"Das sehe ich mir nie mehr an"
Nach der dramatischen Niederlage blickt Baskets-Trainer Michael Koch optimistisch nach vorn
Bonn. (scht) Michael Koch ging es am Morgen danach "den Umständen entsprechend." Die Stimme des Trainers der Telekom Baskets Bonn klang nach dem Drama in Oldenburg noch immer in Moll. Seine Tageszeitung hatte er gelesen, wie immer. Mehr aber auch nicht.
"Es bringt nichts, sich komplett abzuschotten. Damit muss man umgehen können. Aber ich gehe jetzt auch nicht zum Kiosk, um mir einen Pressespiegel zusammenzukaufen", sagte er.
Um halb fünf war der Mannschaftsbus nach der Ein-Punkt-Niederlage im fünften Play-off-Finale um die deutsche Basketball-Meisterschaft wieder am Telekom Dome angekommen - nach einer stillen Heimreise durch das Nirgendwo des Emslands? "Nein. Im Gegenteil", sagte Koch.
Weitere Infos Lesen Sie dazu auch " 700 Baskets-Fans feiern auf dem Bonner Marktplatz"Er hatte sein Team im Rahmen des Möglichen wieder aufgebaut: "Es war bitter, aber nach einer solchen Saison lassen wir und den Abschluss nicht komplett vermiesen. Da lasse ich niemanden alleine vor sich hinbrüten. Wir haben ein paar Bierchen getrunken und die Fahrt war doch noch ganz lustig. "
Durch die magentafarbene Brille war die Meisterschaft schon deutlich zu sehen gewesen, dann nahm das Drama seinen Lauf: Vergebene Freiwürfe von John Bowler und EJ Rowland, ein unüberlegtes Foul von Winsome Frazier, ein sehr optimistischer Pass von Johannes Strasser, ein verkorkster Einwurf, Schlusssirene, 70:71 - hektische Szenen, die sich in Bonner Köpfen wieder und wieder abspielten, und es vermutlich noch lange tun werden.
"Wir haben die Meisterschaft durch individuelle Fehler verschenkt", sagte Michael Koch unmittelbar nach dem Spiel mit Leichenbittermiene, und man fragte sich, ist ein Trainer in dieser Situation sauer auf seine Spieler, oder hat er Mitleid? "Da kann ich auf niemanden wütend sein, das kann passieren. Niemand zeigt bei uns auf den anderen und sagt “dieser ist schuld oder jener„. Wir haben als Mannschaft viel erreicht, also verlieren wir auch als Mannschaft."
Kochs Blick richtete sich am Freitag bereits wieder nach vorn. In den nächsten Tagen stehen Gespräche mit den Spielern an. Fest steht, dass John Bowler, Artur Kolodziejski und Alex King bleiben.
Gerade vor dem Hintergrund, dass andere Teams in der Liga einen teilweise wesentlich höheren Etat haben als die Telekom Baskets, ist Koch stolz: "Wir sind jetzt zwei mal ins Finale gekommen. In Bonn wird kontinuierlich auf hohem Niveau gearbeitet. Das auch weiterhin zu tun, ist unser Anspruch.
Wenn wir so weitermachen, werden wir auch Meister", sagt er und gibt zu bedenken: "Es gibt Vereine, die haben den Titel geholt und sind in der Versenkung verschwunden. das wird uns nicht passieren."
Die Teilnahme an der Euroleague hätte einen höheren Etat bedeutet und damit ein teureres Team. "Sicher hätte ich das gerne gehabt", gibt Koch bereitwillig zu, "aber wir spielen seit zwei Jahren mit diesem Etat und das kontinuierlich erfolgreich.
Finanziell gehören wir nicht zu den ersten Vier der Liga. Aber Geld alleine holt keinen Meistertitel." Und es ist auch nicht der alleinige Anreiz für Spieler. "Wir haben uns einen Ruf erarbeitet, der Spieler überzeugt."
Im Chaos nach der Entscheidung geriet in Vergessenheit, das Band vom Spiel mit nach Hause zu nehmen. Nach aktuellem Stand der Dinge wird sich Michael Koch auch nicht bemühen, es noch zu organisieren. "Ich denke, das sehe ich mir nie mehr an."