Denn der Wahl-Bonner genießt unter seinen Verbandskollegen und wohl auch beim DFB ein hohes Ansehen. Er wird als sehr integer und kompetent beschrieben. Neuendorf sitzt aktuell im DFB-Vorstand. DFB-Schatzmeister Stephan Osnabrügge betonte im GA-Interview im Mai dieses Jahres, auf Neuendorf als möglichen DFB-Präsidenten angesprochen: „Bernd Neuendorf macht seinen Job ausgezeichnet, und ich habe größte Achtung vor ihm. Das könnte ich mir gut vorstellen.“ Neuendorf selbst wollte sich auf GA-Nachfrage nicht dazu äußern.

Neuendorf studierte unter anderem in Bonn und arbeitete in den 1990er Jahren als Journalist, anschließend in der Politik. 2019 wurde der SPD-Mann einstimmig zum Vorsitzenden des FVM gewählt. Doch Neuendorf stieß in alles andere als ruhige Gewässer. Bereits im Sommer 2019 musste der Wahl-Bonner improvisieren. Nach einer Spielersperre in der Bonner Kreisklasse kam es zu einem Rechtsstreit, der sich einige Wochen hinzog. Als die folgende Spielzeit in Gefahr geriet, weil Liga-Zugehörigkeiten nicht geklärt waren, griff Neuendorf lösungsorientiert ein und schlichtete. Ein gutes halbes Jahr später musste der FVM-Chef eine Lösung in Bezug auf die Corona-Pandemie finden, inklusive Auf- und Abstiegsregelung. Auch in der vergangenen Spielzeit musste der FVM die Saison aufgrund der Pandemie frühzeitig abbrechen. Für manche Entscheidungen wurde der Verband von einigen Vereinen kritisiert. Andere Clubs fühlten sich in der Pandemie alleingelassen. Weitere befürworteten jedoch die Entscheidungen des Präsidenten.

Nun wird der Name Neuendorf als möglicher DFB-Präsident gehandelt. Schon in der kommenden Woche soll eine Vorentscheidung fallen. Dann treffen sich die Verantwortlichen der fünf Regionalverbände und überprüfen die Kandidatenliste. Das Treffen gilt als Vorbereitung auf eine Konferenz der 21 Landesverbands-Präsidenten rund um das Länderspiel gegen Rumänien in Hamburg (8. Oktober). Auch dort sollen die potenziellen Kandidaten noch einmal überprüft werden. Laut sid wird Neuendorf nur bei „Satzungsänderungen in seinem Sinne“ antreten.

Zudem gibt es noch weitere Kandidaten, die sich Hoffnungen auf den Posten machen. Unter anderem auch den umstrittenen Interims-Präsidenten Peter Peters, der das Amt gemeinsam mit dem bisherigen, ebenfalls umstrittenen Vize Rainer Koch kommissarisch innehat. Auch Koch wird wohl einen Kandidaten in Position bringen wollen, vermutlich aus den Reihen der Landesverbände. Zudem tut sich nach wie vor eine Kluft zwischen Profis und Amateuren auf, die ebenfalls unterschiedliche Ziele verfolgen. Von einer Neustrukturierung, die sich zahlreiche Experten erhoffen, ist der DFB weit entfernt. Möglicherweise soll es allerdings eine Doppelspitze geben. Offenbar gibt es Bestrebungen, sich mit einer Frau als Co-Präsidentin hervortun zu wollen.

Anfang Mai hatte Fritz Keller das Amt des DFB-Präsidenten zur Verfügung gestellt. Vorausgegangen war ein Machtkampf zwischen Keller und dem Lager um den damaligen DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius. Als Keller seinen Vize und ehemaligen Richter am Oberlandesgericht München, Koch, im April mit NS-Richter Roland Freisler verglich, war der Rücktritt unumgänglich.