Interview mit SSF-Teammanager Albert Klein Bonner Volleyballerinnen müssen viele Auflagen erfüllen

Bonn · Die Volleyballerinnen der SSF Fortuna Bonn spielen in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga. Im Interview beschreibt Teammanager Albert Klein die neuen Herausforderungen an den Club.

 Verabschieden sich aus der 3. in die 2. Liga: Die Volleyballerinnen der SSF Fortuna Bonn.

Verabschieden sich aus der 3. in die 2. Liga: Die Volleyballerinnen der SSF Fortuna Bonn.

Foto: Privat

Die sportliche Entwicklung der Volleyball-Damen der SSF Fortuna Bonn in den vergangenen Jahren kann sich mehr als sehen lassen. 2017 sind die Rheinländerinnen in die 3. Liga aufgestiegen, drei Saisons später hat man den Sprung in die 2. Bundesliga geschafft. Vater des Erfolgs ist Albert Klein, der die Mannschaft vier Jahre lang als Trainer vorangebracht hat und seit der vergangenen Spielzeit als Teammanager Verantwortung trägt. Mit Klein sprach GA-Mitarbeiter Christoph Lüttgen.

Herr Klein, zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs belegte Ihre Mannschaft den zweiten Tabellenplatz. Der hätte gereicht, um die Qualifikationsrunde zur 2. Bundesliga zu spielen. Nach dem Saisonabbruch schien das Thema Aufstieg erledigt zu sein. Jetzt sind Sie doch in der 2. Liga dabei. Wie kam es dazu?

Albert Klein: Die drei Erstplatzierten der 3. Liga – RC Sorpesee, TV Eiche Horn Bremen und wir – sind eingeladen worden, eine Lizenz für die 2. Bundesliga zu beantragen. Wir haben das dann mit der Mannschaft besprochen, denn die sportliche Entwicklung in den vergangenen drei Jahren war ja enorm: Während es im ersten Jahr nach dem Aufstieg in die 3. Liga noch um den Klassenerhalt ging und im zweiten Jahr ein Platz im Mittelfeld erreicht wurde, stand sie zuletzt auf Tabellenplatz zwei. Schnell war klar, dass die Spielerinnen den nächsten Schritt unbedingt gemeinsam gehen wollen.

Die Spielerinnen sowie das Trainer- und Betreuerteam wollten den Aufstieg unbedingt. Wie sah es in Reihen der Vereinsführung aus?

Klein: Natürlich mussten wir Überzeugungsarbeit leisten, dass wir die 2. Bundesliga wirtschaftlich stemmen können. Das ist uns gelungen. Und es war für unser Projekt Bundesliga enorm wichtig, dass uns Vorstand und Geschäftsführung der SSF Bonn bei unseren Planungen einschließlich der Etatplanung vollumfänglich unterstützen. Dafür sind wir sehr dankbar.

Von den Zweitliga-Herren des TuS Mondorf weiß man, dass das Lizenzierungsverfahren sehr aufwendig ist. War das bei Ihnen ähnlich?

Klein: Natürlich, denn es ist sportlich, finanziell und organisatorisch ein großer Schritt aus der 3. Liga in die 2. Bundesliga.

Geben Sie uns einen kleinen Einblick: Welche Voraussetzungen mussten erfüllt werden?

Klein: Der Verein muss seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit gegenüber der Volleyball-Bundesliga nachweisen, unser Trainer Niclas Schlüter wird den erforderlichen Trainer-A-Lizenz-Lehrgang besuchen und unsere Spielhalle muss lizensiert werden. Für die Heimspiele gibt es ein vorgeschriebenes Court-Layout sowie Gestaltungsvorschriften für Trikots, Banden und die Interview-Rückwand. Aktuell hat die Volleyball-Bundesliga ein Corona-Paket geschnürt, das die Mannschaften der 2. Bundesliga entlastet und uns als Neuling natürlich zusätzlich hilft.

Der Etat für die 3. Liga war eher überschaubar. Wie hoch ist der finanzielle Aufwand in der 2. Liga?

Klein: Wir müssen unseren Etat auf 30 000 Euro verdoppeln.

Fast alle Sponsoren sind Ihnen treu geblieben und haben ihr Engagement teilweise noch ausgebaut. Haben Sie mit dem Projekt 2. Bundesliga auch neue Sponsoren gewinnen können?

Klein: Wir haben uns in den vergangenen Jahren ein stabiles Netz an Unterstützerinnen und Unterstützern aufgebaut. Das hat uns jetzt geholfen. Die Euphorie in und um die Mannschaft ist so groß, dass alle mitangepackt und neue Sponsoren überzeugt oder Spenden eingeworben haben. Da war unser Mannschaftsarzt Dr. Römer ebenso dabei wie Co-Trainer Frank Görlach, Coach Niclas Schlüter, die Spielerinnen und deren Eltern.

In der 3. Liga haben die Spielerinnen aus reinem Spaß an der Freude gespielt – Geld gab es keins. Im Gegenteil, die Auswärtsfahrten wurden teilweise im privaten Pkw unternommen. Wird sich daran etwas ändern?

Klein: Nein, unser Motto bleibt: Leistungssport ist unser Hobby.

Was wird sich sportlich und organisatorisch verändern in Liga zwei?

Klein: Organisatorisch müssen wir die Professionalisierung der Rahmenbedingungen weiter vorantreiben. Neben Mannschaftsarzt Dr. Römer, der uns seit mehreren Jahren betreut, kooperieren wir nun auch mit dem Kurfürsten Gesundheitszentrum Soyka, das unsere Spielerinnen physiotherapeutisch betreut. Die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit wird ausgebaut in Zusammenarbeit mit der Kommunikationsagentur Beta-Web. Sportlich bedeutet es für die Spielerinnen mehr Training, mehr Spiele und weitere Auswärtsfahrten.

Zeichnet sich schon ab, welche Spielerinnen den Verein verlassen werden und gibt es bereits Neuzugänge zu vermelden?

Klein: Zunächst haben wir absolutes Vertrauen in den Kader, der sich in den vergangenen Jahren großartig weiterentwickelt hat. Leider hat uns mit Lea Neumann eine unserer Mittelblockerinnen verlassen, da sie einen Studienplatz in Regensburg antritt. Auf dieser Position suchen wir auf jeden Fall noch Verstärkung. Mit Jil von der Stein, die aus dem Drittliga-Team des FC Junkersdorf zu uns kommt, haben wir eine junge Zuspielerin gewonnen, die gut zu uns passt. Schließlich werden die Außenangreiferinnen Maike Bertram (zurück nach Aachen, Anm. d. Red.) und Steffi Zobe (Babypause) fehlen. Wir sind sehr froh, dass wir für diese Position mit Annika Brück ebenfalls vom FC Junkersdorf bereits eine starke Spielerin gewinnen konnten und sehen uns auf dieser Position ebenso wie auf der Diagonalposition und bei den Liberas nun gut aufgestellt.

Aufsteiger gelten meist als erste Abstiegskandidaten. Mit welchen Zielen gehen Sie in die Saison?

Klein: Wir haben den Bundesliga-Volleyball zurück nach Bonn geholt und wollen ihn auch hier behalten.

Im September soll es also beginnen, das Abenteuer 2. Bundesliga. Worauf freuen Sie sich am meisten?

Klein: Ich freue mich, wenn die Mädels, die in den vergangenen Jahren so viel in ihren Sport investiert haben, mit dem Bundesliga-Logo auf ihren neuen Trikots ihre Punkte feiern, wir von möglichst vielen treuen Fans in der Hardtberghalle angefeuert werden und wir die Bundesliga in Bonn halten.

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