Fußball-Mittelrheinliga FC Hennef sagt Ja zum Aufstieg – wenn die Finanzen stimmen

Hennef · Der FC Hennef steht vor dem Sprung in die Regionalliga. Aber der Verein braucht finanzielle Sicherheiten und muss eine neue sportliche Leitung finden.

Die letzten beiden Hürden auf dem Weg zum Titel will Masahiro Fujiwara (l.) mit dem FC Hennef überspringen.

Die letzten beiden Hürden auf dem Weg zum Titel will Masahiro Fujiwara (l.) mit dem FC Hennef überspringen.

Foto: Wolfgang Henry

Mehr Spannung geht nicht: Zwei Spieltage sind in der Fußball-Mittelrheinliga noch zu absolvieren, und der Kampf um die Meisterschaft steuert geradewegs auf ein „Endspiel“ am letzten Spieltag zwischen den beiden derzeit punktgleichen Teams des FC Wegberg-Beeck und des FC Hennef 05 zu. Die Elf aus dem Kreis Heinsberg sowie der Vertreter aus dem Fußballkreis Sieg führen das Klassement mit stolzen 62 Punkten an, wobei Beeck die um neun Treffer bessere Tordifferenz besitzt.

In der Frage, wer mit den besseren Karten ins Finale am 11. Juni geht, könnte ausgerechnet der Bonner SC das Zünglein an der Waage sein. Jener Bonner SC, der sich am vergangenen Spieltag durch eine 1:2-Niederlage beim TuS Königsdorf um alle Chancen auf den Wiederaufstieg in die Regionalliga brachte. Denn die Rheinlöwen empfangen an diesem Freitag den FC Wegberg-Beeck, während Hennef es am Sonntag mit Königsdorf (Anstoß im Anton Klein Sportpark: 15 Uhr) zu tun bekommt.

„Wir sind in einer komfortablen Lage, denn wir haben es in der eigenen Hand, Meister zu werden. Dass jetzt ausgerechnet der BSC uns in eine bessere Ausgangslage versetzen könnte, ist schon kurios. Aber wir müssen unsere Konzentration zunächst auf Königsdorf legen“, sagt Martin Gerards, 1. Vorsitzender der Hennefer. Doch Meisterehren sind das eine – ein Regionalliga-Aufstieg das andere.

Sowohl der FC Wegberg-Beeck als auch der FC Hennef haben in der vergangenen Woche vom Westdeutschen Fußballverband (WDFV) die Zulassung zur Regionalliga ohne Auflagen und Bedingungen erhalten. Die Frage, die seit Wochen die Öffentlichkeit beschäftigt, lautet jedoch: Wird der FC Hennef sein Startrecht – die sportliche Qualifikation natürlich vorausgesetzt – wahrnehmen oder darauf verzichten? Zuletzt schafften die Hennefer in der Spielzeit 2014/15 den Sprung in die Viertklassigkeit. Damals wie heute hängt alles von den Finanzen ab. Nach dem Tod des Ehrenpräsidenten und langjährigen Förderers Anton Klein, dessen Namen die Heimspielstätte des FCH trägt, musste der Verein finanzielle Einbußen hinnehmen. Sprich: Der FCH braucht Sponsoren, um eine Regionalliga-Spielzeit auf eine finanziell solide Basis zu stellen.

Verantwortung für den ganzen Verein und seine Mitglieder

Der 1. Vorsitzende des 2005 aus den Vereinen FC Geistingen und TuRa Hennef gegründeten Clubs bezieht dazu Stellung. „Eines ist klar, wir setzen weiterhin alle Hebel in Bewegung, den Regionalliga-Aufstieg zu bewerkstelligen. Doch wir sind nicht der Bonner SC, der zu seinen Heimspielen 600 Zuschauer begrüßt. Wir müssen mit wesentlich weniger Besuchern kalkulieren, zumal die Regionalliga durch den Vorjahresaufstieg von Rot-Weiß Essen und in dieser Saison des SC Preußen Münster Traditionsvereine und Zuschauermagnete verloren hat. Daher sind wir für jede Unterstützung, auch außerhalb der Stadtgrenzen, dankbar. In der Regionalliga müssen wir einen großen Mehrkostenaufwand in organisatorischer Hinsicht, wie zum Beispiel bei den Ordnungskräften, betreiben“, erläutert der FCH-Vorsitzende.

