Bonner SC schlägt Spitzenreiter

Vor 2 000 Zuschauern im Sportpark Nord besiegen Bonner Westfalia Herne mit 4:1

  Das hohe Ergebnis täuscht:  Die BSC-Abwehr um Andre Wiwerink (links) hatte viel Arbeit.

Das hohe Ergebnis täuscht: Die BSC-Abwehr um Andre Wiwerink (links) hatte viel Arbeit.

Foto: Christian Schumacher

Bonn. Bis zum Sonntag war sie gefühlt. Nach dem 4:1 (0:0)-Erfolg vor der Rekordkulisse von 2 000 Zuschauern im Sportpark Nord gegen den bisherigen Primus Westfalia Herne, den mit jeweiligem Doppelpack Samit Atulahi und Abdelmalek Adnaouene herausschossen, steht der Fußball-NRW-Ligist Bonner SC nun tatsächlich an der Tabellenspitze. Die bisherige Saisonbilanz liest sich untadelig: Neun Spiele, sieben Siege, zwei Unentschieden in der Selbstfindungsphase zu Saisonbeginn und dazu ein Torverhältnis von 26:5.

Der Bonner Fußballfreund könnte angesichts dieser Zahlen von einem Hochbegabten sprechen, der es eigentlich verdient hätte, die nächste Klasse ganz einfach zu überspringen. Was im deutschen Schulsystem im Einzelfall durchaus vorgesehen ist, steht im DFB-regierten Ligabetrieb selbstredend nicht zur Debatte. Aber auch das tatsächliche Spielgeschehen gegen den bisherigen Tabellenführer lässt die Akteure mit dem BSC-Emblem auf der Brust keinesfalls als Streber erscheinen. "Wir waren verkrampft und Herne deshalb zunächst besser als wir", meinte BSC-Coach Wolfgang Jerat zu Recht.

Während die Gastgeber die verletzungsbedingten Umstellungen - für Dalibor Karnay und Stephan Bork spielten von Beginn an Deniz Millitürk und Ex-Kapitän Adama Niang - zunächst noch in ein erfolgversprechendes Spielsystem verpacken mussten, wirkten die Gäste von Beginn an wie aus einem Guss. Bereits in der 4. Minute hatte BSC-Schlussmann Fabian Menningen alle Hände voll zu tun, um zunächst Martin Setzke und dann Zouhair Allali entscheidend am Torschuss zu hindern.

Die erste Bonner Gelegenheit registrierte das erfolgsverwöhnte und daher leicht irritierte Publikum in der 28. Minute, als nach einem Freistoß von Stephan Nachtigall der einköpfbereite Adama Niang nur knapp am Ball vorbeirauschte. Jerat, der seine Auswechselspieler bereits in der 23. Minute zum Warmmachen beordert hatte, zog die richtigen Schlüsse. In der 39. Minute kam zunächst für Thomas Tennagels der Franzose Abdelmalek Adnaouene. Der Mann, den der BSC laut Jerat "zum Glück aus den Tiefen des französischen Fußballs ausgegraben hatte", wirkte entschlossen und war stets torgefährlich. Auch der zweite Spielertausch sollte seine Wirkung nicht verfehlen.

Der für Gordon Addai in der 63. Minute eingewechselte Leon Binder machte aus der Dreier- eine Viererabwehrkette und die Gastgeber damit weniger angreifbar. Dabei schien die Fußballwelt rund um den Sportpark gut 15 Minuten zuvor bereits in bester Ordnung gewesen zu sein. Nach präziser Flanke von Ercan Aydogmus, der in zwei Szenen als umsichtiger Vorbereiter glänzte, hatte der unermüdliche Samit Atulahi die Gastgeber in der 47. Minute mit 1:0 in Führung gebracht. "Ein Tor aus dem Nichts", wie Gästecoach Christoph Schlebach enttäuscht feststellte.

Auch das 1:1, das Arben Tahiri nach einem von Menningen abgewehrten Schuss von Andre Badur verdientermaßen erzielte, brachte die Gäste nicht entscheidend in die Partie zurück.

Der dritten Niederlage endgültig ins Auge sehen musste die Westfalia, nachdem Samit Atulahi mit seinem zweiten Treffer den BSC in der 71. Minute mit 2:1 erneut in Führung gebracht hatte. Auch für Jerat ein wenig zuviel des Guten waren die Treffer zum 3:1 und 4:1, die sich Adnaouene in der 88. und 90. Minute gutschreiben durfte.

"Zum Schluss haben wir sie niedergekämpft", freute sich der BSC-Vorsitzende Hans Viol mit einem wohlwollenden Blick auf die Kulisse. Eine Diagnose, die Jerat fachmännisch präzisierte. "Für die Qualität der Mannschaft spricht, dass sie die schwächere Phase zu Beginn des Spiels schadlos überstanden sowie die Umstellungen vor und während des Spiels gut umgesetzt hat." Auf den nächsten Qualitätsbeweis vor der Haustüre muss das Bonner Publikum nun drei Wochen warten.

Nach dem Derby am kommenden Sonntag in Dattenfeld und den Gastspielen bei den Fortunen aus Düsseldorf und Köln kommt am 9. November der derzeitige Tabellendritte, Alemannia Aachen II, zum nächsten Gipfeltreffen. Schon am Montag (19.30 Uhr, Brasserie im Sportpark) lädt der BSC zum Fanforum. Bonner SC: Menningen - Nachtigall, Wiwerink, Canizales - Niang, Moschny (80. Maizi), Tennagels (39. Adnaouene), Atulahi, Addai (63. Binder) - Aydogmus, Millitürk.

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