Gegenwind am Rhein, Party im Ziel Das war der 20. Bonn-Marathon

Bonn · Jochen Uhrig aus Weinheim gewinnt den Deutsche Post Marathon in 2 Stunden und 26 Minuten, die Kölnerin Sabine Burgdorf ist die schnellste Frau. Zehntausende feuern die Teilnehmer entlang der Strecke an. Auch ein Termin für 2024 steht schon fest.

Im Konfettiregen und getragen vom tosenden Applaus der Zuschauer läuft Sabine Burgdorf vom ASV Köln nach 2:43:54 Stunden als schnellste Frau über die Ziellinie auf dem Marktplatz.

Im Konfettiregen und getragen vom tosenden Applaus der Zuschauer läuft Sabine Burgdorf vom ASV Köln nach 2:43:54 Stunden als schnellste Frau über die Ziellinie auf dem Marktplatz.

Foto: Wolfgang Henry

Knapp 11.300 Starter, Zehntausende Zuschauer, Bonn auf den Beinen: Der 20. Deutsche Post Marathon Bonn steht in den Geschichtsbüchern und war nach drei Jahren Pause ein Erfolg – fand nicht nur Oberbürgermeisterin Katja Dörner. „Es ist ein absolut großartiger Tag gewesen und ein rundum gelungenes Sportevent in unserer Stadt“, resümierte Dörner im Alten Rathaus. „Es geht uns natürlich auch darum, möglichst viele Menschen aus Bonn und der Region auf die Strecke zu bringen, und das ist uns perfekt gelungen“, sagte die Oberbürgermeisterin.

11.287 Starter hatten sich nach der dreijährigen Pause wieder durch die Bonner Innenstadt und am Rhein entlang auf den Weg gemacht. Den „positiven Trubel in der Stadt“, wie es Dörner formulierte, empfanden auch die beiden Sieger der 42,195 Kilometer langen Strecke.

Auf der Sternstraße sind „fast die Ohren weggeflogen“

„Am allerbesten war es auf der Sternstraße“, schwärmte Sabine Burgdorf vom ASV Köln, die mit einer Zeit von 2:43:54 Stunden als schnellste Frau die Ziellinie auf dem Marktplatz überquerte. „Da sind mir fast die Ohren weggeflogen“, scherzte Burgdorf, die früher in Bonn gewohnt und studiert hat und die Bundesstadt als „ein Stück weit Heimat“ ansieht. Ähnlich beschrieb es Jochen Uhrig aus Weinheim, der sich über den ersten Platz der Herren im Marathon freute und mit einer Zeit von 2:26:00 Stunden von Zehntausenden Zuschauern im Ziel gefeiert wurde.

Uhrig betonte die „starke Unterstützung an der Strecke“ und verglich die größte Bonner Sportveranstaltung dabei mit größeren Laufevents wie dem Frankfurter Marathon, bei dem er auch schon mitgelaufen ist: „Gerade die Kennedybrücke war gesäumt von Leuten. Man hat gemerkt, dass eine gute Stimmung herrscht und die Leute gut drauf sind – das gibt einem noch einmal den nötigen Push, den es braucht, wenn es mal ein bisschen härter wird.“

 Um 10:30 Uhr fiel der Startschuss auf dem Belderberg für die 42,195 Kilometer lange Strecke. Der spätere Sieger Jochen Uhrig (schwarzes Shirt, rechts) zeigte da schon seine Ambitionen.

Um 10:30 Uhr fiel der Startschuss auf dem Belderberg für die 42,195 Kilometer lange Strecke. Der spätere Sieger Jochen Uhrig (schwarzes Shirt, rechts) zeigte da schon seine Ambitionen.

Foto: Wolfgang Henry

Nahezu optimale äußere Bedingungen

Denn das wurde es für die Läufer gerade aufgrund des Windes, der den Athleten am Rhein entgegen blies und noch bessere Laufzeiten verhinderte. Das war allerdings das einzige kleine Manko bei ansonsten strahlendem Sonnenschein und angenehmen 17 Grad.

Bereits um 8.30 Uhr am Morgen war der erste Startschuss für die Inliner gefallen, die den Marathontag eröffneten. Ein wenig später rollte das große Feld der 6681 Halbmarathon-Teilnehmer los, das aufgrund seiner Größe in fünf verschiedene Startblöcke unterteilt wurde. Der Halbmarathon stellte die im Vorfeld wohl spannendste und ausgeglichenste aller Laufdisziplinen dar. Yannik Erz von der LG Bernkastel/Wittlich sicherte sich unter den Männern in 1:09:03 die Goldmedaille, während Adele Blaise-Sohnius vom LAZ Rhein-Sieg über die halbe Distanz bei den Damen dominierte und nach 1:22:06 ins Ziel auf dem Marktplatz einlief.

