EM auf der Playstation Lars Langanki ist der Gewinner des GA-Heimspiels

Bonn · Der Wormersdorfer Lars Langanki hat mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und einer etwas ungewöhnlichen Aufstellung das GA-Heimspiel gewonnen. Manuel Neuer und Toni Kroos fielen seinem analytischen Ansatz zum Opfer.

 In seinem Element: Beim virtuellen Fußball ist Lars Langanki nur schwer zu schlagen. Mit Deutschland gewann er das GA-Heimspiel.

In seinem Element: Beim virtuellen Fußball ist Lars Langanki nur schwer zu schlagen. Mit Deutschland gewann er das GA-Heimspiel.

Foto: Wolfgang Henry

Manuel Neuer und Toni Kroos auf der Bank, eine Innenverteidigung mit Jonathan Tah und Niklas Stark – es wäre vermutlich ein Aufschrei durch Fußball-Deutschland gegangen, hätte Bundestrainer Joachim Löw diese Personalentscheidungen vor dem Europameisterschafts-Auftaktspiel gegen Frankreich getroffen. Kann die deutsche Nationalmannschaft so ernsthaft um den Titel mitspielen? Mehr noch: Kann sie mit diesen Spielern den Pokal holen? Die Antwort: Sie kann!

Zumindest mit einem Bundestrainer namens Lars Langanki. Der 23-Jährige aus Rheinbach-Wormersdorf hat am Sonntag mit der DFB-Elf das GA-Heimspiel gewonnen. Bei der vom General-Anzeiger ausgerichteten Alternative zu der ins nächste Jahr verschobenen Europameisterschaft setzte sich Langanki an der Playstation im Finale gegen seinen mit England spielenden Kontrahenten nach 90 spannenden Minuten mit 2:1 durch. Marco Reus (22.) und Kai Havertz (86.) trafen für Deutschland, Jadon Sancho erzielte das zwischenzeitliche 1:1 (73.) für die Three Lions. Es war der siebte Sieg im siebten Turnierspiel für das Team um Kapitän Marco Reus.

Mit der Personalauswahl Recht behalten

Die Verteidigung mit Tah und Stark sowie den beiden Außenverteidigern Lukas Klostermann und Nico Schulz ließ im gesamten EM-Verlauf übrigens nur vier Gegentreffer zu. Löw alias Langanki behielt mit seiner Personalauswahl also recht. Dass er sich für die genannten Spieler in seiner Stammelf entschied, hatte weniger mit persönlichen Vorlieben als vielmehr mit strategischem Denken zu tun. „Da es bei Fifa sehr um Geschwindigkeit geht, habe ich darauf geachtet, dass die Verteidiger möglichst schnell sind“, erklärt Langanki, der an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Nachhaltige Sozialpolitik studiert.

Weil das Fifa-Turnier mit Online-Kadern gespielt wurde, bei denen der aktuelle Fitnesszustand und die Form der Spieler berücksichtigt wurden, musste der Wormersdorfer auf Innenverteidiger Niklas Süle verzichten. Der Münchner ist nach einem Kreuzbandriss erst seit Kurzem wieder spielfähig und verpasste deshalb auch das GA-Heimspiel. „Wäre er fit gewesen, hätte er bei mir anstelle von Tah gespielt. Süle hat zwar beim Antritt einen schlechteren Wert, dafür aber eine hohe Sprintgeschwindigkeit“, sagt Langanki.

Lieber ter Stegen statt Neuer im Tor

Seinem analytischen Ansatz fielen auch Manuel Neuer und Toni Kroos zum Opfer. Während die beiden 2014er-Weltmeister bei Joachim Löw weiterhin gesetzt sind, mussten sie bei Langanki mit der Reservistenrolle leben. „Bei mir stand Marc-André ter Stegen im Tor, weil er mit 90 ein besseres Rating hat als Neuer, der nur noch bei 88 liegt“, begründet der GA-Heimspiel-Bundestrainer seine Wahl. Geradezu vernichtend fällt das Urteil zu Kroos aus: „Der ist halt zu langsam“, sagt Langanki und schiebt ein sarkastisches Schmunzeln hinterher. Im defensiven Mittelfeld vertraute er stattdessen den beiden Münchnern Joshua Kimmich und Leon Goretzka.

So wie bei den Spielern auf dem Platz ist auch Langankis Erfolg kein Zufall, sondern hängt mit viel Arbeit und Zeit zusammen. Seit sieben Jahren spielt er regelmäßig Fifa, ein Spiel, von dem jährlich eine neue Version auf den Markt kommt. „Es gibt von Jahr zu Jahr immer Kleinigkeiten, die sich bei der Steuerung verändern. Wenn das Spiel neu herausgekommen ist, probiere ich in den ersten Partien immer aus, was gut funktioniert und was nicht“, erläutert Langanki seine Strategie. Im ersten Monat sitzt er nicht selten vier bis fünf Stunden täglich mit dem Controller in den Händen vor dem Bildschirm.

"Kopf gegen Kopf statt Mannschaft gegen Mannschaft"

An den gewonnenen Erkenntnissen richte er dann sein Offensivspiel aus. „Und in der Abwehrarbeit versuche ich immer zu antizipieren, was der Gegner vorhat“, sagt Langanki, der beim SV Wormersdorf in der ersten Mannschaft spielt, die E-Junioren des Vereins trainiert und als stellvertretender Jugendleiter tätig ist. Spiele gegen ebenfalls starke Gegner entwickeln sich dann zu einer Art Rasenschach. „Auf dem hohen Niveau ist es mehr ein Kampf Kopf gegen Kopf als Mannschaft gegen Mannschaft“, meint der 23-Jährige. „Du versuchst immer, deinem Gegner einen Schritt voraus zu sein.“

Wie gut er das Spiel beherrscht, beweist nicht nur sein Sieg beim GA-Heimspiel. Mit seinem Vereinskollegen Lars Steinbüchel gewann er zuletzt auch den GA-Cup, das erste vom General-Anzeiger veranstaltete Fifa-Turnier mit rund 250 Teilnehmern. Das Kuriose: Langanki besitzt keine Playstation, sondern eine Xbox, eine vergleichbare Spielkonsole. Die für die Turniere nötige Playstation lieh er sich von einem Freund. „Das Spiel ist letztlich das gleiche, nur der Controller ist anders. Ich habe vor jedem Turnierspiel aber ein bis zwei Testspiele gemacht, um mich wieder an den anderen Controller zu gewöhnen“, sagt der zweifache Sieger. Jonathan Tah, Niklas Stark & Co. war Langankis Wechsel nicht anzumerken – im Gegenteil.

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