Hallenproblematik in Bonn Der Bonner Sport kann aufatmen

Bonn · Oberbürgermeister Sridharan ist zuversichtlich, bis Ende des Jahres keine weiteren Hallen mit Flüchtlingen belegen zu müssen. Der Sportsoziologe Klaus Cachay sagt, was Sport den Menschen geben kann.

 Was der Sport kann: Zum Beispiel Menschen unterschiedlicher Hautfarbe verbinden.

Was der Sport kann: Zum Beispiel Menschen unterschiedlicher Hautfarbe verbinden.

Foto: picture alliance / dpa

Dirk Schubert hatte nicht mehr damit gerechnet, dass die Oberliga-Ringer des TKSV Duisdorf auch in der neuen Saison in der Halle an der Schmittstraße kämpfen können. Nach Ostern sollten Flüchtlinge untergebracht werden, wo früher sogar Bundesligakämpfe stattfanden. Verzweifelt hatte der Abteilungsleiter überlegt, wohin sein Club ausweichen könnte. Erfolglos. Jetzt kann er die Suche einstellen. Der TKSV bleibt in der Schmittstraße. „Das ist der Hammer“, sagte Schubert. „Ich war zuletzt sehr skeptisch. Wir hatten zwar Signale bekommen, aber man glaubt so etwas ja erst, wenn es ausgesprochen ist.“

Oberbürgermeister Ashok Sridharan bestätigte, dass er mindestens bis Ende des Jahres keine weiteren Sporthallen mit Flüchtlingen belegen wolle. „Das ist das Ziel“, sagte Sridharan, und ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen.“ Weil Regierungspräsidentin Gisela Walsken bis Ostern keine weiteren Flüchtlinge Bonn zuweist, habe man Zeit gewonnen. „Das hilft extrem“, meinte der OB. Bis dahin sollen andere Unterkünfte zur Verfügung stehen. Sridharan sprach von Containern und diversen Liegenschaften, unter anderem der PH-Mensa, die Ende März rund 100 Personen aufnehmen könne. „An Zelte haben wir bislang nicht gedacht.“

Im Januar hatte die Stadt eine Liste mit 15 Sporthallen veröffentlicht, die bis zum Sommer sukzessive mit Flüchtlingen belegt werden sollten. Darunter auch die wichtigen Wettkampfhallen wie Pennenfeld, Sportpark Nord oder Hardtberghalle. Ganz oben stand die Halle an der Schmittstraße. Diese Liste existiert jetzt, wenn man so will, nicht mehr auf dem Papier, sondern nur noch im Hinterkopf. „Es ist ja nicht ganz auszuschließen, dass wir irgendwann doch eine Sporthalle brauchen“, räumte Sridharan ein. „Dann werden wir aber im Einvernehmen mit dem Stadtsportbund entscheiden, welche.“ Definitiv bleiben laut OB die Halle an der Schmittstraße und die Josef-Strunck-Halle in Endenich dem Sport erhalten. Beide sind Mehrzweckhallen und wichtig für das gesamte Ortsleben. Auch die großen Wettkampfhallen sollen weiter Sporthallen bleiben, versicherte Sridharan.

Für den TKSV wäre es wichtig, wenn auch die Hardtberghalle weiter zur Verfügung stünde. Dort trainieren die Ringer, dort ist ein Landesleistungsstützpunkt. Im Moment freut sich Dirk Schubert allerdings erst einmal, dass der TKSV seine Heimat an der Schmittstraße behält. „Das ist für unsere anderen Abteilungen ja nicht weniger wichtig“, sagte er. Was die Ringer angeht, kann Schubert nun endlich in die Vollen gehen: „Ich muss mit der Kaderplanung anfangen. Das habe ich bislang vor mir hergeschoben.“

Auch die Vertreter anderer Sportarten dürfen aufatmen. Zumal Sridharan betonte, dass der Wettkampfsport erhalten bleiben müsse. Die großen Hallen sind vor allem für die zahlreichen Handballer, Basketballer und Volleyballer wichtig. Obwohl die sechs kleinen Hallen, die bereits für insgesamt 600 Flüchtlinge hergerichtet wurden, dem Sport auf absehbare Zeit nicht zur Verfügung stehen werden, herrschte beim Stadtsportbund große Zufriedenheit über die neue Entwicklung. „Wir vertrauen dem Oberbürgermeister, dass er seine Zusicherungen und Ankündigungen umsetzt“, sagte der SSB-Vorsitzende Michael Scharf.

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