Gerards, der selbst jahrelang bei der TuRa und später beim FCH die Fußballschuhe schnürte, sieht eine Pflicht gegenüber den Vereinsmitgliedern, gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen um Präsident Clemens Wirtz die Risiken abzuwägen. „Wir sind gegenüber allen Mitgliedern unseres Vereins in der Verantwortung. Trotz des herausragenden sportlichen Erfolges der ersten Mannschaft müssen wir den Gesamtverein mit seiner Handballabteilung, den erfolgreichen Altherrenteams und natürlich der Jugendabteilung sehen. Wenn wir als geschäftsführender Vorstand ein Risiko erkennen und die Finanzierung nicht gesichert ist, werden wir den Regionalliga-Aufstieg nicht wahrnehmen“, spricht Gerards klare Worte.

Glatzel und Hager hören im Sommer auf

Hennef befindet sich allerdings offenbar in guten Gesprächen mit potenziellen Förderern. „Wir setzen seit einigen Jahren darauf, einen Sponsoren-Pool auf- und diesen weiter auszubauen“, sagt der Vorsitzende. Die Entscheidung pro oder kontra Regionalliga hängt also davon ab, wie die laufenden Gespräche ausgehen. „Sobald wir Klarheit haben, werden wir die Entscheidung kommunizieren. Dies wird allerdings definitiv nicht vor dem Saisonende geschehen“, sagt Gerards.

Die Frage nach der Ligazugehörigkeit ist allerdings nicht die einzige, die den Vorstand des FC Hennef beschäftigt. Denn nachdem Erfolgstrainer Sascha Glatzel und der Sportliche Leiter Dirk Hager, die nach sechseinhalbjähriger Zusammenarbeit, in deren Verlauf sie als Duo einmal Meister sowie dreimal Vizemeister wurden und nie schlechter als mit Platz vier abschnitten, ihren Abschied zum Saisonende bekanntgegeben haben, hat die Suche nach einer neuen sportlichen Leitung höchste Priorität. „Ich kann mich nur wiederholen: Wir verlieren den besten Trainer und den besten Sportlichen Leiter der Mittelrheinliga. Sie waren eine unschlagbare Lösung. Wir hatten stets offene, ehrliche und konstruktive Gespräche“, spricht Gerards von einem herben Verlust für den Verein, der „so nicht absehbar war, aber völlig nachvollziehbar“ sei.

Mehrere Spieler verlassen den Verein

Während Glatzel aus familiären Gründen eine Pause einlegt, begründete Hager sein Ausscheiden damit, dass „die letzten Jahre und insbesondere die Vorbereitung auf die diesjährige Spielzeit viel Aufwand und Energie gekostet haben. Und das steht jetzt erneut bevor. Das wollte ich in der Form nicht mehr.“

„Wir führen Gespräche mit mehreren Trainerkandidaten und sind zuversichtlich, bald Vollzug zu melden. Unser Ziel ist es, beide Positionen neu zu besetzen“, teilt der Vorsitzende mit. Auch in dieser Frage ist Eile geboten, denn ligaunabhängig liegt vor der neuen sportlichen Leitung viel Arbeit. Zahlreiche Spieler, die in den nächsten zwei Wochen noch die Meisterschaft nach Hennef bringen sollen und wollen, werden den Verein im Sommer verlassen. Kapitän Jannik Stoffels, die Offensivakteure Louis Klapperich und Michael Okoroafor sowie Torwart Martin Michel hinterlassen große Lücken, die erst einmal geschlossen werden müssen.

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