Die Insulin-Spritze stammt von Alberto Elli

Ex-Telekom-Profi von der Staatsanwaltschaft in Florenz vorgeladen - Bonner Rennstall räumt Verfehlungen des ehemaligen Angestellten ein

Berlin/Florenz. (dpa) Doping ist im Team Telekom nicht weiter ein Problem der anderen. Unter dem Einfluss der Doping-Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Florenz räumte der Vorzeige-Rennstall aus Bonn Verfehlungen des einstigen Angestellten Alberto Elli (37) zum ersten Mal offen ein.

"Er hat zugegeben, dass eine Spritze mit Insulin-Resten von ihm stammt. Daraufhin haben wir beschlossen, ihn nicht mehr von unserem Anwalt Giovanni Flora vertreten zu lassen", sagte Team-Sprecher Olaf Ludwig. Der Ex-Profi und Vize-Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer bestätigte außerdem, dass im Zuge der Doping-Ermittlungen vom Giro d''Italia 2001 neben Elli auch Jan Ullrich (Merdingen), Giovanni Lombardi (Italien) und Teamarzt Lothar Heinrich vorgeladen wurden. Lombardi fährt genau wie Elli inzwischen für einen anderen Rennstall.

"Diese vier sind vorgeladen - das ist bekannt. Wir gehen aber davon aus, dass Ullrich und Heinrich nicht persönlich erscheinen müssen", sagte Ludwig. Elli, zur Zeit bei der Malaysia-Rundfahrt beschäftigt, und Lombardi, ab dieser Saison an der Seite des italienischen Sprinters Mario Cipollini, haben ihr Beschäftigungsverhältnis bei Telekom Ende 2001 beendet. Die italienische Justiz ermittelt im Zusammenhang mit der spektakulären Doping-Razzia vom 6. Juni 2001 gegen 86 Personen, darunter Rad-Profis, Ärzte, Betreuer, Manager und Mechaniker.

Bei Ullrich, im Moment im Trainingslager in Südafrika, wurden bekanntlich verbotene, durch ärztliche Indikation aber sanktionierte Kortison-Präparate gefunden. Bei Elli seien Spritzen mit Resten von Insulin und Wachstumshormonen sichergestellt worden, bei Lombardi und Heinrich Coffein-Tabletten. Der Teamarzt von der Uniklinik Freiburg habe die Tabletten zum Wachbleiben nach einem Jetlag genommen. Gegen den Ullrich-Masseur Dieter Ruthenberg (Berlin) und den ehemaligen Telekom-Profi Roberto Sgambelluri (Italien) werde nach Informationen aus Florenz nicht mehr ermittelt.

"Mich hat die offensichtliche Aktenlage zu Elli sehr überrascht. Wir führen regelmäßig Untersuchungen bei allen Fahrern durch. Bei Elli zeigten sich dabei keine Auffälligkeiten, weil sowohl Insulin als auch Wachstumshormone nicht nachweisbar sind. Insulin ist ein sehr brisantes Medikament und kann zu lebensbedrohenden Unterzuckerungen führen", erklärte Heinrich, der nach eigenem Bekunden noch nicht aufgefordert wurde, persönlich in Florenz auszusagen.

"Da Elli das Team Telekom bereits verlassen hat, können keine weitergehenden Sanktionen gegen ihn erlassen werden", erklärte Ludwig weiter. Elli, 2000 bei der Tour de France vier Tage im Besitz des Gelben Trikots, habe gegen das teaminterne Reglement zum Umgang mit medizinischen Produkten verstoßen. Dieses sehe unter anderem vor, dass ein Fahrer nur solche Medikamente mit sich führen dürfe, die ihm von den Team-Ärzten verschrieben oder ausgehändigt worden seien. Erwiesene Doping-Praxis ziehe eine sofortige Vertragsauflösung nach sich.

Ludwig: "Unser Team hat das sehr getroffen, vor allem, weil wir Elli in drei Jahren gemeinsamer und vertrauensvoller Arbeit als zuverlässigen und sympathischen Rennfahrer kennen gelernt haben." Vor drei Jahren waren massive Doping-Verdächtigungen schon einmal gegen Dirk Müller laut geworden, nachdem der Kölner von Telekom zu Mapei nach Italien gewechselt war.

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