1. FC Köln Freibrief zum Feiern

KÖLN · FC-Profis machen Klassenerhalt mit 2:0 über Schalke klar. Wenn Fußballprofis von ihrem Trainer den Freibrief erhalten, die Nacht zum Tage machen zu dürfen, dann haben sie Großes geleistet. Die Spieler des 1. FC Köln durften am Sonntagabend auf die Piste gehen, wie Peter Stöger sagte.

 Jubelorgie der Torschützen: Marcel Risse (links) freut sich mit Yannick Gerhardt nach dessen 2:0. FOTO: SCHMÜLGEN

Jubelorgie der Torschützen: Marcel Risse (links) freut sich mit Yannick Gerhardt nach dessen 2:0. FOTO: SCHMÜLGEN

Den sonst als Musterprofis geltenden Fußballern hatte er für den Zug durch die Stadt mit auf den Weg gegeben: "Das Kölsch ist frei bis zum Abwinken." Das war ein Dank dafür, vorzeitig den Klassenerhalt geschafft zu haben. Nach dem 2:0 (1:0) gegen Schalke 04 ist der Kölner Traditionsclub alle Abstiegssorgen los.

Dagegen stehen bei den Gelsenkirchenern die Zeichen auf Sturm. Trainer Robert di Matteo gab sich nach dem blutleeren Auftritt seiner enttäuschenden Mannschaft ratlos und nahm alle Schuld auf seine schmalen Schultern: "Ich bin verantwortlich für die Aufstellung und die Ergebnisse. Wir müssen zusammenstehen. Es braucht eine große Steigerung, um wieder siegreich zu sein. Es wird eine schwierige Woche für uns." Ob er am Samstag gegen Paderborn noch bei den Königsblauen im Amt ist, erscheint ungewiss.

Ganz anders die Stimmung bei den Gastgebern. Rang 15, der erste Nichtabstiegsplatz, war als Saisonziel ausgegeben worden. Nun ist der 13. Platz im Endklassement bereits sicher. Derzeit ist der FC Zehnter, und Peter Stöger sprach gestern davon, dass man nun auch nach einem einstelligen Tabellenplatz schauen könne.

Am gestrigen Abend gab es für die Kölner Fans zu keiner Phase der Begegnung das Gefühl, dass man dem Champions-League-Teilnehmer dieser Saison unterlegen sein könnte. Die Kölner waren gedanklich und läuferisch schneller als ihre Gegner, attackierten aggressiver und bissiger und erspielten sich deutlich mehr Torchancen (13:5 Torschüsse).

"Wenn man bei uns überhaupt von einem Makel sprechen kann, dann dem, dass wir den Deckel nicht früher drauf gemacht haben", meinte der fast beschäftigungslose Timo Horn. So dauerte es bis zur 89. Minute, bevor dem eingewechselten Yannick Gerhardt der 2:0-Endstand gelang. Zuvor waren selbst größte Möglichkeiten wie durch Dusan Svento, der das leere Tor nicht traf (61.), ungenutzt geblieben.

Für die Führung hatte Marcel Risse mit seinem fünften Saisontreffer gesorgt. In der 34. Minute nutzte er eine zu kurze Abwehr von Ralf Fährmann nach einem Schuss von Kazuki Nagasawa und traf freistehend ins verwaiste Tor. "Ich musste nur den Schlappen hinhalten", freute sich Marcel Risse weniger über seinen Treffer als vielmehr darüber, "dass wir den Klassenerhalt mit unseren Fans im eigenen Stadion feiern konnten".

Daran beteiligte sich Tony Ujah nicht so ausgelassen, wie man es sonst oft bei ihm erlebt hatte. Der Stürmer hatte bekanntlich für Missstimmung im Kölner Lager gesorgt, weil er seinen Wechsel zu Werder Bremen in der Form publik gemacht hatte, dass er sich bereits im Weserstadion vor einer Werbetafel fotografieren ließ, auf der "100 Prozent Werder" stand. Wurde der Torjäger vor der Partie nur wenig ausgepfiffen, so war der negative Lärmpegel bei seiner Auswechslung in der 58. Minute erheblich höher.

Riesig war dagegen der Jubel der Kölner Fans unter den 46 500 Zuschauern im letztmals im Südtribünenbereich gesperrten Stadion bei den Treffern der beiden kölschen Jungs. Während Marcel Risse in der Domstadt geboren wurde, kam Yannick Gerhardt bereits als Neunjähriger zum FC. "Dieses Tor, mein erstes in der Bundesliga und dann noch zum Klassenerhalt, ist das Highlight meiner bisherigen Karriere", meinte der 21-Jährige völlig losgelöst.

Dagegen freute sich sein Trainer mehr nach innen, bilanzierte in aller Ruhe und machte sich dann auf den Heimweg. "Meine Lebensgefährtin, mein Bruder und einige Freunde sind aus Wien gekommen. Wir werden es jetzt gemütlich angehen lassen beim Feiern", sagte Peter Stöger. Und wirkte wie stets tiefenentspannt.

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