Vielseitigkeits-Kreismeisterschaften Die Gastgeber schießen den Vogel ab

BONN · Bei den gelungenen Meisterschaften der "Buschis" auf dem Rodderberg sorgten die dort heimischen Reiter für Furore.

 Sarah Neßhöver (Much-Seelscheid) auf Lillifee wurde Zweite bei den Kreismeisterschaften in der Gruppe der Reiter mit Leistungsklasse Sechs und Null.

Sarah Neßhöver (Much-Seelscheid) auf Lillifee wurde Zweite bei den Kreismeisterschaften in der Gruppe der Reiter mit Leistungsklasse Sechs und Null.

Foto: Horst Müller

Das Triple ist geschafft! Zum dritten Mal in Folge holte sich das Vielseitigkeitsteam des RJC Rodderberg den Mannschaftstitel bei den Kreismeisterschaften, die diesmal auf heimischem Terrain ausgetragen wurden. Pünktlich zum Start der ersten Geländeprüfung am Feiertag riss der Himmel auf, und die Sonne setzte das Herzstück einer jeden Vielseitigkeit in ein besonderes Licht.

Und die neue Cross-Country-Strecke konnte sich wahrlich sehen lassen. Knapp zwei Monate lang hatte die versierte Rodderberg-Stammtischgruppe um Dirk Schneider, Jan Lepkojis und David Thornewill regelmäßig die Ärmel hochgekrempelt und mit viel Liebe zum Detail etliche neue Hindernisse rund um Gut Broichhof am Kraterrand gebaut. Zum Beispiel den Trakehnergraben, der mit mehreren Birkenholzstämmen überbaut war und bei einigen Pferden zu mehr oder weniger starkem Zögern führte. Da mussten einige Reiter reichlich "quetschen" und die Beine zumachen.

Vier Minuten für 2000 Meter

Insgesamt 21 Sprünge hatten die Teilnehmer der A**-Vielseitigkeit auf einer Strecke von 2000 Metern ohne Fehl und Tal und am besten in exakt vier Minuten oder schneller zu meistern, um ihr Konto nicht mit Strafpunkten zu belasten. Bei den Prüfungen der Buschreiter, die früh morgens traditionell mit der Dressur-Aufgabe beginnen, wird die Note in Minuspunkte umgerechnet. Je höher die Note, desto weniger Punkte. Und wer am Ende die kleinste Zahl vorweist, siegt. Ganz einfach. Eigentlich.

Kreismeisterschaften Vielseitigkeit 2016
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Leoni Leuwer (19), die vor gerade mal zwei Wochen die Dunkelfuchs-Stute Esoraya zur Verfügung gestellt bekommen hatte, zeigte in der Dressur, dass sie es kann. 7,3 lautete die Wertnote, das waren 40,5 Punkte. Platz zwei zu dem Zeitpunkt hinter der späteren Ersten Elisa Abeck aus Wesel. „Motte“, wie sie immer noch genannt wird, rutschte nach ihrem fehlerfreien Auftritt im Springparcours sogar auf den ersten Platz, da Abecks Pferd „Ernst“ einen Klotz (Fehler = vier Punkte) hatte.

Ein unfreiwilliger Stopp kostet 20 Punkte

Logisch, dass Mutter Gabi den Geländeritt ihrer Tochter hochkonzentriert und mit gedrückten Daumen verfolgte und Leoni kurz vorm Wasserhindernis zurief: „Denk an die Zeit!“ Die lachte nur und antwortete: „Macht nix, hatte eh schon einen Stopp.“ Sprach's und meisterte den Einsprung ins Wasser ohne Probleme und kam nach 4:37 Minuten im Ziel an.

Stichwort Zeit: Genau vier Minuten für den Cross-Country-Part über Stock und Stein bergauf, bergab mit hölzernen Hindernissen und Hecken, mit Tiefsprüngen und Wasseraufgaben waren die Bestzeit. Also ab durch die Mitte mit Tempo 30 km/h. Wer schneller war, hatte keine Folgen zu befürchten, wer mehr Zeit benötigte, kassierte pro Sekunde über vier Minuten 0,4 Strafpunkte.

