Infektiöse Anämie "Eine Dimension, die sich niemand vorstellen konnte"

Bonn · Alle bisher analysierten Proben in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis sind negativ - ein kleiner Trost für Klinikleiter Carsten Rohde.

 Entwarnung gab es schon für die Pferde der deutschen Vielseitigkeitsreiter, die zur Vorbereitung auf London auf dem Rodderberg von Carsten Rohde betreut wurden. Hier nimmt der Veterinär dem späteren Doppel-Olympiasieger Sam Blut ab.

Entwarnung gab es schon für die Pferde der deutschen Vielseitigkeitsreiter, die zur Vorbereitung auf London auf dem Rodderberg von Carsten Rohde betreut wurden. Hier nimmt der Veterinär dem späteren Doppel-Olympiasieger Sam Blut ab.

Gute Nachrichten kommen aus den Veterinärämtern von Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis. Bei den bisher getesteten Pferden ist kein neuer Fall von Infektiöser Anämie aufgetreten. Die Bonner hatten am Dienstag etwa 60 Prozent ihrer gut 120 "Verdächtigen" untersucht - alle Ergebnisse waren erfreulicherweise negativ.

Auch im Rhein-Sieg-Kreis ist mehr als die Hälfte der 550 Proben von Pferden, die sich mit dem Virus angesteckt haben könnten, analysiert. Auch hier gab es Entwarnung, wie Sprecher der jeweiligen Presseämter bestätigten.

Ein kleiner Trost für Carsten Rohde. In seiner Pferdeklinik in Wachtberg-Villiprott war im August der erste Fall der seltenen ansteckenden Blutarmut aufgetreten. Die Tragweite, die der Fall mit der Quarantäne um die Rennbahn in Weidenpesch inzwischen angenommen hat, übersteigt das bisher Vorstellbare, auch weil die Erkrankung in Deutschland seit Jahren nicht aufgetreten ist. "Eine solche Dimension konnte sich wohl niemand vorstellen", sagt Rohde, "das ist schlimm für alle Beteiligten. Dass jetzt noch ein Fall in einem solchen Trainingszentrum wie Weidenpesch dazu kommt, ist eine Tragödie."

Der Infektionsweg des Weidenpescher Patienten sei "völlig ungeklärt", sagt Rohde. Es hat weder eine Transfusion von dem Pferd mit der Erstdiagnose, das bereits im Juni eingeschläfert worden war, noch einen direkten Kontakt mit ihm gegeben. "Die letzte theoretische Kontaktmöglichkeit liegt also vier Monate zurück", so Rohde. Alle bisher dokumentierten Fälle seien aus Rumänien eingeschleppt worden, meist mit unkorrekten Papieren.

Die Schwierigkeit liegt jetzt unter anderem darin, dass ein hoher Prozentsatz der Pferde, die das Virus in sich tragen, trotzdem nie krank wird. Man wird wohl trotz der großangelegten Überprüfung, die die Veterinärämter mit der Amtshilfe freier Veterinäre durchführen, kaum herausfinden, wer in dieser Kette das Huhn und wer das Ei ist.

Carsten Rohde nimmt die Angelegenheit mit, das klingt in seiner Stimme mit. "Das ist eine sehr ernste Situation, die geht nicht spurlos an mir vorüber", sagt er. Viele besorgte Pferdehalter riefen dieser Tage in der Klinik an, "aber es sind auch viele, die uns in der schweren Zeit Mut zusprechen und sagen, dass wir für sie nach wie vor die richtige Adresse sind."

Für die Pferdehalter der Region geben die Veterinärämter keine allgemeingültige Empfehlung für den Umgang mit der Situation ab. Denjenigen, deren Pferde sich dem Test unterziehen mussten oder noch müssen, wurde allerdings empfohlen "solange, bis eine negatives Testergebnis vorliegt, auf die Teilnahme an Pferdesportveranstaltungen zu verzichten", sagt Klaus Mann vom Veterinäramt des Rhein-Sieg-Kreises. Eine generelle Empfehlung zur Absage von Turnieren habe es nicht gegeben.

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