Die Hertha kommt den Geißböcken gerade recht

Querelen und ungewohnte Abstiegsgefahr - Trainer Koller verzichtet auch im Kellerduell des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln gegen Hertha BSC Berlin auf Kapitän Lottner

  Noch mehr Auftrieb  sollte Lukas Podolski (rechts) sein erstes Bundesligator geben. Alexander Voigt (links) und Oliver Schröder wollen auch gegen Hertha BSC zum Gratulieren kommen.

Noch mehr Auftrieb sollte Lukas Podolski (rechts) sein erstes Bundesligator geben. Alexander Voigt (links) und Oliver Schröder wollen auch gegen Hertha BSC zum Gratulieren kommen.

Foto: dpa

Köln. 18 Jahre jung ist er, bis vor vier Wochen noch kickte er in der U 19 des 1. FC Köln. Auf der FC-Geschäftsstelle im Geißbockheim leistet er seinen Zivildienst ab, jeden Morgen wird er von einer FC-Mitarbeiterin vom elterlichen Haus in Bergheim in den Kölner Grüngürtel chauffiert, weil er noch keinen Führerschein besitzt. Die Rede ist von Lukas Podolski.

Am Dienstag wird der 1985 in Gleiwitz geborene Pole gegen Hertha BSC Berlin (20 Uhr, Rhein-Energie-Stadion) zum fünften Mal in der Startformation der Geißböcke auflaufen, um neben Andrej Voronin für Betrieb vor dem Gästetor zu sorgen.

Podolski ist das perfekte Beispiel für die "Umbauarbeiten", die Neu-Trainer Marcel Koller der FC-Elf verschrieben hat. Für Kapitän Dirk Lottner (31 Jahre), Tomasz Klos (30) und Matthias Scherz (32) laufen mittlerweile Spieler wie Oliver Schröder (23), Florian Kringe (21), Andrew Sinkala (24) oder eben Podolski (18) im Trikot mit dem Geißbock auf.

"Die Mannschaft hat wieder ein Gesicht, die Handschrift des neuen Trainers wird immer deutlicher", hatte sich Manager Andreas Rettig nach dem verdienten Punktgewinn in Rostock, dem dritten Unentschieden in Folge, schon gefreut. "Wenn wir am Dienstag gegen Hertha gewinnen, kann man guten Gewissens sagen: Es ist noch nichts passiert. Wir haben alle Chancen, nach der Winterpause da rauszukommen."

Dass die Lage beim Tabellenletzten allerdings keinerlei Grund für irgendwelche euphorischen Träume bietet, verdeutlicht Koller. "Wir sind einen Schritt weiter gekommen, seit ich hier bin. Viel laufen, hart arbeiten - das gehört dazu. Die letzten Spiele haben wir auch ganz ordentlich gespielt. Was uns fehlt, sind Siege", so der Cheftrainer.

Da scheint die Hertha am Dienstag gerade recht zu kommen. "Die wollten ja in die Champions League und stehen jetzt ganz unten drin. Vielleicht werden sie langsam ein bisschen nervös. Da könnte es ein entscheidender Vorteil für uns sein, dass wir von Beginn an wussten, dass wir nur um den Klassenerhalt kämpfen in diesem Jahr", hofft der Schweizer auf den psychologischen Effekt.

Zumal bei den Hauptstädtern wieder einmal hausgemachte Unruhe um sich greift. Offensichtlich hat Marcelinho erneut die Nacht zum Tage gemacht. Laut "Bild" soll der brasilianische Spielmacher am Samstag beim Auftritt seiner eigenen Musikband "100 % Marcelinho" in Berlin bis zum Morgengrauen die Sambatrommeln bearbeitet und am Sonntagmorgen unentschuldigt beim Training gefehlt haben.

Dafür droht "Wiederholungstäter" Marcelinho eine saftige Geldstrafe. Weitere Konsequenzen für das Spiel in Köln schloss Herthas Interims-Coach Andreas Thom allerdings aus. Marcelinho wird demnach am Dienstagabend in der Berliner Startformation stehen.

Koller wird in dem Kellerduell, zu dem 33 000 Besucher erwartet werden, wiederum auf Kapitän Lottner verzichten. "Wir sind noch nicht so weit, uns so offensiv auszurichten", sagt der Trainer, der aber daran denkt, dem wieder genesenen Jörg Heinrich eine neue Chance zu geben. Allerdings nicht als linker Verteidiger, sondern im Mittelfeld, "wo er sein Offensivpotenzial besser einbringen kann".

Immerhin - die Statistik sollte den Gastgebern Mut machen: In den 19 Begegnungen in Müngersdorf zu gemeinsamen Bundesligazeiten gab es ganze zwei Hertha-Siege und zwei Unentschieden; 15 Mal hieß der Sieger 1. FC Köln.

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