Tennisspielerin Annika Beck Bonnerin auf dem Weg in die Weltspitze

BONN · Bonn hat eine neue deutsche Meisterin: Die 18-jährige Tennisspielerin Annika Beck, beheimatet in Röttgen, dominierte die Hallen-DM in Biberach in beeindruckender Art und Weise.

 Ehrgeizig, zielstrebig, konsequent: Annika Beck.

Ehrgeizig, zielstrebig, konsequent: Annika Beck.

Foto: dpa

In den vier Spielen bis zum Titelgewinn gab sie nach einem Freilos in Runde eins keinen einzigen Satz ab. Dabei fegte Beck ihre Mannschaftskameradin aus dem "Porsche Talent-Team Deutschland", die 16-jährige Düsseldorferin Antonia Lottner, mit 6:1 und 6:0 in nur 56 Minuten aus der Halle.

Nach den Turniersiegen im zweitgrößten deutschen ITF-Turnier in Ismaning (als ungesetzte Spielerin) und beim ebenfalls mit 75 000 US-Dollar dotierten Turnier im englischen Barnstaple, wo sie der ehemaligen Weltranglisten-14. Eleni Daniilidou aus Griechenland keine Chance ließ, hat Beck nun schon fünf ITF-Titel in dieser Saison verbucht. Was mit Sicherheit genau so wichtig für eine Profi-Spielerin ist: Die ehrgeizige Bonnerin, die noch im Juni auf Position 164 der Weltrangliste geführt wurde, kletterte durch diese Erfolge weit nach oben.

Derzeit ist sie die Nummer 78 der Welt. "Es ist richtig, dass ich das gesteckte Ziel für 2012 übererfüllt habe", sagt Annika Beck zufrieden. Schließlich wollte sie im jetzt zu Ende gehenden Jahr die Top 100 erreichen. In diesem illustren Club ist sie mit ihren 18 Jahren sogar die jüngste Spielerin weltweit.

Und trotzdem bleibt sie auf dem Teppich: "Ich erwarte jetzt keine Wunderdinge von mir", sagt Beck. "Ich habe Geduld, denn ich brauche noch Zeit, um mich im großen Tennis zu akklimatisieren." Davon ist auch Bundestrainerin Barbara Rittner, gleichzeitig Teamchefin des Porsche Teams Deutschland, überzeugt: "Ich sehe für Annika hervorragende Voraussetzungen, die Erfolgsgeschichte fortzusetzen. Sie arbeitet sich zielstrebig und kontinuierlich nach oben. Das passt vollkommen zu ihrem Charakter. Sie ist sehr konsequent in ihrer Karriere."

Zu diesem Karriereweg gehört auch, dass Annika Beck jetzt den Verein wechselte. Schon bei der DM wurde sie unter WTB (Württembergischer Tennis-Bund) geführt, weil sie im Team des TEC Waldau Stuttgart in der ersten Bundesliga nun als Nummer drei spielt. Damit ist ihr sportlicher Kontakt zum Mittelrhein-Verband abgerissen.

"Aber trainiert wird weiter in der Kerpener Akademie von Eduard Davidenko und Robert Orlik, der mich auch auf den großen Turnierreisen begleitet. Das sind jetzt fast vier Jahre in einer erfolgreichen Zusammenarbeit - warum sollte ich daran etwas ändern?" Mit dem Neuseeländer Neil McAsser gibt es zudem einen weiteren Betreuer.

Nach ruhigen und beschaulichen Weihnachtsfeiertagen darf man Annika Beck nicht fragen. Denn bald werden wieder die Koffer gepackt. "Jetzt geht es am ersten Feiertag auf große Reise. Zuerst nach Shemnzhem bei Hongkong. In China wird die Vorbereitung auf die Australian Open gespielt. Dann folgen die Turniere in Sydney und in Melbourne, anschließend noch in Bangkok."

Trotz der guten Ranglisten-Position kann es der schnellen Bonnerin durchaus passieren, dass sie bei Großturnieren immer noch die Qualifikation spielen muss, um ins Hauptfeld zu kommen. "Da liegt ja der Cut, um der Quali zu entgehen, meist bei Weltranglistenplatz 30 bis 35. So weit bin ich noch lange nicht."

Wenn Beck nicht auf Turnieren ist, wird weiter fleißig trainiert. "Das Volumen hat sich nicht verändert", sagt sie. Das heißt, täglich sieben Stunden Training, dazu kommen dann noch dreimal in der Woche je eineinhalb Stunden Arbeit mit dem Konditionstrainer. Wie die Planung kurz- und auch langfristig aussieht? "Mit Robert Orlik wird an größerer Aggressivität, vor allem im Netzspiel gearbeitet." Orlik, lange Jahre erfolgreicher Regionalliga- und Oberligaspieler beim RTHC Bayer Leverkusen, hatte sich einst als Torjäger beim SSV Walberberg im Bonner Kreisliga-Fußball einen Namen gemacht.

Und irgendwann will Annika Beck den Sprung ins deutsche Fed-Cup-Team ins Visier nehmen. "Vielleicht gelingt das ja in den nächsten vier Jahren", hofft sie. Die ersten Schritte sind ja längst getan. Noch 2011 schied sie bei der DM im Halbfinale gegen Dinah Pfizenmeier (Kamen) aus - in diesem Jahr hatte die 21-jährige Westfälin gegen Beck im Halbfinale keine Chance mehr.

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