Max Rendschmidt und Co. Diese Sportler aus Bonn treten bei "Die Finals" an

Bonn · Der Kanurennsportler Max Rendschmidt und die Leichtathletin Konstanze Klosterhalfen sind zwei von mehreren Sportlern aus Bonn und der Region, die beim Multisportevent "Die Finals" in Berlin an den Start gehen. Die Veranstaltung wird nicht durchweg positiv gesehen.

20 Stunden Fernsehpräsenz innerhalb von zwei Tagen kennen die meisten Kaderathleten – wenn überhaupt – nur von den Olympischen Spielen. Nicht umsonst prophezeien die übertragenden öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten einen „Hauch Olympia“, wenn sie von den sogenannten „Finals“ aus Berlin berichten. In zehn Sportarten sollen die Deutschen Meister gefunden werden. Das neue Format hat das Ziel, den Sportarten wieder zu ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen.

Dabei handelt es sich allerdings um eine kleine Mogelpackung, denn die Kanuten um Doppel-Olympiasieger Max Rendschmidt fahren gar keinen nationalen Titelträger aus. „Ich bin ehrlich, für uns ist das ein PR-Event“, sagt Rendschmidt. „Natürlich ist es schön, ein wenig mehr TV-Präsenz zu bekommen. Das ist für unsere Sportart extrem wichtig.“ Doch komplett glücklich ist der Bonner über die Ansetzung nicht. Denn Rendschmidt befindet sich mitten in der Vorbereitung auf die WM in Ungarn (21. bis 25. August). „Für Sportler aus Brandenburg ist der Zwischenstopp Berlin kein Pro-blem. Für mich ist die An- und Abreise gerade natürlich schon stressig.“

Eickmann ist skeptisch

Rendschmidt ist nicht der einzige Bonner Sportler, der an diesem Wochenende in Berlin an den Start geht. Und er ist auch nicht der einzige Bonner, der die Veranstaltung kritisch sieht. „Ich sehe das Ganze schon sehr skeptisch“, sagt Thomas Eickmann, sportlicher Leiter des LAZ Puma Rhein-Sieg. „Auf der einen Seite finde ich es sehr gut, dass man Sportarten zusammenbringt, um für eine mediale Aufmerksamkeit zu sorgen. Dass dafür aber Quali-Felder gestrichen werden und junge Sportler so um die Teilnahme an der Meisterschaft gebracht werden, ist kein guter Dienst an der Leichtathletik.“

Das LAZ schickt Dennis Gerhard über die 1500 Meter ins Rennen sowie eine Staffel unter anderem mit Anna Rintelmann. Bei der 16-Jährigen ist die Vorfreude groß. „Ich durfte bereits zweimal in Berlin beim Istaf-Nachwuchswettbewerb starten, kenne also schon ein bisschen die Atmosphäre im Olympiastadion“, so Rintelmann. „Die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften werden auch etwas ganz Besonderes sein, weil so ausführlich im Fernsehen berichtet wird.“

Gerade der TV-Aspekt ist für Eickmann aber Fluch und Segen zugleich. „Für mich ist es problematisch, dass das deutsche Fernsehen diese Wettbewerbe diktiert. Das ist auch nicht weitsichtig“, sagt Eickmann. „So verliert der Verband möglicherweise zukünftige Trainer oder Funktionäre, die aus der zweiten Reihe kommen und eben nicht an diesem Event teilnehmen.“

SSF Bonn mit drei Schwimmern am Start

Auch die Schwimmer der SSF Bonn sind in Berlin mit drei Athleten vertreten. Jannik Schuller, Hannah Wiedemann und Rebecca Dany reisen in die Hauptstadt. Eine Medaille hat vor allem Dany über die 1500 Meter in der Juniorenklasse im Visier. Doch auch bei den Schwimmern herrscht nicht nur Euphorie. „Auf die Frage, ob der Medienrummel uns Auf- oder Abwind gibt, gibt es vermutlich keine Antwort“, so Robert Schuster, kommissarischer sportlicher Leiter der SSF-Schwimmer. Schuster hadert vor allem mit dem Termin. „Die Saison ist doch eigentlich schon tot“, sagt er. „Die meisten Athleten haben ihre Topform schon hinter sich. Es werden rund 1200 Starter in Berlin erwartet, bei dieser Zahl würden wir ein eigenes Jugendturnier schon fast absagen.“

Auch sieht Schuster kritisch, dass die WM-Athleten sich beim DSV verpflichten mussten, an den Deutschen Meisterschaften teilzunehmen. Nur dann durften sie zur Weltmeisterschaft. Eine Woche nach den Titelkämpfen dürften einige Athleten eine weitere Top-Leistung nicht abrufen.

Sandten strebt dritten Titel an

Beim Bonner Fünfkämpfer Matthias Sandten sieht der Zeitplan etwas anders aus. Nach den deutschen Meisterschaften am Samstag geht es nur eine Woche später zur Europameisterschaft ins britische Bath, wo der 26-Jährige allerdings nicht im Einzel, sondern in der Mixed-Staffel antritt. Für Sandten sind die deutschen Meisterschaften gerade wegen des neuen Formats besonders reizvoll. „Für mich sind das so etwas wie die deutschen Spiele. Das steigert die Vorfreude nochmal“, sagt er. Auch wenn die nationalen Konkurrenten aktuell sehr stark sind, rechnet sich der Athlet der SSF Bonn Chancen auf seinen dritten Meistertitel aus.

Ebenfalls in Berlin am Start sind die in Bonn wohnhafte Radsportlerin Mieke Kröger, Bogenschütze Christoph Breitbach vom BSC Vorgebirge – und natürlich Mittelstreckenläuferin Konstanze Klosterhalfen. Für die Leichtathletin aus Königswinter-Bockeroth werden die „Finals“ wohl weniger aufregend sein als für die anderen genannten Sportler. Denn TV-Präsenz ist für sie nichts Neues.

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