Die letzten Kilometer sind die schlimmsten

„Ich bin ziemlich fertig, aber es ist ein schönes Gefühl zu gewinnen“, sagte der ebenso erschöpfte wie glückliche Yannik Erz nach dem Rennen. Die letzten fünf Kilometer hatten „ziemlich wehgetan“, berichtete der Athlet aus dem Hunsrück und war froh, eine kleine Gruppe während des Laufs gefunden zu haben.

 Siegerpose: In einer Zeit von 2:26 Stunden überquerte Jochen Uhrig aus Weinheim als schnellster Marathonläufer die Ziellinie.

Siegerpose: In einer Zeit von 2:26 Stunden überquerte Jochen Uhrig aus Weinheim als schnellster Marathonläufer die Ziellinie.

Foto: Wolfgang Henry

Die Vorzeichen für einen Sieg von Blaise-Sohnius dagegen waren denkbar schlechte, nachdem sie sich die Tage vor dem Wettkampf bei ihrer Tochter mit einer Erkältung angesteckt hatte. „Ich starte einfach und schaue mal, wie es geht“, erzählte die Athletin vom LAZ Rhein-Sieg und stellte einige Zeit später im Ziel fest, dass der Lauf für sie zwar „ein echter Kampf war“, der aber mit dem ersten Platz belohnt wurde.

Während die Halbmarathonis nach und nach unter tosendem Applaus vor dem Alten Rathaus einliefen, machten sich die 1201 Teilnehmer der vollen Marathondistanz auf den Weg, um die Runde über die Kennedybrücke auf die Beueler Rheinseite – im Gegensatz zu ihren „Vorläufern“ – zweimal zu bewältigen. Danach folgten 1120 Staffel-Teilnehmer in 280 Gruppen sowie 1204 Jungen und Mädchen, die in 172 Gruppen an der Schülerstaffel teilnahmen.

Begeisterte Kids bei den Schulstaffeln

Gerade die Bereitschaft der Jüngsten begeisterte den Athletenbeauftragten und LAZ-Trainer Thomas Eickmann: „Was mir an Bonn besonders gut gefällt, ist das Nachwuchskonzept, denn die Jugend ist unsere Zukunft. Das zeigt auch die rege Teilnahme an den Schulstaffeln. Da sind sehr viele begeisterte Kinder dabei mit unheimlich vielen begeisterten Lehrern.“ Eickmann, der selbst schon viele Marathons absolviert hat, findet es „mega gut, neben dem Spitzensport eben auch auf den Nachwuchs zu setzen.“

Den Schlusspunkt des Tages markierten die 758 Teilnehmer der neu eingeführten Zehn-Kilometer-Distanz, die ihre Laufschuhe für einen Start zwischen 13 und 14.30 Uhr am Brassertufer schnürten. Die Verantwortlichen wollten mit der Einführung der kürzesten Strecke noch mehr Menschen das einzigartige Erlebnis einer Marathonteilnahme ermöglichen und den Laufsport für noch mehr Teilnehmer zugänglich machen.

 Marathon-Zweiter: Maciek Miereczko läuft mit seiner Tochter ins Ziel.

Marathon-Zweiter: Maciek Miereczko läuft mit seiner Tochter ins Ziel.

Foto: Wolfgang Henry

„Nur“ 36 Fahrzeuge standen im Weg

Selbstverständlich bedurfte es für einen reibungslosen Ablauf einer solchen Großveranstaltung auch gewaltigen organisatorischen Aufwands. So waren insgesamt 36 Kräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes im Einsatz, um das Spektakel für die vom Veranstalter geschätzten 100.000 Zuschauer und fast 11.300 Sportler sicher über die Bühne zu bringen.

Von 34 Hilfeleistungen des Sanitätsdienstes, vier Einsätzen des Rettungsdienstes – davon ein Notarzt-Einsatz – und zwei Transporte ins Krankenhaus berichtete der Veranstalter in seiner Bilanz. „Es hat alles funktioniert, auch für unsere Einsatzkräfte und den Ordnungsdienst“ zog Dörner Bilanz. Auch seien die 36 abgeschleppten Fahrzeuge, von denen fünf Fahrzeughalter schnell ausfindig gemacht werden konnten, eine eher geringe Zahl im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren, bei denen beinahe hundert Wagen Streckenabschnitte blockierten. „All diese Einsätze sind im Gesamtkontext gesehen absolut im Rahmen – also wirklich tiefenentspannt“, sagte die Oberbürgermeisterin.

Titelsponsor geht mit gutem Beispiel voran

Ebenso positiv fiel das Fazit beim Titelsponsor aus, der ein großes Team ins Rennen schickte: „Der Deutsche Post Marathon Bonn ist für uns eine Leuchtturmveranstaltung und ein Stück Heimat. Knapp 1000 Kollegen sind heute auf der Strecke gewesen, gemeinsam mit den Läufern und Zuschauern haben wir ein großes Lauffest gefeiert“, sagte Axel Breme, Vice President Brand Management Deutsche Post.

Für das große Bonner Lauffest im Jahr 2024 gibt es bereits einen Termin: Im kommenden Jahr soll der Bonn-Marathon am 14. April stattfinden.

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