Sinziger Kampfsportler Mohamed Abdallah Der Europameister von nebenan

SINZIG · Der Sinziger Kampfsportler Mohamed Abdallah kämpft im November in Remagen um den WM-Titel im K-1. Die Sportart beinhaltet Elemente von Kickboxen, Thaiboxen, Karate und Taekwondo.

 Deutscher Meister, Europameister und bald auch Weltmeister? Mohamed Abdallah.

Deutscher Meister, Europameister und bald auch Weltmeister? Mohamed Abdallah.

Foto: BJÖRN REUTER

Mohamed Abdallah ist vermutlich nicht vielen bekannt. Doch der junge Mann aus Sinzig ist Europameister im K-1, einer Kampfsportart, die bei den meisten wahrscheinlich dieselbe Reaktion wie der Name Abdallah auslöst: Schulterzucken – nie gehört.

Dabei war K-1 sehr populär, nachdem es in den 80er-Jahren durch den Japaner Kazuyoshi Ishii erfunden wurde. Es entstand eine Organisation, die Kick- und Thaiboxen sowie Techniken aus dem Karate und Taekwondo verknüpfte und die Kämpfer der verschiedenen Stile gegeneinander antreten ließ. Vor allem in Asien zog K-1 wegen seiner vielfältigen Angriffsmöglichkeiten und seines hohen Tempos bis vor wenigen Jahren Millionen Fans in den Bann und füllte große Hallen.

Inzwischen ist die K-1-Organisation bankrott und hat sich fast komplett zurückgezogen. „Deswegen ging es mit K-1 etwas den Bach runter“, sagt Abdallah. Auch die steigende Popularität von Mixed Martial Arts, kurz MMA, gilt als Grund. Dort sind zusätzlich noch Ellbogeneinsatz und Bodenkämpfe erlaubt, bei denen nicht selten auf liegende Gegner eingeschlagen wird. Dafür steht der Sport in der Kritik. Diese kann Abdallah nachvollziehen: „Selbst für jemanden, der sich ein bisschen auskennt, sieht MMA aus wie eine Straßenschlägerei“, sagt er. Trotzdem findet er ein TV-Sendeverbot, wie es in Deutschland zwischen 2010 und 2014 galt, nicht angemessen. „Es gibt wie bei jedem Sport feste Regeln und einen Kampfrichter, der alles überwacht.“

Über einen Wechsel zu Mixed Martial Arts hat Abdallah noch nicht nachgedacht. Warum auch, wenn er in seinem Sport so erfolgreich ist. Im Mai letzten Jahres gewann der Schwergewichtler, der wie viele andere Kämpfer vom Kickboxen zum K-1 kam, den deutschen Meistertitel. Dieses Jahr wurde er Internationaler Deutscher Meister und Europameister. Als persönliches Highlight wurde er nach diesen Erfolgen vom Sinziger Bürgermeister Wolfgang Kroeger ins Rathaus eingeladen und durfte sich in das Gästebuch der Stadt eintragen. Kroeger schrieb ihm auch einen persönlichen Brief. Abdallah: „Sehr rührend, ich lese ihn mir immer noch manchmal durch.“

Vielleicht folgt bald ein weiterer Brief, denn Abdallah kämpft am 19. November in Remagen um die Weltmeisterschaft des Verbandes WMAO. Der Gegner heißt Taha Efe und kommt aus der Türkei. Um sich auf dieses Duell vorzubereiten, hat der Sinziger im Sommer ein Trainingslager auf Usedom eingelegt. Damit sein Körper auf Wettkampfniveau kommt, trainiert er in den zehn Wochen vor einem Kampf unermüdlich: „Drei Einheiten am Tag, alle mindestens anderthalb Stunden. Und das sechs Tage die Woche.“ Wer denkt, dass Abdallah in dieser Zeit nur den Sandsack bearbeitet, liegt falsch. Mit seinem Team arbeitet der Kampfsportler, der dieses Jahr sein Wirtschaftsabitur bestanden hat, oft auch an Kondition und Konzentration.

Wenn der Europameister nicht vor einem Kampf steht, trainiert er in seinem Boxstall, dem Marmas Gym in Bad Breisig, mehrere Kinder- und Erwachsenengruppen. Ob diese bald von einem amtierenden Weltmeister geleitet werden, wird sich im November in der Rheinhalle Remagen herausstellen. Spätestens dann sollte der Name Mohamed Abdallah mehr Leuten in der Region ein Begriff sein.

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