Turnier in Bonn und Solingen Deutsche Baseballer freuen sich auf Heim-EM

Bonn · Die deutsche Nationalmannschaft will bei der Baseball-EM an den eigenen Aufgaben wachsen. Bei den drei Spielern der Bonn Capitals ist die Vorfreude besonders groß.

Lächelnd erinnert Steve Janssen ein wenig an James-Bond-Darsteller Daniel Craig. Und Janssen lächelt oft. „Jetzt ist es Zeit für das Mittagessen“, sagt er nach getaner Arbeit. Er grinst dabei über beide Ohren. Arbeit bedeutet in seinem Fall: Eine Vormittagstrainingseinheit und die anschließende Pressekonferenz.

Seit dem 1. Januar leitet der Belgier die Geschicke der deutschen Baseball-Nationalmannschaft. Am Samstag startet sein Team in die Heim-EM in Bonn und Solingen. Bei starker Konkurrenz ist Deutschland ein Außenseiter, aber ein Außenseiter, der überraschen kann. „Wenn dein Name auf der Anzeigetafel erscheint, willst du gewinnen“, sagt der Trainer optimistisch. „Wir wollen einfach Schritt für Schritt gehen.“

Der erste Schritt ist ein Platz unter den Top fünf, der wiederum einen Startplatz beim folgenden Olympia-Qualifikationsturnier bedeuten würde. „Das ist das Hauptziel“, sagt Janssen. „Sobald wir das erreicht haben, setzen wir uns ein neues Ziel. Und dann noch eins und noch eins. Jeder Athlet macht doch Sport, um am Ende des Tages zu gewinnen.“ Janssen weiß, wie sich Erfolg anfühlt. Als Pitching-Coach und als Trainer gewann er 2011, 2014 und 2016 den Titel mit den Niederlanden.

Positive Aufregung statt Anspannung

Dennoch ist von Anspannung bei Janssen kurz vor Turnierbeginn keine Spur. Auch nicht bei seinen Spielern. „Nein, das ist eher eine positive Aufregung“, sagt Kapitän Simon Gühring. Der Catcher war schon bei der Heim-EM 2001 dabei. „Das war ja damals schon ein cooler Event. Und wir werden alles tun, damit es dieses Jahr wieder so wird.“ Die Mannschaft sei gut drauf, sagt der 36-Jährige. Jetzt müsse man nur noch einen guten Job machen.

Das wird nötig sein. Denn mit den Niederlanden wartet bereits am Dienstag der Topfavorit auf das deutsche Team. „Italien und Spanien werden sicherlich auch eine große Rolle spielen“, sagt Coach Janssen. „Ein dickes Fragezeichen steht allerdings auch hinter Israel und Großbritannien.

Da gibt es Gerüchte um den Kader. Es ist schon erstaunlich, wie leicht man in manchen Ländern an Reisepässe kommt.“ Die deutsche Mannschaft vertraut weitestgehend auf bewährte Kräfte, aber auch auf den Heimvorteil. „Natürlich baut so ein Heimspiel auch Druck auf, aber wir werden hier in Bonn viel Unterstützung erfahren“, sagt Eric Brenk, Nationalspieler und Short-stop der Bonn Capitals.

Die Vorfreude auf die EM im eigenen Stadion ist bei den drei Bonner Spielern groß. Neben Brenk stehen auch Maurice Wilhelm und Sascha Koch im Kader. Und noch ein „Bonner“ befindet sich im sogenannten Roster: Markus Solbach. Der Pitcher hatte die Capitals im vergangenen Jahr zur Meisterschaft geführt, dann einen Vertrag bei den Los Angeles Dodgers aus der amerikanischen Major League Baseball unterschrieben. Aktuell spielt er für ein Farmteam. In der Rheinaue sucht man den 28-Jährigen noch vergebens.

Kein Ausflug zu Pützchens Markt

„Im Zeitalter des Internets kannst du nichts mehr verheimlichen“, sagt Steve Janssen. Die Konkurrenz wird wohl wissen, dass Solbach aktuell nicht in Deutschland weilt. „Markus spielt zurzeit Playoffs in den USA. Wir hoffen natürlich, dass sein Team schnell rausfliegt.“ Für einen kurzen Augenblick flackert wieder das Craig-Lächeln auf. „Nein, im Ernst. Natürlich wünschen wir seinem Team, dass es weit kommt. Aber sollte es scheitern, ist Markus am nächsten Tag hier.“ Ohnehin ist Janssen kein Freund der One-Man-Show. „Der Fokus liegt nicht auf den Menschen, die nicht hier sind“, sagt er. „Der Fokus liegt auf den 23 Spielern, die wir haben.“

Nach dreieinhalb Jahren harter Arbeit findet in Bonn also die Baseball-EM statt. Es werden Ü-Wagen verkabelt, die letzten Wegweiser angebracht. „Das war schon ein enormer Aufwand“, sagt Jürgen Elsishans, Präsident des deutschen Baseball-Verbandes. „Es ist ja nicht so wie im Fußball, wo du ein Fußballstadion aufschließt und es wird gespielt. Wir mussten erst einmal die Infrastruktur herstellen. Aber wenn man ein Turnier nach Deutschland vergibt, ist man auf der sicheren Seite.“ Nur das Wetter bereitet Elsishans Sorgen: „Nicht, dass wir aufgrund von zu viel Regen nicht spielen können.“

Für die Mannschaft steht nun noch einmal Regeneration auf dem Programm. Dass nur wenige Kilometer entfernt Pützchens Markt stattfindet, ist für Janssen kein Thema. „Das kenne ich nicht. Was ist das? Eine große Kirmes?“, fragt er lachend. „Kirmes haben die Jungs auf ihrem Zimmer.“

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