Basketball Große Herausforderung für Martin Otto

BONN · Der Rhöndorfer Martin Otto wird Bundestrainer der deutschen Rollstuhlbasketballerinnen und muss einen Neuaufbau starten.

Basketball: Große Herausforderung für Martin Otto
Foto: DBS

Eine neue, besondere Herausforderung wartet auf Martin Otto. Der Deutsche Behinderten-Sportverband (DBS) hat den 54-Jährigen zum Bundestrainer der Rollstuhlbasketballerinnen ernannt. In dieser Eigenschaft wartet auf den Rhöndorfer ein Neuaufbau, nachdem einige Leistungsträgerinnen ihre Karriere beendet haben.

„Ich bin froh und stolz, dass ich diese Aufgabe übernehmen darf“, erklärte Otto, der sich gegen weitere acht Kandidaten durchsetzte. Er löst damit Erfolgstrainer Holger Glinicki ab, der angekündigt hatte, sein Amt nicht weiterzuführen.

Wer den Lebenslauf Martin Ottos kennt, der wird seine Nominierung als logisch bezeichnen. Denn es gibt kaum jemanden, der auf mehr Erfahrung bauen kann. Otto hat unter anderem als „Fußgänger“ beim Godesberger TV und beim Rhöndorfer TV in der Bundesliga gespielt und war dann im Rollstuhlbasketball sehr erfolgreich – als Spieler und auch als Trainer.

Mit dem ASV Bonn feierte er nationale und internationale Erfolge – darunter drei deutsche Meisterschaften und einen Europapokalsieg – und vertrat als Nationalspieler die deutschen Farben bei Welt- und Europameisterschaften sowie bei Paralympischen Spielen. Möglich machte es eine spezielle Lizenz, die es auch „Fußgängern“ erlaubt, bei Rollstuhlbasketballern mitzuspielen. Voraussetzung dafür ist, dass sie aufgrund einer schweren Verletzung – bei Otto war es das Knie – nicht mehr „normal“ Basketball spielen können.

2008 wurde aus dem Spielertrainer nur noch der Coach Otto. 2011 wechselte er zum RBC Köln und arbeitete dort fünf Jahre. Gleichzeitig blieb er bei den Dragons Rhöndorf aktiv, wo er für die Entwicklung des weiblichen Nachwuchses und die Damen verantwortlich ist. Otto: „Das wird auch weiterhin so sein. Meine Tätigkeit als Bundestrainer fällt im Wesentlichen in die freie Zeit zwischen den Meisterschaftsrunden.“

Doch ohne die Erlaubnis seines Arbeitgebers Schloss Hagerhof, wo er als Sport- und Biologie-Lehrer arbeitet, wäre das Bundestrainer-Engagement nicht möglich gewesen. Schulleiterin Gudula Meisterjahn-Knebel und Hagerhof-Geschäftsführer Michael Laufer gaben grünes Licht. Otto: „Ich werde für die Maßnahmen mit der Nationalmannschaft freigestellt. Das ist nicht selbstverständlich, und dafür bin ich dankbar.“

Martin Otto wurde 1988 von seinen Eltern erstmals zu einem Rollstuhlbasketballturnier in Köln mitgenommen und war von der Sportart gleich fasziniert. Die gesamte Familie Otto ist vom Basketballvirus infiziert. Vater Werner war federführend im deutschen Schiedsrichterwesen, Mutter Silvia hat sogar Spiele der Männer-Bundesliga gepfiffen, die Brüder Ulrich und Stefan waren international als Schiedsrichter aktiv. Ulrich Otto hält einen Rekord: Kein anderer Schiedsrichter hat im Rollstuhlbasketball mehr WM- und Paralympics-Finalspiele gepfiffen.

Aufgrund des Verlustes einiger Leistungsträgerinnen sieht Martin Otto seine Aufgabe jetzt darin, die Nationalmannschaft wieder an die Weltspitze heranzuführen. Otto: „Das braucht natürlich seine Zeit.“ Erstes großes Ziel ist die Heim-WM 2018 in Berlin. Und dass sich die deutschen Rollstuhlbasketballerinnen für die Paralympics 2020 in Tokio qualifizieren, davon ist Martin Otto überzeugt.

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