte auf Topniveau spielen? Hopp: Sie sind ehrgeizig und große Champions ihres Sports. Die Verbissenheit, das Spiel unbedingt zu gewinnen, hat nicht jeder. Phil Taylor ist ein Phänomen. Ich denke, dass er bis zur Rente in der Weltspitze mitspielt. Er wird immer unter den Top fünf der Welt bleiben.

Zur Person

Max Hopp aus Idstein ist 20 Jahre alt. Schon mit 13 Jahren hatte er sein erstes großes Jugendturnier gewonnen. 2015 wurde er der jüngste Junioren-Weltmeister in der Geschichte des Dartsports. Er nahm bereits vier Mal an der Weltmeisterschaft der Professional Darts Corporation (PDC) teil, die 1992 als Organisation professioneller Dartspieler gegründet wurde. 2015 erreichte Hopp die zweite WM-Runde. Sein Spitzname (im Dartsport üblich) ist Maximiser. Hopp lebt mit seiner 29-jährigen Lebensgefährtin und ihrem zehnjährigen Sohn im vogtländischen Kottengrün.

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