Kanu-Weltmeisterschaft Bonner Max Rendschmidt rechnet sich für WM gute Chancen aus

Bonn · Der Bonner Max Rendschmidt fährt bei der WM in Portugal um die Medaillen. Doch wenn er Ende September zunächst bei einem Praktikum in Cuxhafen antreten muss, könnte er mit seinem Element erst mal fremdeln.

 Jubeln will Max Rendschmidt auch bei der WM in Portugal.

Jubeln will Max Rendschmidt auch bei der WM in Portugal.

Foto: imago/Sven Simon

Ein wenig mulmig wird es ihm schon werden, wenn er raus muss aufs Wasser. Vielleicht wird ihm dann sogar ein wenig schummrig. Das ist ungewöhnlich für einen wie Max Rendschmidt, der auf dem Wasser gewissermaßen zu Hause ist. Schließlich verbringt der Doppelolympiasieger Stunden in seinem Kanu – täglich. Doch wenn er Ende September in Cuxhafen antreten muss, könnte er mit seinem Element erst mal fremdeln. Dort, an der Nordseeküste, absolviert der Bonner ein Praktikum bei der Küstenwache der Bundespolizei. Einige Wochen wird es dauern, und der muskelbepackte Athlet ist schon „total gespannt“, wie es ihm in einem Boot mit geschlossenen Räumen ergeht.

Dass den Kanu-Könner tatsächlich die Seekrankheit befallen könnte, ist sehr unwahrscheinlich. Denn in seiner handlicheren Ausgabe des Wasserfahrzeugs fährt er seit Jahren in der Weltspitze mit. Zwar sucht der ausgebildete Polizeimeister noch seinen Karriereweg nach der Karriere, noch aber dominiert der Sport die Lebensplanung des 24-Jährigen. So ist er in diesen Tagen nach Portugal aufgebrochen, um mal wieder Edelmetall bei den Weltmeisterschaften anzusteuern. Seine Unterkunft in Montemor-o-Velho liegt nur einige Hundert Meter vom Strand entfernt, derzeit ist es dort sonnig. An Urlaub aber, meint Rendschmidt, sei „natürlich nicht zu denken“.

Im Kajak-Vierer gilt es, den WM-Titel vom vergangenen Jahr zu verteidigen. „Wir sind gut vorbereitet“, betont er, „wir rechnen uns gute Chancen aus.“ Mit im Boot bei der Entscheidung am Sonntag (Zusammenfassung in der ARD ab 15 Uhr) wird Tom Liebscher über die 500-Meter-Sprintdistanz sitzen, mit dem Schlagmann Rendschmidt bereits Olympia-Gold in Rio de Janeiro im Vierer gewann.

Nicht immer aber machen Liebscher und Rendschmidt gemeinsame Sache. Im Einer sind sie die härtesten Konkurrenten, wenn es darum geht, ins deutsche Boot zu steigen. Hatte zunächst Liebscher die Nase vorn, hat ihn der Bonner nun verdrängt. Beim Heim-Weltcup Ende Mai in Duisburg paddelte er an dem Dresdner vorbei und sicherte sich Gold. Deshalb durfte er wenig später bei der EM in Belgrad starten – und sich über Bronze freuen. Und deshalb wird Rendschmidt auch jetzt als Einzelkämpfer bei der WM dabei sein und an diesem Samstag (Zusammenfassung im ZDF ab 14.30 Uhr) um die Medaillen fahren.

Seine Chancen stehen gut. Er hat in diesem Jahr im Einer, in dem er erst seit den Sommerspielen 2016 fährt, einen riesigen Sprung gemacht und seine Bestleistung über 1000 m um nicht weniger als vier Sekunden auf 3:26,5 Minuten gesteigert. Das hat Gründe. Zwei Jahre nach seinen Erfolgen von Rio und zwei Jahre vor Tokio hat er sein Pensum deutlich erhöht. „Meine Form ist sehr gut“, sagt Rendschmidt, „deutlich besser als im vergangenen Jahr.“ Mulmig sollte es ihm auf dem Wasser in Portugal jedenfalls nicht werden.

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