Ein 1:1, das keine "gefühlte Niederlage" ist

Bonner SC atmet nach Remis im Derby auf: Starke Dattenfelder verlangen Spitzenreiter der NRW-Liga alles ab

Ein 1:1, das keine "gefühlte Niederlage" ist
Foto: Bernd Joisten

Dattenfeld. Die älteren Herren waren mehr als zufrieden. Als Sonntagnachmittag Michael Boris, Trainer des Fußball-NRW-Ligisten Germania Dattenfeld, um 17.10 Uhr zur Pressekonferenz im beschaulichen Dattenfelder Vereinsheim erschien, durfte er zunächst zuhören anstatt zu sprechen.

Sein Gegenüber, Trainer Wolfgang Jerat vom Bonner SC, weilte noch bei seiner Mannschaft in der Kabine. "Gut gemacht! Tolles Spiel! Weiter so", nutzte die rüstige Germania-Rentnergarde die kleine Pause für Lob und Anerkennung.

Für sie war es ein rundherum gelungener Nachmittag, da sich ihre Mannschaft im Derby am elften Spieltag der NRW-Liga gegen den Spitzenreiter Bonner SC wacker schlug und am Ende mit einem 1:1 (0:0) vor rund 800 Zuschauern den Platz verließ.

Für Dattenfeld war die Punkteteilung auch die Bestätigung der zuletzt gezeigten Leistungen - der Aufwärtstrend ist mit sieben Zählern aus den letzten drei Spielen unterstrichen worden.

"Das war schon ein echtes Saison-Glanzlicht", verriet Boris, der heraushob, dass Bonn unter Profibedingungen trainiert, während seine Spieler Amateure seien, die Studium und normaler Arbeit nachgehen. Allzu gerne hätte der Coach natürlich gesehen, dass die Germania sogar einen Dreier eingefahren hätte.

Dennoch überwog die Zufriedenheit. Die Gefühlswelt der rund 300 mitgereisten BSC-Fans sowie der Bonner Vereinsverantwortlichen war beim Fußball-Ausflug ins schöne Siegtal ähnlich anzusiedeln. Keine Spur davon, die Punkteteilung nach sieben Siegen in Folge als eine gefühlte Niederlage einzustufen.

"Das war das schwerste Spiel bisher", atmete BSC-Präsident John Viol nach dem Schlusspfiff auf. Dem Präsidenten war nicht entgangen, dass Dattenfeld in der ersten Halbzeit mutig und bissig jeden Zweikampf suchte und auch in der zweiten Halbzeit von der kämpferischen Einstellung ebenbürtig war.

Zwar hatte Bonn bereits in der siebten und achten Minute durch Ercan Aydogmus und Abdelmalek Adnaouene zwei Chancen. Doch diese Möglichkeiten blieben genauso ohne Erfolgserlebnis wie die beiden Dattenfelder Distanzschüsse von Markus Hayer (17., 44.).

Nach der Pause erarbeitete sich der BSC mehr Spielanteile, wurde aber in seinen Offensivbemühungen geschockt, als Dattenfelds Spielmacher Thomas Meiß in der 61. Minute aus 18 Metern beim zweiten Versuch das Leder unter die Latte zirkelte. Den ersten Distanzschuss hatte die BSC-Abwehr noch abblocken können. Boris: "Wir hatten in der Halbzeit angesprochen, dass er aus der Distanz mal was versuchen soll."

Bonns Trainer Wolfgang Jerat mahnte zur Ruhe: "Kein Stress, wir haben noch 30 Minuten." Der Ausgleich für den BSC ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Der gerade eingewechselte Deniz Millitürk war von Stephan Bork auf den Flügel geschickt worden. Millitürks Flanke verwandelt Ercan Aydogmus volley aus sechs Metern zum 1:1 (67.).

"Danach habe ich gedacht, dass es eine Frage der Zeit ist, wann wir in Führung gehen. Aber Dattenfeld hat sich toll gewehrt", resümierte Bonns Co-Trainer Joachim Hopp. BSC-Coach Wolfgang Jerat war auch mit dem Remis einverstanden: "Man hat gesehen, dass Dattenfeld mittlerweile sehr stark geworden ist."

Der Dattenfelder "Rentnertisch" beleuchtete indes schon in kleiner Runde die nächste Aufgabe der Germania am Mittwochabend (19.30 Uhr) beim FC Gütersloh. Der Bonner SC, der trotz des 4:0- Sieges von Herne gegen Gütersloh weiterhin Spitzenreiter ist, muss erst am kommenden Sonntag wieder ran - zum Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf II.

Dattenfeld: Gillen, Delvalle-Silva, Habl, Voike, Grebe, Meiß, Hayer (70. Niewiadomski), Jörgens, Hecht, Tuyusz, Schoof.

BSC: Menningen, Adnaouene, Nachtigall, Bork (68 Huck), Tennagels (80. Maizi), Canizalez, Atulahi, Wiwerink, Addai (57. Millitürk). Moschny, Aydogmus.

Tore: 1:0 Meiß (61.), 1:1 Aydogmus (67.).

Zuschauer: 800.

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