Max Rendschmidt Folge 11: Mit Pasta und Pommes

BONN · Nein, Kalorienzählen gehörte noch nie zu seiner Lieblingsdisziplin. Max Rendschmidt greift auch mal gerne zu Pommes und Schokolade. Hauptsache, es schmeckt.

Schlagkräftiges Duo: EM-Gold haben Max Rendschmidt (rechts) und Marcus Groß schon in der Tasche, bei der WM in Mailand streben sie die Olympia-Qualifikation an.

Schlagkräftiges Duo: EM-Gold haben Max Rendschmidt (rechts) und Marcus Groß schon in der Tasche, bei der WM in Mailand streben sie die Olympia-Qualifikation an.

Foto: dpa-Zentralbild

Dass solche - in weiten Sportlerkreisen verpönten - Leckereien die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen, lässt sich nicht immer belegen. Das beste Beispiel ist: Rendschmidt. Der Rennkanute aus Bonn lässt auch schon mal Fünfe gerade sein - und hat damit Erfolg, auf höchstem Niveau. Eigentlich esse er, was ihm passe, sagt er, etwa: "Jeden Morgen Nutella."

Ein guter Start in den Tag ist der Verzehr der Schokoladencreme allemal; bei Rendschmidt scheint sie zudem eine gute Basis zu sein für körperliche Höchstleistungen. Selbst in den Tagen der Wettkämpfe rückt der 21-Jährige nicht ab von seinem "Ernährungsplan". So war es auch Anfang des Monats in Tschechien.

Dem sporadischen Genuss von Fettem und Süßkram ließ Rendschmidt einen weiteren persönlichen Genuss folgen: den Gewinn von gleich zwei Goldmedaillen bei der Europameisterschaft in Racice und anschließend des Weltcups in Duisburg - an der Seite seines Berliner Zweier-Partners Marcus Groß. "Wir sind gut drauf", betont Rendschmidt, der allerdings nicht allzu viel Zeit zum Verschnaufen hat. Sein Credo: Nach dem Wettkampf ist vor dem Training ist vor dem Wettkampf. Gleiches gilt für seinen Bruder Kai, der sich ebenfalls Hoffnungen auf eine Olympia-Teilnahme gemacht hatte. Doch für den 20-Jährigen bleibt Rio ein Traum. Er konnte sich bei einem Sichtungslehrgang für das National- und das U-23-Team nicht durchsetzen. "Andere Boote waren einfach schneller", gibt Kai zu. Vielleicht, so hofft er, klappe es ja vier Jahre später mit Tokio. "Ich bin ja noch jung."

Jetzt will er sich erst mal auf nationalem Gewässer beweisen, bei den westdeutschen Meisterschaften Mitte Juni in Duisburg und einen Monat später bei den "Deutschen" in München.

Für Bruder Max jedoch ist der Traum greifbar, nur einige schnelle Paddelschläge entfernt. Nach den Europaspielen in Baku (Aserbaidschan) in gut zwei Wochen steht eine entscheidende Etappe für den Bonner auf dem Weg zu den Spielen in Rio 2016 an: die Weltmeisterschaft in Mailand. Eine einzige Pastaparty wird es natürlich nicht werden in Norditalien. Obgleich Nudeln ebenso zu den bevorzugten Nahrungsmitteln des Ausnahmesportlers aus Bonn gehören.

Rendschmidt will mehr als Kohlehydrate im Überfluss. Keine Frage, er will aufs Podest, eine Medaille - und damit das unbefriedigende Ergebnis der WM 2014 vergessen machen. Damals belegte er mit Groß zweimal den vierten Rang. Es war das einzige internationale Rennen, in dem kein Podestplatz für die Boots- und Wohngemeinschaft heraussprang. "Wir hatten einen schlechten Tag damals", sagt Rendschmidt. Und ein wenig scheint es noch heute an ihm zu nagen. In Mailand wollen sie diesmal besser paddeln. Zumal neben Ruhm und Ehr' eine weitere Belohnung winkt: das Ticket für die Reise nach Rio. Dafür reicht ein Platz unter den besten sechs Booten. Rendschmidt ist "optimistisch", das Vorhaben umsetzen zu können. Zumal die EM in Racice gezeigt hat, dass die Form bei den beiden stimmt.

Die Pause zwischen der EM Anfang Mai und der WM Mitte August hält er für ausreichend. Er will sie nutzen. Womit wohl? Mit Training, Training, Training. Sind es in den Wintermonaten in der Hauptsache "lange" Einheiten mit dem Fokus auf der Grundlagenausdauer, wird - je näher die Wettkämpfe rücken - die streckenspezifische Intensität erhöht.

Derzeit ackert und rackert Rendschmidt überwiegend in Duisburg auf der Wedau. Sein Tagesprogramm hat eher den Beigeschmack von Schwarzbrot statt Schokolade. Bedeutet: frühes Frühstück (mit Nutella), 8.30 Uhr erste Trainingseinheit auf dem Wasser, 10.30 Uhr zweite (schnelle) Einheit (etwa 4x1000 Meter paddeln bei 180er Puls), Mittagessen (mit Nudeln, Reis, Kartoffeln - Hauptsache Kohlehydrate), 15 Uhr Krafteinheit mit Gewichten, 16.30 Uhr Sprinteinheit (mehrmals 50 bis 100 Meter paddeln, Simulation der Startphase), zwischendurch: laufen. So kommen rasch fünf bis sechs Stunden Plackerei zusammen. Täglich. Rendschmidt nimmt die Schufterei gerne in Kauf. Denn sein Ziel rückt näher. "Der Gedanke an Rio", betont er, "steckt stets in meinem Hinterkopf."

Mit seinem Partner Marcus Groß teilt er offenbar diese Leidenschaft, die Leiden schafft. Sie verstehen sich. In den Trainingslagern - wie in diesen Tagen in Duisburg - bewohnen sie gemeinsam ein Zimmer. Gekocht wird dort zumeist aber nicht. "Um die Ecke gibt es ein Restaurant", erzählt Rendschmidt. Eines, in dem neben reichlich Pasta eine ordentliche Portion Pommes auf der Speisekarte nicht fehlen darf.

0 In der Serie "Auf dem Weg nach Rio" begleitet der GA sechs Olympiakandidaten aus der Region mit regelmäßigen Beiträgen - bis zum möglichen Happy End bei den Spielen 2016: Lena Schöneborn, Yanna Schneider, Alhassane Baldé, Moritz Kröplin, Max Pilger sowie Max Rendschmidt.

Alle Folgen: ga.de/rio

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