Hans-Riegel-Halle Die Wiege des Badminton wird 60

BONN · Der süße Duft von Weingummi und Lakritz lässt nicht auf die deutsche Geburtsstätte einer olympischen Sportart schließen, doch das Badminton-Center Haribo kann sich diesen Titel getrost auf die Fahne schreiben. Ohne Hans Riegel und die erste reine Badminton-Halle Deutschlands würde das Rückschlagspiel in unseren Gefilden womöglich noch in Kinderschuhen stecken.

 Mit dem Bau der Hans-Riegel-Halle löste Hans Riegel vor 60 Jahren nicht nur in Bonn einen Boom aus.

Mit dem Bau der Hans-Riegel-Halle löste Hans Riegel vor 60 Jahren nicht nur in Bonn einen Boom aus.

Am Donnerstag jährt sich die Einweihung des Bauwerks zum 60. Mal. Bonn ist die Wiege des deutschen Badmintons. "Meine Eltern haben damals in Bonn damit angefangen. Das hat mich geprägt. Über einige Umwege hat die Halle somit auch Einfluss auf meine Karriere genommen", sagt Marc Zwiebler. Der gebürtige Bonner ist amtierender Europameister und wurde gerade zum GA-Sportler des Monats November gewählt.

Am 12. Dezember 1953 wurde in Bonn ein Kapitel Sportgeschichte aufgeschlagen. Zwar gab es schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland die ersten Badminton-Vereine. Doch initiiert von dem im Oktober verstorbenen Süßwaren-Unternehmer Hans Riegel, gewann der Sport erst in den 50er Jahren auch hierzulande an Popularität. In Dänemark hatten die Brüder Riegel auf einer Geschäftsreise das Spiel mit dem Federball entdeckt. Daraufhin wurde in der Bonner Bergstraße der 1. Deutsche Badminton Club gegründet.

Die Mannschaft um die von der Sportart infizierten Hans und Paul Riegel feierte schnell erste Erfolge. Der 1. DBC spielte zunächst im Festsaal Kemp in Kessenich. Im Januar 1953 wurde schließlich der Deutsche Badminton-Verband (DBV) gegründet und Hans Riegel zum ersten Präsidenten gewählt. Kurz zuvor hatte der Unternehmer noch den Titel des Deutschen Meisters im Herrendoppel errungen.

Der Festsaal genügte schon bald nicht mehr den Ansprüchen der wachsenden Popularität. Deshalb ließ Riegel auf dem Haribo-Konzerngelände die erste reine Badminton-Halle Deutschlands bauen, deren Dach der Parabel-Flugbahn des Balls angepasst wurde.

Die damals verwendeten Schwingböden gelten auch heute noch aufgrund ihrer Nachgiebigkeit als besonders gelenkschonend. An jenem 12. Dezember wurde die Halle eingeweiht und ein Jahr später auf eine Grundfläche von 1149 Quadratmetern vergrößert. Das architektonische Meisterwerk avancierte schnell zu einem Zentrum des deutschen Badmintonsports. Internationale Turniere und Deutsche Meisterschaften wurden bis in die 70er Jahre regelmäßig ausgetragen und die Begeisterung für den Sport speziell in Bonn entfacht.

"Ich kann mich noch erinnern, mit welcher Freude wir zu den internationalen Turnieren gereist sind", sagt der heutige DBV-Präsident Karl-Heinz Kerst: "An Vereinen wie dem 1. BC Beuel sieht man, wie nachhaltig die Arbeit der Pioniere Hans Riegel und Hans Eschweiler in Bonn ist. Sie haben den Grundstein für Badminton in Deutschland gelegt."

Seit Ende der 80er Jahre wird das Badminton-Center nur noch kommerziell genutzt. Die Anlage ist seitdem für jeden zugänglich. Heutzutage erfreut sich die Halle vor allem bei Freizeitsportlern großer Beliebtheit. "Die Haribo-Halle ist für mich Tradition", meint Martin Orellano, der oft mit Arbeitskollegen den Schläger schwingt. Das Parfum der Goldbären lässt ihn nicht los. "Wenn ich mit dem Fahrrad komme, bin ich auf dem Weg immer von den Düften des Werkes umgeben", schwärmt Orellano: "Mal Lakritz, mal Weingummi."

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