Leoni Leuwer startete noch mit einem zweiten Pferd, das sie noch nicht lange unterm Sattel hat: Amalia. Die Stute bestritt ihre erste Vielseitigkeit und machte Leoni ebenfalls zufrieden. „Muss mich jetzt einfach nur noch ein bisschen mit ihnen einrichten“, meinte die Reiterin, die in ihrer Pony-Zeit große Erfolge gefeiert hat.

Wie die jetzt 19-Jährige im Jahre 2012, als sie deutsche Meisterin wurde, war mit Vereinskamerad Konstantin Harting der amtierende deutsche Pony-Meister auf dem Rodderberg am Start. Allerdings mit dem Großpferd Cigaline, mit dem seine Mutter Alexandra Harting in den beiden vergangenen Jahren Kreismeisterin geworden war. „Konsti“, seit wenigen Wochen 15 Jahre jung, entwächst langsam, aber sicher der Ponygröße und durfte so die Schimmelstute seiner Mutter übernehmen. Die Mama feuerte per pedes außer ihrem Sohn auch Ehemann Roland an, der mit Conil am Start war.

Wenn der Papa mit dem Sohne...

Und das mit Erfolg: Konstantin Harting wahrte die Tradition und wurde als Vierter mit 53,5 Punkten in der A**-Gesamtwertung letztlich Kreismeister in der Gruppe der Junioren. Roland Harting, der das Gelände als schnellster Reiter und auch ohne Fehler nach 3:45 Min. als Drittbester beendete, wurde Sechster in der Schlusswertung und zusammen mit seinem Sohn, Leoni Leuwer und Margaux Reuter auf Deininger Mannschaftsmeister!

Der Annaberger Hof mit Peer Steen, Jan Büsch, Louisa von Uslar und Carolina Strohmaier holte als Team Platz zwei. Eine grün-weiße Siegerschärpe heimsten die Dauerkonkurrenten des Gastgebers dennoch ein: Peer Steen und seinem Fuchs Free Willy war der Kreismeister-Titel in der Gruppe der 18 bis 21 Jahre alten „Jungen Reiter“ nicht zu nehmen, gefolgt von Leoni Leuwer.

Fehlt noch der neue Kreismeister bzw. Meisterin bei den Reitern (ab 22 Jahren). Die Titelverteidigerin war wie erwähnt als Fußgängerin unterwegs. Ihrer Nachfolge trat Josephine Schnaufer vom RFV Bad Honnef an, die mit der erst sechs Jahre alten Westfalen-Stute Vivian 49,5 Punkte in der Dressur sammelte. Dabei blieb es bis zum Schluss, was letztlich Platz zwei in der A**-Vielseitigkeit und den Kreismeister-Titel bedeutete - vor Roland Harting und Jan Büsch, dessen junges Pferd Salut Petit einen tollen Einstand gab.

"Großer Sport, anspruchsvolles Niveau und hohe Leistungsdichte"

In der ebenfalls anspruchsvollen E-Vielseitigkeit der Reiter mit Leistungsklasse Null und Sechs, in der die Starter zeigen mussten, dass sie ihr Pferd beherrschen und nicht umgekehrt, gewann Maria Mühlhäuser mit dem Schimmel Polar Light (RFV Bad Honnef) vor Sarah Neßhöver (Much-Seelscheid) auf Lillifee und Lisa Bollinger vom Verein der Pferdefreunde Ennert, die mit Fleur Delacour am Start war.

Fazit von Dr. Norbert Camp, dem Vorsitzenden des Kreispferdesportverbandes Bonn/Rhein-Sieg: "Eine rundum gelungene Meisterschaft mit großem Sport, anspruchsvollem Niveau und einer hohen Leistungsdichte an einem großartigen Tag!"

Kein Wunder, dass auch die nationale Spitze der Buschreiter immer wieder gerne auf den Rodderberg zum Training kommt. Für viele ist das dortige Gelände eine der besten Vielseitigkeitsstrecken überhaupt.

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