Bonner SC: Großes Interesse bei Kohlers Trainerdebüt

BONN · Auf großes Medieninteresse ist am Donnerstag das erste Training von Jürgen Kohler mit den A-Junioren des Bonner SC. gestoßen. "Ich bin zufrieden. Die Jungs zeigen Herz und Leidenschaft", meinte der Weltmeister von 1990 nach der 135-minütigen Übungseinheit, die kurzfristig an die Hohe Straße verlegt wurde.

Im Fokus: BSC-Trainer Jürgen Kohler.

Im Fokus: BSC-Trainer Jürgen Kohler.

Foto: Horst Müller

Der neue Chef kam früh, und er tat gut daran. Denn an seinem ersten Arbeitstag als Trainer der A-Junioren-Bundesligafußballer des Bonner SC musste Weltmeister Jürgen Kohler einen wahren Interview-Marathon bewältigen. Fernsehen, Hörfunk, schreibende Zunft - einen solchen Andrang hatte der BSC zuletzt erlebt, als die Verpflichtung der kubanischen Nationalmannschaft zur Debatte stand. Doch der 105-fache Nationalspieler stand betont gelassen und bereitwillig Rede und Antwort - ganz Profi eben.

"Ich freue mich auf die Aufgabe und habe großen Respekt vor den Jungs, die mit Herz und Leidenschaft Fußball spielen, ohne auch nur einen Euro dafür zu bekommen, wie das bei den großen Klubs heutzutage schon üblich ist", meinte der 46-Jährige. "Die Spieler sind wie meine Kinder. Ich werde mit ihnen durch dick und dünn gehen", sagte der dreifache Familienvater.

Dass der einstige Vorzeige-Profi auch selbst mit großem Engagement dabei ist, davon konnten sich die Nachwuchskicker spätestens beim wegen der widrigen Witterungsbedingungen kurzfristig auf den Kunstrasenplatz an der Hohe Straße verlegten Auftakt-Training überzeugen. "Ich wollte die Jungs nicht nur im Sportpark Nord laufen lassen. Das mochte ich schließlich früher auch nicht", ließ sich Kohler vom Zwangs-Umzug nicht aus der Ruhe bringen.

Zweieinviertel Stunden trotzten der Ex-Nationalspieler und seine neuen Schützlinge Wind, Graupel, Gewitter und Regen. Und überließ der Weltmeister von 1990 zunächst seinem Assistenten Kourosch Hosseini das Kommando, weil er die Bonner A-Junioren erst einmal kennen lernen wollte, so griff er mit zunehmender Dauer der Übungseinheit selbst ein. Immer wieder unterbrach er bei taktischen Spielen die Darbietungen; er korrigierte, er erklärte, er demonstrierte, er munterte auf, er feuerte an. Zwischendurch gab's mal einen Klaps hier, einen Klaps da, ein kurzes Zwiegespräch mit den jungen Akteuren.

Kein Wunder, dass diese sich ziemlich angetan von ihrem neuen Übungsleiter zeigten, der als Nachfolger des erfolgreichen und nach Ägypten abgewanderten Tomek Kaczmarek kein leichtes Erbe antritt. "Es ist doch einfach nur überragend, dass der BSC so einen Trainer gefunden hat. Ich glaube, dass Jürgen Kohler allein schon aufgrund seiner riesigen Erfahrung der richtige Mann ist", lobte Kapitän Philipp Klug. Stürmer Elvis Awa war überrascht vom lockeren und doch zugleich bestimmten Auftreten des einstigen Bundesliga-Stars. "Wir dürfen ihn Jürgen nennen", staunte er. Und während Mittelfeldspieler Lukas Plener betonte, wie sehr er sich darauf gefreut habe, unter Kohler trainieren zu dürfen, wurde Torwart Alexander Monath noch eine Spur deutlicher: "Ich konnte in den vergangenen Nächten überhaupt nicht mehr richtig schlafen vor lauter Aufregung, dass wir ihn als Trainer bekommen", sagte er.

Kohler selbst gab die Komplimente zurück. "Ich bin zufrieden. Die Jungs sind alle aufmerksam und gewillt mitzuziehen", erklärte er und forderte von seinen Schützlingen eine "Piratenmentalität, wie ich sie selbst in diesem Alter hatte: angriffslustig, aber mit Plan und Strategie und immer ehrgeizig genug, um über einen kleineren Verein vielleicht den Sprung nach ganz oben zu schaffen".

Er habe nicht lange gezögert, dem Bonner SC seine Zusage zu geben, denn der Verein sei schon seit Jahren für seine gute Jugendarbeit bekannt der richtige Weg, wie Kohler meint. "Die Bundesliga zeigt doch, dass wir großen Wert auf die Junioren und deren gute Ausbildung legen sollten."

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